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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Muss bei anderen bleiben, kann heute nicht kommen, schlafe in Auto.“
    Ich will mit ihr reden, ihr von Birgit Zauner erzählen.
    „Wir treffen uns auf Hügel am Wald, dort, wo unten auf Treberndorf-Seite Hochstand ist. In halbe Stunde. Kein Licht bitte.“
    Ich bereue die Verabredung schon, wir hätten auch morgen oder übermorgen in Ruhe über die Sache reden können. Es ist beinahe Vollmond, ich schalte die Scheinwerfer meines kleinen Fiats ab, taste mich auf dem Feldweg vorwärts, komme zum Hochstand. Mir schaudert. Schwarze Schatten. Der Hochstand steht finster und bedrohlich da, wer weiß, wer hinter dem Schießschlitz lauert? Das Gras glitzert wie verwunschen. Ich atme durch, parke den Wagen so weit wie möglich von dem Platz entfernt, an dem Hans Berthold erschossen worden ist, gehe mit klopfendem Herzen die Rebzeile hinauf, erreiche den Hügelrücken. Aus dem Wald löst sich ein Schatten, ich halte einen Schrei zurück. Es ist Vesna, sie winkt. Ich gehe zu ihr, wir bleiben hinter den ersten Bäumen stehen. „Habe getan, als will ich noch spazieren gehen“, erklärt Vesna, „vielleicht werde ich nicht beobachtet, aber der eine Rumäne schaut immer seltsam, vielleicht gefalle ich ihm auch mit diesen schrecklichen Haaren.“ Sie verzieht das Gesicht. „Aber besser, man ist vorsichtig.“
    Ich erzähle ihr, was ich von Nicole Kaiser und Christian erfahren habe.
    „Sehr interessant“, nickt Vesna, „man muss mit dieser Birgit reden. Vielleicht hat sie von Machenschaften bei Kaiser gewusst und Hans erzählt.“
    Eben.
    „Beweise habe ich nicht gefunden“, fährt Vesna fort, „dabei war ich sogar in Büro. Es geht drunter und drüber hier, sicher auch weil Kellermeister fehlt, aber … ist irgendwie abgewirtschaftet. In Büro habe ich gesehen, dass sie in Tschechien viel Weingärten gekauft haben, jetzt scheint nicht gut zu gehen, böse Briefe an einen Verwalter oder so. Ich glaube, Illegales haben sie rechtzeitig weggeräumt. Polizei war noch einmal da, sogar Zuckerbrot selbst. Ich bin schon erschrocken, er erkennt mich, aber hat mich nicht erkannt. Wer schaut schon auf Lesehelferin mit schreckliche Frisur? Zum Glück.“
    Wir waren zu sehr in unser Gespräch vertieft – als die Scheinwerfer über die Hügelkuppe leuchten, können wir nicht mehr fliehen. Wir ducken uns hinter den Büschen. Sucht man Vesna? Was ist das bei Kaiser? Ein Straflager? Der Wagen parkt nur einige Meter von uns entfernt. Ein zweites Auto, es kommt aus der anderen Richtung.
    „In den Wald“, zische ich Vesna zu. Sie schüttelt wild den Kopf. „Nicht bewegen, sonst sieht er uns.“
    Das zweite Auto hält, ein schlanker Mann steigt aus. Die Tür des ersten Autos geht auf. Im Mondlicht kann ich die beiden sehen. Sie treten ohne Gruß aufeinander zu. Christoph Kaiser und Frankenfeld.
    „Du hängst mit drinnen, ist dir das klar?“, sagt Kaiser.
    „Ich mache nicht mehr mit“, erwidert Frankenfeld.
    „Glaubst du, dass die nicht schon lange alles durchschaut haben? Die spielen nur mit dir.“
    „Du kannst sagen, was du willst. Ich werde auspacken, ich weiß, dass diese Valensky eine Story plant.“
    „Das weiß ich schon lange. Aber ohne uns bist du gar nichts.“
    „Ihr seid nichts ohne mich.“
    Ich rutsche ab, ein Ast knackt, Vesna umklammert meinen Arm, hindert mich so daran, davonzulaufen.
    Scheinwerfer, direkt auf uns gerichtet, ich sehe nichts mehr, bin geblendet.
    „Da hast du es!“, schreit Kaiser.
    Vesna hüpft plötzlich aus dem Gebüsch auf die Lichtung, „Hab nix gesehen, gar nix, Frau wollte abwerben, wollte böse Geschichte gegen Geld, hab nix gesehen!“
    Ich nehme all meinen Mut zusammen, trete so selbstsicher wie möglich aus den Büschen, herrsche Vesna an: „Sei ruhig, es war ein Fehler, sich mit dir zu treffen, du kannst gehen.“ Vesna rennt Richtung Großhofing davon.
    Zu den beiden Männer gewandt sage ich: „Aber Ihr Gespräch war interessant. Sehr aufschlussreich.“ Dann gehe ich den Hügel hinunter, Richtung Auto. Bei jedem Schritt habe ich das Gefühl, jetzt kommt der Knall, die Kugel. Doch ich drehe mich nicht um. Obwohl es kaum mehr als zehn Grad hat, bin ich schweißgebadet, als ich beim Auto ankomme. Ich steige ein, wende, fahre los, diesmal ist es mir egal, wenn ich mit der Bodenplatte über irgendwelche Steine schürfe, nur weg von diesen Bäumen und Blättern und Reben, dieser unbeeindruckt vor sich hin atmenden Natur. Ein Ortsschild, eine Straßenlaterne, Menschen. Ich höre, dass ich
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