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Weinen in der Dunkelheit

Weinen in der Dunkelheit

Titel: Weinen in der Dunkelheit
Autoren: Unbekannter Autor
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Gleichmäßigkeit des Tones schläferte mich sacht ein. Richtig schlafen konnte ich nicht, meine Gedanken waren bei meinem Kind, ich sah immer sein kleines Gesicht vor mir.
Mutterpflichten
    Durch leichtes Rütteln an der Schulter wurde ich von einer unbekannten Schwester geweckt.
    »Wir fahren dich jetzt in dein Zimmer.«
    Sie schoben mein Bett durch den langen Flur, den ich zuvor in ellenlangen Stunden abgelaufen war. Die Frauen in meinem Zimmer schauten mich alle erfreut an, und als die Schwester den Raum verließ, gratulierten sie mir. Frau Köhler, eine Studentin, sagte:
    »Wir glaubten schon, wir sehen dich nicht wieder, du hast ja wie eine wandelnde Leiche ausgesehen.«
    Wir lachten alle, meine Müdigkeit war wie weggeblasen. Ich versuchte, mich im Bett aufzusetzen, was mir nur mit Hilfe von Frau Köhler gelang, dann schrieb ich meinem Bruder und dem Heim, daß ich einen Sohn habe.
    Wieder wurde ich geschüttelt, mit großer Anstrengung versuchte ich, meine Augen zu öffnen. Draußen war es finstere Nacht. Frau Köhler stand an meinem Bett:
    »Komm, steh auf, es ist Stillzeit.«
    »Ich will nicht, ich bin müde.«
    »Du mußt, die Kinder sind schon im Stillraum.«
    Kinder - mein Gott, ich habe ja ein Kind. Voller Freude zog ich den weißen Kittel über mein Nachthemd und ging in den Stillraum. Helles Neonlicht blendete mich, an den Tischen saßen Frauen mit entblößten Brüsten und stillten ihre Säuglinge, die schmatzende Geräusche von sich gaben.
    Auf einer langen Trage lag mein Sohn, zusammen mit dem Kind von Frau Köhler. Sie schrien gewaltig. Ich staunte, wie laut so kleine Kinder schreien können. Frau Köhler zeigte mir das Regal, wo meine Gläser standen. Eins zum Desinfizieren der Hände und der Brustwarze, mit einer übelriechenden Flüssigkeit. Ein weiteres mit Brustläppchen und Pinzette.
    Ich setzte mich an einen Vierertisch, bearbeitete meine Hände mit der Flüssigkeit, machte meine Brust frei und legte mein Kind an. In dem hellen, kahlen Zimmer fand ich die ganze Sache u nn atürlich. Alles in mir weigerte sich, ich wollte nicht stillen. Wie eine Kuh im Kälberstall, dachte ich und ekelte mich vor dem kleinen Mund, der vergeblich etwas aus mir heraussaugen wollte, was ich nicht hatte. Er suchte und zog an meiner Brust, es tat mir nur weh, aber Milch hatte ich nicht. Von dem großen Glücksgefühl beim Stillen spürte ich nichts. Dann brüllte er los, wie am Spieß. Verzweifelt versuchte ich, ihn mit Schaukeln zu beruhigen. Die anderen Frauen guckten entrüstet zu nur herüber, ich war den Tränen nahe.
    Eine Schwester kam herein, nahm den Kopf meines Kindes, drehte ihn zu meiner Brust und schob ihm meine Warze zwischen die Lippen. Sofort saugte und schmatzte er an mir herum. Angewidert schloß ich die Augen, da ließ er los und schrie wieder. Mit den Worten »Du hast noch keine Milch« nahm sie nur mein Kind weg und gab ihm die Flasche. Haßerfüllt sah ich sie an. Mein Kind kann ich allein füttern, wollte ich rufen, aber ein Kloß im Hals und viele Tränen hinderten mich daran. War ich schon jetzt eine schlechte Mutter? Ich heulte und heulte. Frau Köhler führte mich tröstend in mein Zimmer.
    »Sie nicht traurig, viele Frauen können nicht sofort stillen, aber morgen ist es soweit, glaub mir.«
    Sie ahnte nicht, daß ich nicht stillen wollte.
    Wie ein Igel rollte ich mich unter meiner Decke zusammen und weinte mich in den Schlaf.
    Mit dem Stillen wurde es nichts, ich bekam hohes Fieber und mein Kind die Flasche.
    Drei Tage stellten mich die Ärzte auf den Kopf. Die Lunge wurde geröntgt, es folgten Blutabnahmen. Spezialisten, wie Frauen- und HNO-Ärzte, wechselten sich an meinem Bett ab, keiner fand den Grund. Mein Fieber wurde höher und höher und blieb.
    Doktor Israel kam plötzlich wieder, seit meiner Entbindung hatte ich ihn nicht gesehen.
    »Was muß ich von dir hören, du machst mir ja Kummer.«
    Sofort liefen mir wieder die Tränen, und ich sagte:
    »Meine Brust tut so weh.«
    Ich sollte sie freimachen, sein Gesicht verfinsterte sich.
    »Wie lange hast du das schon?«
    Die rechte Brust war groß, steinhart und voller Knuddeln, die mir starke Schmerzen verursachten.
    »Seit zwei Tagen.«
    »Pumpst du regelmäßig ab?«
    »Ja, aber es kommt nichts heraus.«
    Schnell verließ er das Zimmer und kam mit einer elektrischen Pumpe und zwei Windeln zurück.
    »Pumpe, so oft du das Bedürfnis hast und bis nichts mehr kommt, sonst müssen wir schneiden.«
    Tag und Nacht lief die Maschine, die
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