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Weil du mich liebst

Weil du mich liebst

Titel: Weil du mich liebst
Autoren: Beth Kery
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nebulöse Traumwelt, sie hörte mehrere Menschen miteinander reden. Sie war derart erschöpft, dass sie aus Leibeskräften, mit all dem ihr zur Verfügung stehenden Willen paddeln musste, um an die Oberfläche, zu Bewusstsein zu kommen.
    Es ist wichtig. Wach auf.
    Sie schlug die Augen auf, als sie ihre eigene Stimme in ihrem Kopf gehört hatte. Sie brauchte einen Moment, um sich daran zu erinnern, wo sie war – im Krankenhaus von Cabourg, wohin die Krankenwagen Ian, Lucien und Gerard gebracht hatten, nachdem sie vor Ort eingetroffen waren. Die Bilder und Eindrücke dessen, was geschehen war, waren so verwirrend – das aus Ians Wunde austretende Blut, die Ankunft der Sanitäter, die Befragung durch die Polizei im Krankenhaus, wo sie doch vor Sorge um Ian und Lucien noch so abgelenkt gewesen war. Auf dem Weg ins Krankenhaus hatte Ian das Bewusstsein verloren, was ihre Nervosität und Angst nur noch gesteigert hatte. Sie befürchtete, dass die Wunde doch schlimmer war, als er sie mit seinem Verhalten gleich nach der Schießerei Glauben machen wollte. Im Krankenhaus angekommen stabilisierte er sich allerdings recht schnell wieder und war schon bald für die Operation bereit, die die Kugel aus seiner Schulter entfernen sollte.
    Es war jetzt der zweite Morgen nach diesem ganzen bizarren Albtraum.
    Ian erholte sich recht schnell von dem Eingriff. Auch Lucien ging es wieder gut, er war bereits am Abend zuvor wieder entlassen worden, kurz nachdem Elise eingetroffen war. Dagegen war Gerard noch nicht wieder zu Bewusstsein gekommen. Die Ärzte hatten Schwierigkeiten gehabt, ihn zu stabilisieren, um ihn operieren zu können, und sein Zustand war weiterhin sehr kritisch. Die Kugel hatte ihn im Bauch getroffen, eine ganze Reihe innerer Organe verletzt und innere Blutungen ausgelöst. Zudem war die Kugel nach oben gestiegen und hatte einen seiner Lungenflügel verletzt.
    Die Krankenschwester, die in der vergangenen Nacht Dienst gehabt hatte, zeigte Mitleid mit Francesca, die in einem Stuhl neben Ians Bett zusammengesunken war. Francesca hatte sich geweigert, von seiner Seite zu weichen, selbst dann noch, als Anne und James eingetroffen waren und darauf bestanden hatten, sie solle in ein Hotel ziehen und für ein paar Stunden schlafen. Die Schwester hatte Francesca dann ermutigt, sich gegen halb vier am Morgen in das Zusatzbett in Ians Zimmer schlafen zu legen. Als Ian aus seiner Narkose erwacht war und ein bisschen mit ihr gesprochen hatte, konnte sie sich beruhigter hinlegen. Sie war hinüber zu dem leeren Bett getorkelt und in einen erschöpften, traumlosen Schlaf gefallen.
    »Nein, natürlich verstehe ich das«, hörte sie Ian sagen, als sie sich selbst mühsam von der Matratze erhob. Es ermutigte sie zu hören, dass seine Stimme wieder stark und erholt klang, auch wenn ein wenig Besorgnis in ihr mitschwang. »Ihr hättet mich nicht um Erlaubnis fragen müssen. Selbstverständlich solltet ihr gehen.«
    »Bist du sicher?«, hakte Anne leise nach.
    »Denn wir würden nicht hingehen, wenn du es nicht willst. Nach dem, was Gerard dir angetan hat, würde ich das absolut verstehen«, sagte James. Trauer überkam Francesca, als sie hörte, wie gedrückt James’ Stimme war. Er war am meisten von Gerards eklatantem Betrug erschüttert.
    »Ich bin nicht der Richter, der darüber zu entscheiden hat, ob Gerard alleine sterben soll oder nicht«, beharrte Ian. »Geht zu ihm. Setzt euch zu ihm. Er gehört zur Familie.«
    »Der Sohn meiner Schwester …« James brach den Satz ab. Jemand ließ ein ersticktes Geräusch hören. Francesca ging um den Vorhang herum und sah, dass James das Gesicht in den Händen vergraben hatte. Er war offensichtlich aufgelöst. Bei diesem Anblick wurde ihr Herz von Leid ergriffen. Anne warf ihr einen hilflosen Blick zu. Francesca fiel nichts ein, was sie hätte sagen können. Anne nahm ihren Mann an die Hand und führte ihn aus dem Zimmer.
    Francesca trat an Ians Bett. Düster blickte er sie aus dem Krankenhausbett an, wo er so gestützt wurde, dass möglichst wenig Druck auf der Operationswunde lastete. Sie strich ihm über den Haaransatz, küsste ihn auf die Schläfe und atmete gierig seinen Duft ein, um sich seiner zu vergewissern. Erfreut stellte sie fest, dass er schon ein bisschen mehr Farbe im Gesicht hatte als am Tag zuvor, obwohl er noch deutlich von der Narkose gezeichnet war.
    »Die Ärzte glauben, dass Gerard nicht mehr lange leben wird«, erklärte er. »Meine Großeltern wollten mich um Erlaubnis
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