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Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wein & Tod - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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bis er mich für ein Stündchen einschieben konnte, immer bereit zu sein, hierhin oder dorthin zu fahren, wo es gerade sicher war und wann es ihm gerade passte. Letztlich hat er seine Frau geliebt und ich … mir war klar, dass es vor mir auch andere gegeben hatte. Also wir … seine Freundinnen waren wohl so etwas wie eine zusätzliche angenehme Seite seines Lebens, etwas Zuckerguss, aber auf den kann man, wenn’s sein muss, auch verzichten.“
    „Sie haben Christoph Kaiser wegen ihm verlassen?“
    „So kann man das nicht sagen. Mit dem ist mir alles zu eng geworden. Ich habe ihn eine Zeit lang sehr gern gemocht, seine Ernsthaftigkeit, sein Bemühen, trotz der schrecklichen Geschwister den Betrieb am Laufen zu halten, er hat dafür seine Karriere, seine Träume aufgegeben, er war für mich beinahe so etwas wie ein … tragisch-romantischer Held. Zumindest am Anfang. Dazu noch das wunderschöne Weingut. Ich komme aus kleinen Verhältnissen. Und ich habe sehr viel Phantasie – wahrscheinlich gar nicht gut für eine Naturwissenschaftlerin. Aber zu dem Zeitpunkt, als ich Hans kennen gelernt habe, war schon klar, dass ich mich von Christoph verabschieden würde. Er ist in gewisser Hinsicht eher seltsam … neurotisch, würde ich sagen. Es war bei einer Weinverkostung, es hat zwischen Hans und mir sofort gefunkt.“
    „Haben Sie von … nicht ganz legalen Praktiken im Weingut Kaiser gewusst?“
    „Hm. Ich bin keine Expertin, mir ist erst bewusst geworden, dass da manches am Gesetz vorbeiging, als mich Hans danach gefragt hat.“
    „Er hat Sie ausgehorcht?“
    „Das ist ein zu hässliches Wort, er hat das Weingut Kaiser als Konkurrenz gesehen. Er wollte nach oben, es war ein bisschen so wie David gegen Goliath, also habe ich David unterstützt.“
    „Und ihm erzählt, was Sie gesehen haben … Wie hat er reagiert?“
    „Er hat einmal irgendwas gesagt wie: ‚Jetzt habe ich ihn. Das können sie sich nach dem Weinskandal nicht leisten.‘“
    „Kann es um einen Großauftrag gegangen sein, hinter dem beide her waren?“
    „Tut mir Leid, das weiß ich nicht, von seinen Geschäften habe ich wenig mitgekriegt, außerdem kenne ich mich besser mit den Böden aus, auf denen die Reben wachsen, als mit dem Weinbau. Und: Unsere Beziehung bestand in erster Linie aus einem Schäferstündchen hie und da.“
    „Sowie der Weitergabe von Informationen.“
    „Es war nur das, was ich, ohne es darauf angelegt zu haben, gesehen habe. Ich habe nicht spioniert, wenn Sie das meinen.“
    „Nein, ist schon gut. Welche Rolle hat Frankenfeld gespielt? Wie viel konnte er entscheiden?“
    „Was den Keller anging, alles. Es hatte für mich oft den Anschein, als sei er der eigentliche Besitzer, so hat er sich mit dem Betrieb identifiziert. Aber vielleicht hatte das auch mit seiner adeligen Abstammung zu tun, einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein. Ich dachte mir immer, dass er hervorragend auf das Weingut gepasst hat. Und er war sehr fleißig. Warum ist das alles so wichtig?“
    „Vielleicht hat das Weingut Kaiser mit dem Tod von Hans zu tun. Und mit dem Tod eines Arbeiters. – Kann ich das schreiben, was Sie mir erzählt haben? Und würden Sie es auch einem Polizeibeamten gegenüber wiederholen?“
    „Ja, das können Sie, warum nicht. Aber ich möchte den Text zuerst sehen, ich möchte nicht als Spionin dastehen. Und mit der Polizei kann ich auch reden, wenn Sie meinen, dass es weiterhilft. Nur, ich warne Sie: Die Telefonverbindungen hier sind unberechenbar.“
    Das habe ich schon gemerkt.
    Ich setze mich sofort an den Computer und schreibe aus dem Gedächtnis mein Interview mit Birgit Zauner. Warum habe ich nicht daran gedacht, unser Gespräch mitzuschneiden? Aber es geht auch so. Dazu ein Artikel, in dem ich meine Schlussfolgerungen unterbringen kann. Heute ist Redaktionsschluss. Aber der Chefredakteur ist mir noch etwas schuldig und er wird sich gegen die Story im letzten Moment nicht sperren, erstens ist sie gut und zweitens habe ich da so gewisse Bilder … Wie schnell man eigentlich zur Erpresserin werden kann. Ich sehe Hans beim Joggen auf der Waldlichtung. Er spricht mit jemandem. Frankenfeld? Kaiser? Droht, wenn sich Kaiser nicht von den Aufträgen zurückziehe, dann mache er publik, was er von Birgit Zauner erfahren habe. Das mit dem umdeklarierten Wein, mit den vielen Tankzügen mit Billigwein, das mit den Chips, vielleicht auch die Sache mit der unregelmäßigen Bezahlung der Arbeiter. Aber er wurde vom Hochstand aus
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