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Weiss wie der Tod

Weiss wie der Tod

Titel: Weiss wie der Tod
Autoren: Roman Rausch
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holte aus und stieß ihm die Feder mit Wucht in die Leiste. Er bäumte sich auf und schrie gellend.
    «Bist du verrückt?!», rief Jenny verzweifelt. «Willst du ihn umbringen?»
    «Er wird noch darum bitten. Glaub mir», antwortete Lili kühl. Zu Stephan gewandt: «Sehr schmerzhaft, dieser Stich, ich weiß. Mal sehen, wie lange du durchhältst.»
    Sie ergriff den Schaft und drehte ihn im Kreis. Wieder fuhr Stephan hoch, wieder ein markdurchdringender Schrei.
    «Das Passwort.»
    Er spuckte Blut, hustete Silben.
    «Wie? Ich habe dich nicht verstanden.»
    Sie drückte den Füllfederhalter tiefer.
    Jenny hielt sich die Ohren zu und heulte.
    «Schau dir das ganz genau an», sagte Lili zu ihr. «Das ist es, was dich erwartet hätte, wenn ich nicht gekommen wäre.»
    Jenny schleppte sich zur Tür und rüttelte an der Klinke. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Der Schlüssel war abgezogen, lag irgendwo im Raum. Auf Knien rutschend, machte sie sich wimmernd auf die Suche.
    Lili sah sich unterdessen nach einem weiteren Folterinstrument um. Sie riss einen schmalen Streifen aus der Tischdecke und band ihn Stephan um das Geschlechtsteil. Dann zog sie die Schlinge mit aller Kraft zu.
    «Das Passwort.»
    Stephan krümmte sich zur Seite und erbrach sich. «Dein Würstchen ist dir doch so wichtig. Wenn du es behalten willst, dann empfehle ich dir, dein Maul aufzumachen.»
    Zwischen Erbrechen und den Krämpfen gab er nach. «Make-my-day12.»
    «Ein Eastwood-Fan. Wie originell.»
    Sie setzte sich ans Notebook und gab es ein. Das Laufwerk gab eine Vielzahl Dateien und Ordner frei. Alle trugen sie Frauennamen. Lena, Susanne, Chrissie … Jette. Sie öffnete ihn und war zufrieden.
    «Komm her», befahl sie Jenny. «Hier sind deine Vorgängerinnen.»
    Jenny reagierte nicht, sie suchte den Schlüssel.
    Lili stand auf und schob sie zum Notebook. «Schau dir das an. Dein Freund war ein eifriger Fotograf und Archivar. Darin sind sie alle gleich. Einer wie der andere. Sie geilen sich noch Jahre an den Bildern auf. Siehst du, was er mit dir vorhatte?»
    Jenny sah es und drehte nun beim Anblick zerstückelter Frauenkörper ganz durch. Sie fiel auf die Knie und heulte sich die Seele aus dem Leib.
    «Vergiss das niemals. Aber ich wette, wir haben noch nicht alles. Diese Schweine brüsten sich gern mit ihren Trophäen. Sie tauschen wie kleine Jungs ihre Kartensammlungen untereinander aus.»
    Ein paar Klicks weiter wurde sie fündig. Der Ordner enthielt Kontaktdaten von LordofLust, Schlitzo, DerMetzger …
    «Eine einzige Seuche, diese Kerle. Aber nicht mehr lange.»
    Sie nahm den bereitliegenden USB-Stick und kopierte die Daten hinüber.
    Ein Handy klingelte. Lili erkannte am Klingelton das ihre und holte es aus der Manteltasche.
    Sie kannte die Nummer des Anrufers nicht. «Ja?»
    «Ich bin’s», hörte sie ihren Vater sagen.
    «Hallo, Paps. Alles okay?»
    «Wo bist du?»
    «Unterwegs. Aber ich bin gleich zu Hause. Heute bringe ich ’ne Pizza mit. Einverstanden?»
    «Geht es dir gut? Bist du in Sicherheit?»
    Jetzt begriff Lili, dass etwas nicht stimmte. «Ja, mach dir keine Sorgen. Wie geht es dir?»
    «Es ist vorbei. Komm heim.»
    Ein Klick beendete das Gespräch.
    Sie nahm den USB-Stick zur Hand und überlegte, was nun zu tun sei. Die Zeit drängte, sie hörte, wie sich jemand von außen an der Tür zu schaffen machte. Gleich würden sie hereinkommen.
    «Jenny», sagte sie und half ihr vom Boden auf. «Nimm das. Gib es nicht aus der Hand. Du weißt, was es für uns Frauen bedeutet. Geh damit zur Weißen Lilie. Sie steht im Telefonbuch. Versprich es mir.»
    Jenny nickte, obwohl sie nicht verstand, was hier geschah.

67
    T horsten Waan saß rauchend vor einer Tasse Kaffee.
    Er hatte aufgegeben. Irgendwie schien er zufrieden zu sein. Lili war in Sicherheit, und der Spuk hatte ein Ende.
    Das Tonband war abgeschaltet. Levy und Michaelis saßen mit ihm allein im Befragungsraum. Sie wollten die letzten Unklarheiten in diesem Fall unter sechs Augen besprechen.
    «Sind Landau und Termühlen die einzigen Opfer, die auf Mandrak folgten?», wollte Levy wissen.
    Thorsten Waan grinste. «Nächste Frage, bitte.»
    «Wie kam Lili ihnen auf die Spur?»
    «Sie war in der Opferbetreuung bei der Weißen Lilie tätig. Dadurch wusste sie, wie die Software funktionierte. Man musste nur die vorhandenen Informationen mit den anderen verbinden, um Auffälligkeiten festzustellen. Alles Weitere war ein Klacks. Ich habe leider zu spät erkannt, dass sie die
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