Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weil du mich erloest

Weil du mich erloest

Titel: Weil du mich erloest
Autoren: Beth Kery
Vom Netzwerk:
geht?«
    »Das gehört einfach dazu. Normalerweise macht sich irgendein Spinner da mit völlig gegenstandslosen Drohungen lächerlich«, erklärte er teilnahmslos.
    »Und unnormalerweise?«
    »Deswegen habe ich ja eine so gute Sicherheitsabteilung«, sagte er mit scharfem Blick. Es wurde langsam warm im Raum. Er knöpfte seine Jacke auf und blickte schuldbewusst auf Francescas blasses, starres Gesicht, als sie nicht antwortete. »Es ist noch nie so viel passiert, dass du dir hättest Gedanken machen müssen. Jetzt komme ich mir wie ein Idiot vor, dass ich nicht daran gedacht habe, dass dir in der Position, in die ich dich gebracht habe, etwas Ähnliches zustoßen könnte. Dafür«, er blickte ihr in die Augen, »möchte ich mich entschuldigen.«
    Für einen Sekunde war sie verblüfft. Dann gewann sie ihre Fassung wieder und schüttelte den Kopf. Er hielt den Atem an, als sie weich lachte.
    »Glaub es mir, wenn du magst, oder auch nicht, aber es hat mir Spaß gemacht, bei dem Tyake-Deal mitzuarbeiten. So hatte ich etwas, worauf ich mich stürzen konnte. Es war besser, als ich es vorher erwartet hätte.«
    »Ich habe immer gesagt, dass du einen ausgeprägten Geschäftssinn hast.« Sie erwiderte seinen Blick, und nun verstand er. »Okay, alles klar. Das war nicht die Entschuldigung, die du wolltest.«
    »Oder die ich erwartet habe«, ergänzte sie ruhig. Eine Sekunde lang dehnte sich die Stille zwischen ihnen. Sie wurde dicker, schwerer. »Es hat mir Freude bereitet, dir zu helfen, Ian. Dich zu unterstützen. Damals war mir das nicht so deutlich, aber jetzt weiß ich es. Das war die einzige Möglichkeit, die du mir gelassen hast, etwas für dich zu tun. Du hast es mir ja nicht erlaubt, deine anderen Belastungen mit dir zu teilen.«
    Er hörte die Frustrationen in ihrer Stimme und verstand.
    »Mir ging es gut, Francesca …«
    »Du warst völlig gebrochen«, unterbrach sie ihn schonungslos.
    Er kniff den Mund zusammen. Schmerz machte sich in seiner Brust breit, und er versuchte ihn zu unterdrücken. Den freigewordenen Raum nahm dann Ärger ein. Deswegen mochte er solche Gespräche nicht. Sie rissen alte Wunden auf. Ließen ihn Dinge spüren , wenn er es gar nicht brauchen konnte.
    »Wie hättest du dich gefühlt«, fragte sie mit leiser, zittriger Stimme, »wenn ich so verletzt worden wäre wie du und einfach davongelaufen wäre, ohne dir die Chance zu geben, mich zu trösten? Wie würdest du dich dann fühlen? Ian?«, drängte sie ihn, als er nicht reagierte. Sie trat einen weiteren Schritt auf ihn zu.
    Seine Nasenflügel bebten, als er versuchte, tief Luft zu holen und gleichzeitig den Mund geschlossen zu halten, damit er nicht … ja, was nicht sagte? Er wusste es nicht. Er wäre in diesem Moment gerne weggelaufen, aber Francescas Augen verboten es ihm.
    Sie hob erwartungsvoll, gespannt die Augenbrauen.
    »Wütend«, gestand er schließlich. »Verzweifelt.«
    »Ganz genau.« Sie ging nun ganz nahe zu ihm hin und legte ihre Hände an sein Gesicht. Ihre Augen verbrannten ihn wie dunkles Feuer. Der Schmerz in seiner Brust nahm zu, obwohl er sich doch alle Mühe gab, ihn in Schach zu halten. Mit verzerrtem Gesicht packte er ihre Handgelenke und wollte sie wegschieben. Doch genau damit hatte sie gerechnet. Sie befreite ihre Hände aus seinem halbherzigen Griff und warf ihr Gewicht gegen ihn, sodass er sie auffangen musste. Nun hatte er ihre Hüfte unter dem Mantel gepackt, sie fasste nun sein Kinn wieder und zog sein Gesicht zu sich nach unten.
    Verdammt. Das hatte er nicht erwartet; er hatte ihre ungewöhnliche Stimmung falsch eingeschätzt. Darauf war er nicht vorbereitet.
    Sie presste ihren Oberköper an seinen und stellte sich auf die Zehenspitzen. Dann küsste sie ihn. Süß. Süchtig machend. Nachdrücklich. Das Verlangen zögerte nicht, sondern eroberte sein Blut und wusch all seine Zweifel … seine Wut … seinen Stolz hinweg. Er hätte fortgehen sollen, solange er es noch konnte, sich in der Einsamkeit verstecken, um diesen Schmerz zum Schweigen zu bringen.
    Nachdem er sie geschmeckt hatte, wusste er, dass er bleiben würde.
    Es war wie ein Ausharren in züngelnden Flammen, ein Akzeptieren dessen, was sie ihm gab … im Wissen, dass sie seinen Schmerz kannte … ihr die Pflege seiner Wunden zu erlauben. Das war keine bewusste Entscheidung von ihm. Er konnte sich einfach nur nicht mehr rühren. Er war zwischen Schmerz und Schande auf der einen sowie ungezügeltem Verlangen auf der anderen Seite wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher