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Weil du mich erloest

Weil du mich erloest

Titel: Weil du mich erloest
Autoren: Beth Kery
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weiß es nicht.« Sie griff hinter sich aufs Bett, stand auf und schlüpfte nackt in den schwarzen Kaschmirmantel, den er ihr einmal geschenkt hatte. Das mochte er nicht. Ihr nackter Körper war immer eine Augenweide für ihn – schön gerundet, fest, wunderbar feminin, in Form und Gestalt sein wahrer Traum. Er freute sich darauf, sie bald aufs Bett legen und ihr all das Vergnügen mit Zins und Zinseszins zurückgeben zu können, das sie ihm eben verschafft hatte. Finster ergriff er ihre Hand. Besser, sie würde nicht noch einmal versuchen fortzulaufen …
    »Das ist keine Antwort, Francesca.«
    Sie seufzte. Es schien ihr tatsächlich schwerzufallen, sich zu erklären.
    »Es stimmt aber, ich weiß nicht, warum ich nun anders fühle. Alles, was ich weiß, ist, dass ich sehr bald wieder wütend auf dich sein werde, wenn du wieder verschwindest. Aber irgendetwas … ist passiert.«
    »Was ist denn passiert?« Er hielt noch immer ihre Hand.
    »Ich habe mit deiner Großmutter gesprochen und sie …«
    »Ja, was?« Er hob sie auf seinen Schoß, denn der Abstand zwischen ihnen gefiel ihm nicht. Ungeduldig öffnete er ihren Mantel, um seinen Blick über ihre nackten Brüste, den Bauch und ihre Beine streifen lassen zu können. Das war zugegebenermaßen eine primitive Geste, um ihre Verfügbarkeit für ihn zu demonstrieren … eine vermutlich nutzlose, aber schlichte Erinnerung an ihre Intimität. Seine Liebe für sie wurde immer stärker, als er ihr feines Lächeln sah. Sie verstand ihn wirklich erschreckend gut. Er legte seine offene Hand auf ihre Wange und drehte ihr Gesicht zu seinem, eine wortlose Aufforderung weiterzureden.
    »Sie versteht dich offenbar besser, als ich es tue«, sagte sie, vielleicht etwas bedauernd. Ihr wohlriechender Atem streifte sanft sein Gesicht.
    Seine Augenbrauen runzelten sich.
    »Ich glaube, wir wissen beide, dass das nicht dasselbe ist. Sie ist meine Großmutter. Nicht meine Geliebte.«
    »Bin ich das denn? Deine Geliebte?« Ihre Stimme war schon fast ein Flüstern.
    »Immer«, sagte er und drückte seine Lippen auf ihre. »Egal, ob du in meinen Armen liegst oder nicht.«
    Er sah, wie sie schlucken musste, und war nicht sicher, ob sie gerade gegen Tränen ankämpfte. Ihre Stimme war jedenfalls stark genug, als sie fortfuhr.
    »Anne hat mich daran erinnert, wie wichtig es für dich ist, dich auf etwas zu konzentrieren … von den Dingen eine klare Vorstellung zu haben … ein präzises Verständnis. Ich bin mit dir nicht einer Meinung darüber, wie wichtig dieser Trevor Gaines ist, Ian. Ich glaube, du misst ihm viel zu viel Bedeutung bei.«
    »Ich weiß, dass du das glaubst«, erwiderte er gelassen und strich mit seinem Daumen über ihre Wange.
    »Aber ich verstehe, welche Bedeutung es für dich hat, deine Vergangenheit zu verstehen.«
    Sie blickten sich an. Ihre dunklen Augen wurden feucht.
    »Ich weiß, dass du gelitten hast, und ich hasse die Vorstellung mit allem, was in mir ist, dass du das alleine durchmachst. Ich habe nicht aufgehört, mich darüber zu ärgern, dass du mich angebrüllt hast.«
    »Aber?«, erwiderte er schnell und ruhig.
    »Aber ich bin es leid, so zu tun, als wären mir deine Taten völlig unverständlich«, brach es aus ihr heraus. »Dass ich dich liebe, gibt mir nicht das Recht, von dir zu verlangen, anders zu sein als so, wie du bist … anders als der, der du bist. Und nur, weil ich nicht deiner Meinung bin und weil ich glaube, dass du mit deiner Trauer in aussichtsloser Art und Weise umgehst, ändert das nichts an der Tatsache, dass ich dich liebe. Und dich immer lieben werde.«
    Beide schwiegen eine Weile, Ian war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch atmete.
    »Wenn ich ehrlich bin«, fuhr sie dann in einem gemäßigteren, gedämpfteren Ton fort, »muss ich sagen, dass mich deine Reaktion auf Trevor Gaines und den Tod deiner Mutter nicht wirklich schockiert hat. Ich bin vielleicht nicht damit einverstanden, wie du mit der Trauer umgehst, aber ich verstehe es. Ich verstehe dich . Ich kann nicht einfach so selbstgerecht weitermachen wie bisher. Denn dein Verbrechen besteht doch eigentlich nur darin, nicht so zu trauern, wie ich es von dir erwartet habe, auf eine Art, die mir angemessen erschien.«
    Er betrachtete ihre erröteten Wangen und leicht abgewandten Augen. Er hätte ihr gerne gedankt, doch aus irgendeinem Grund war das zu schwer für ihn. Sein Kehlkopf hatte seinen Betrieb eingestellt. Er streichelte ihr Gesicht. Vielleicht verstand sie ihn,
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