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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel
Autoren: Nicola Förg
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entsetzlich.
    »Keine Ahnung. Es
     werden viele Prozesstage kommen, ich werde aussagen müssen. Wir werden sehen.
     Die wollen natürlich an die Köpfe der Doping-Mafia kommen. Ich bin da
     skeptisch: Die ganz oben erwischst du nie!«
    »Gerhard,
     wahrscheinlich werde ich alt. Was ist das für eine Welt? Das hier ist das
     Allgäu!« Jo hatte ihre Tasse mit einem Klack abgesetzt.
    »Ja, du kleine
     Träumerin, und auch das Allgäu hat Straßen, liegt sehr günstig zwischen
     Österreich und der Schweiz, und der letzte Bergbauernhof hat Internet.
     Erinnerst du dich daran, als diese Razzia im Drop In war? In den Achtzigern?
     Als plötzlich das Licht angegangen war, alle sich auf den Boden setzen mussten
     und Münchner Spezialeinheiten in Zivil einen Mafiaboss und mehrfachen Mörder
     hochgenommen haben? Und das in der Deckung des kleinen, harmlosen Provinznests
     Kempten. Jo, das war vor zwanzig Jahren schon kein Idyll hier!«
    »Ja, du hast ja
     Recht. Aber ich komm einfach nicht drüber weg, dass in dieser Geschichte jeder
     jeden gelinkt hat! Ich sehe diese ganzen Leute wie auf einer Treppe stehen.
     Jeder reckt seine Nase wie Killroy gerade bis über den nächsten Absatz. Und
     dass dieser Seppi so ein perfides Spiel spielen würde. Und diese brennende
     Alp!«
    »Komm, das zumindest
     müsste dir doch gefallen. Die Schumpa waren schon im Tal. Keine verbrannten
     Tierkadaver, da freut sich doch die Tierschützerfront mit ihrer heroischen
     Anführerin Jo.«
    »Das ist makaber!
     Fast wäre dein Kadaver verbrannt. Aber dieser Seppi, er hat, er ist, er …«
    »Ja, glaubst du
     denn, die Allgäuer sind alle per Geburt gut? Haben ein Gutmenschen-Gen? Es geit
     söttige und söttene. Verklär es doch nicht, bloß weil der Senn war. Das ist
     Heidiromantik. Er war kein Geißenpeter und Ostheimer kein Almöhi.«
    »Aber wenn mir nicht
     mal mehr die Heimat einen klaren Halt gibt!«
    »Das kann sie doch
     trotzdem tun. Sei realistisch: Bei uns gibt’s Dörfer, da solltest du deine
     Ahnen bis ins Mittelalter zurückverfolgen können. Sonst bist du draußen. Du
     weißt schon, da reicht schon die Tatsache, dass ein Ort diesseits, der andere
     jenseits der Iller liegt.« Gerhard zuckte mit den Schultern.
    »Ja, aber ich bin
     von hier. Ich brauche meine Wurzeln.« Jo war nicht zu überzeugen.
    »Darfst du ja auch
     haben. Aber auch du gehörst in bestimmten Zirkeln nie dazu. Da kannst du in
     alle Sportvereine eintreten und in den Schützenverein. Denk an die letzte
     Feuerwehr-Abstimmung in Diepolz. Was war das für ein Akt, dass Frauen aufgenommen
     werden. Es gab zwei Gegenstimmen, du weißt, von wem! Hättest du die beiden so
     eingeschätzt? Und eine Klausel wollten sie, dass Frauen zwar Feuerwehrlerinnen
     sein dürften, aber ein Passus in der Satzung stehen müsse: Beim Biertrinken
     dürften sie nicht dabei sein. So ist das Allgäu auch!«
    »Ja, das ist aber
     doch eher so eine Männer-Frauen-Kiste. Männer brauchen halt ihre weiberfreien
     Saufbiotope. Das versteh ich ja.«
    »Ja, Jo, aber
     fünfzig Prozent der Menschen, die hier leben, erreichst du dein Lebtag nicht.
     Du bist a G’studierte, du verkehrst in deinen Zirkeln. Du bist unverheiratet,
     lebst mit Tieren. Du hast keine Doppelhaushälfte und keine Kinder. Jo, du bist
     eine Hexe.«
    Jo musste lachen,
     vor allem, als Bianchi ihr auf die Schulter sprang. Nun, zumindest war diese
     Katze weiß!
    »Jo, Mädel! Wo
     bleibt meine Non-Konformistin? Anderssein tut nur weh, wenn man eine Gleiche
     sein will.«
    »Hast du ›meine‹
     gesagt?«
    »Wenn du’s so gehört
     hast!«

Nachwort
    »Es isch a richtige Viecherei«, sagen wir im Allgäu,
     wenn etwas ziemlich anstrengend ist. Für Gerhard war das ein besonders schwerer
     Fall – a Viecherei wegen all der Viecher und Viechdoktoren, die da involviert
     waren. Und weil es in dem Buch so tierisch zur Sache geht, danke auch ich ganz
     tierisch meinen Helfern:
    Dr. Silvia Dimigen,
     Viechdoktorin, die im fernen Kanada für mich in Sachen veterinärmedizinischer
     Medikamente recherchiert hat. Dr. Katrin Kieser, ebenfalls für tierische Tipps,
     und Jürgen Löhle für sein Wissen im Sportjournalismus und in Sachen Doping. Den
     Finks, dass ich mir ihre Alp sozusagen »leihen« durfte. Museumsbauer Richard
     Wiedemann für so manche gute Idee. Und in diesem viehischen Buch geht der Dank
     natürlich an »dia Haitr, d Katza und d Katzaboala«.
    Und noch ein Wort
     zum Dialekt: Aufmerksame Leser
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