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Weinzirl 03 - Kuhhandel

Weinzirl 03 - Kuhhandel

Titel: Weinzirl 03 - Kuhhandel
Autoren: Nicola Förg
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wieder ganz gut. Auf der Hälfte des
Weges kamen ihnen die Sanitäter entgegen, und Dominiks Protest ignorierend, luden
sie ihn auf eine Trage. Langsam zog die Karawane in die Dunkelheit. Von hinten
huschte ein Irrlicht heran. Es war Gerhard, der sie eingeholt hatte.
    »Hast du sie noch
rechtzeitig erreicht?«, fragte Jo angstvoll.
    »Ja, ums
Arschlecken!«
    Jo gab ihm einen
Rempler in die Seite. Was für eine Ausdrucksweise mitten in der Dramatik.
Gerhard blieb stehen und lachte: »Ja, ja, ja, ich hab sie noch erreicht.«
    Er packte Jo,
wirbelte sie herum, bis ihr ganz schwindlig war. Und dann standen sie beide da,
eng aneinander gedrückt. Jo befreite sich schließlich aus seiner Umklammerung.
    »Das hätte schief
gehen können.« Jo war noch immer nicht so recht in der Lage, Gerhards Euphorie
zu teilen.
    »Hätte – ist es aber
nicht! Du Unke!«
    Sie hatten die
Stallebene erreicht. Ein Strahler flutete die Wiese, gerade so, als hätte
jemand zu einer Alp-Party geladen. Die Sanis waren da, der Notarzt, Finks – und
Frau Weigand mit Dominiks Eltern und Karina. Die alte Dame hatte sie informiert
und es geschafft, mit ihrem Flitzer hierherauf zu fahren. Sie alle umstanden
die Trage, sie redeten alle wild durcheinander.
    Frau Weigand löste
sich aus dem Haufen und schlenderte auf Jo und Evi zu.
    »Nun, meine Damen!
Ich weiß, Sie in Ihren jungen Jahren werden jetzt lachen, aber es gibt diesen
ebenso alten wie banalen Satz: Man weiß nie, wofür es gut war. Ich weiß es: Ich
habe Sie beide kennen gelernt, und ich hoffe sehr, Sie ab und zu mal auf ein
Gläschen Champagner einladen zu dürfen. Ich habe meine Enkelin wiedergefunden,
und sie hat – glaub ich – auch jemanden wiedergefunden.«
    Sie blickten zur
Trage hinüber, wo Karina stand und Dominiks Hand gar nicht mehr loslassen
wollte.

13
    Schließlich wurde
     die Party aber doch durch die Abfahrt des Notarztwagens aufgehoben. Der Arzt
     hob in Gerhards Richtung den Zeigefinger und drohte ihm spaßeshalber.
    »Das ist jetzt aber
     genug. Zwei Einsätze z’oberst am Berg in so kurzer Zeit. Bis vor einer Woche wusste
     ich nicht mal, dass hier oben Häuser stehen. Bitte, Herr Weinzirl, das nächste
     Mal im Tal!«
    »Kann ich nicht
     versprechen!«, rief ihm Gerhard hinterher.
    Die Pflugs wollten
     mit Karina im Schlepptau ins Krankenhaus fahren und bedankten sich gerade
     überschwänglich bei Gerhard. Herr Pflug sah wieder aus wie Daktari, und seine
     schöne Frau rang mit den Tränen.
    »Immer erleben Sie
     mich als Heulsuse«, presste sie hervor. »Herr Weinzirl, Sie müssen uns mal zum
     Essen besuchen. Und ich verspreche Ihnen, ich kann auch lachen.«
    »Oh, das glaube ich
     Ihnen, und danke für die Einladung.«
    Pflug machte eine
     Bewegung, als wolle er alle umarmen. »Das gilt übrigens für Sie alle hier.
     Danke, Himmel noch mal: danke!« Dann wurde er ernst. »Herr Weinzirl,
     informieren Sie uns, was mit dem Entführer geschieht?«
    »Werde ich!« Gerhard
     nickte Evi zu. »Wir haben zu diesem Thema noch einiges in Kempten zu tun.« Er
     drückte den Finks ganz fest die Hand. »Danke Ihnen beiden. Ohne Ihre Umsicht
     hätte das ganz schön den Tobel runtergehen können. Ich hatte zeitweise das
     Gefühl, Sie leiten den Einsatz. Also, falls Sie mal einen Job suchen …«
    »Danke, das
     Rentnerdasein und die Alp reichen mir. Aber falls Sie unter der Salmaser Höhe
     mal wieder jemanden verlieren, melden Sie sich getrost bei uns.«
    Fink zwinkerte
     seiner Frau zu, die aus tiefstem Seelengrund sagte. »Na, fei bloß it!«
    Jo umarmte Evi und
     Gerhard, bevor sie zu Finks in den Honda stiegen.
    »Ich fahr mit Frau
     Weigand. Ruft ihr morgen an?«
    »Klar!« Evi warf ihr
     und Frau Weigand eine Kusshand zu, was bei Evi sicher purer Übermut war, dachte
     Jo.
    Auf einmal war es
     dunkel, und die Geräusche der Autos wurden leiser. Man sah die Lichter der
     beiden Wagen wie Irrlichter durch die Kurven tanzen. Sie blickten talwärts, bis
     Frau Weigand sagte: »Gehen wir. Lassen wir den Berg wieder ruhen.« Sie steuerte
     ihr kleines Juwel sicher bergab. Obwohl der Morgan so tief lag, gelang es ihr,
     nirgends aufzusetzen. Jo sah in den Himmel, und auf einmal waren die Sterne
     weg. Es war wirklich dunkel, und dann spürte sie einen Tropfen auf der
     Nasenspitze. Und noch einen.
    »Es regnet!« Sie
     jubelte fast.
    Das Verdeck glitt
     lautlos über ihre Köpfe, und Frau Weigand sagte lächelnd: »Ein mörderischer
     Sommer geht zu Ende. Endlich!«
    Als Jo
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