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Weil du mich beruehrst

Weil du mich beruehrst

Titel: Weil du mich beruehrst
Autoren: Beth Kery
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darüber, wir haben alle lange geschlafen«, versicherte Anne ihr. »Aber du siehst rosig aus heute Morgen. Du scheinst gut geschlafen zu haben. Das freut mich.«
    Sie nahm sich vor, bei Annes sie aufwühlenden Worten Ian nicht anzuschauen, obwohl sie seinen Blick auf ihren erröteten Wangen spürte. Aus den Augenwinkeln heraus fiel ihr auf, dass er ganz ähnlich angezogen war wie sie. Ihr Herz hatte früher immer schnell zu klopfen begonnen, wenn sie ihn einmal in Jeans gesehen hatte, was selten genug vorgekommen war. Denn das war ein Zeichen dafür, dass er vermutlich zu einem Motorradausflug mit ihr aufbrechen wollte. Auf offener Straße wurde er wirklich zu einem anderen Mann. Sie liebte den Anblick seiner vom Wind durchpflügten Haare, seiner spürbaren Entspannung, wo er ansonsten doch ein streng kontrollierter Typ war, seines breiten Lachens … den Anblick des vorbehaltlosen Lachens. Und trotz ihrer Ermahnung an sich selbst, nicht hinzuschauen, konnte sie es sich nicht verkneifen, unauffällig nach seinen langen, muskulösen, durch die Jeans verhüllten Oberschenkeln und schlanken Hüften zu schauen, als James ihr einen Stuhl heranschob und Anne ihr eine Tasse Kaffee eingoss.
    »Du wolltest doch nicht heute mit dem Bild anfangen, oder etwa doch?« Anne hatte den Zeichenblock und den Mantel bemerkt, den sie neben sich auf den Boden gelegt hatte. »Ich hatte doch gehofft, dass du ein paar Tage entspannen, ein bisschen Urlaub machen wolltest. Warum fängst du nicht im neuen Jahr an? Deine Leinwände und die anderen Materialien werden am dreißigsten geliefert. Nach der letzten Nacht wollten wir alle heute faul sein. Wir hatten überlegt, in der Stadt ins Kino zu gehen«, erklärte Anne und reichte ihr eine Porzellantasse mit Kaffee und Sahne. Francesca nippte an dem heißen Getränk.
    Aus irgendeinem Grund wuchs in ihr langsam die Irritation darüber, dass alle hier so zwanglos zusammensaßen und zu akzeptieren schienen, dass Ian so unerwartet zurückgekehrt war …
    … nach seiner langen, unerklärten Abwesenheit.
    Er hätte morden können, und seine Freunde und Familie hätte nichts Eiligeres zu tun, als es ihm wieder so angenehm wie möglich zu machen.
    Du warst gestern Nacht auch sehr eifrig darum bemüht, es ihm so angenehm wie möglich zu machen, du Heuchlerin.
    »Urlaub?«, wiederholte sie. Ihr lockerer Ton überspielte nicht nur ihre verwirrten Gedanken, sondern auch ihre Wut. »Heißt das, dass wir jetzt alle aus der Verantwortung gelassen sind?«
    »Aus der Verantwortung gelassen?«, fragte Anne, als sie wieder neben James Platz genommen hatte.
    »Hat Ian uns alle aus der Verantwortung gelassen?«, erläuterte sie. Ihre Wut erlaubte es ihr, Ian direkt anzublicken, während sie noch einen Schluck Kaffee trank. »Hast du vor, Noble Enterprises wieder allein zu leiten, jetzt, da du zurück bist?«
    Die verblüffte Stille verriet ihr, dass bislang niemand gewagt hatte, diese Frage zu stellen. Ian hielt ihrem Blick gelassen stand, bevor er antwortete.
    »Das habe ich noch nicht entschieden. Lin hat mich im Großen und Ganzen über das unterrichtet, was vorgefallen ist, und Lucien und Gerard haben mir gestern Nacht alle Einzelheiten zu dem Tyake-Deal erläutert.«
    »Ich hoffe, du bist mit unseren Bemühungen zufrieden.«
    Er reagierte nicht auf Francescas leisen Sarkasmus.
    »Das bin ich. Ihr habt die Dinge fast ganz genau so vorbereitet, wie ich es getan hätte. Alles ist so arrangiert, dass es im neuen Jahr weitergehen kann. Ich wollte eigentlich auf einen etwas offizielleren Moment warten, um euch allen zu danken, aber Francesca hat recht. Ich schulde euch allen meine Dankbarkeit … und meine Entschuldigung dafür, dass ich euch so unerwartet verlassen habe. Ich kann euch gar nicht genug danken für all das, was ihr für die Tyake-Übernahme geleistet habt.« Bei diesen Worten blickte er reihum alle an. Seine entspannte Ernsthaftigkeit sorgte bei ihr für nur noch mehr Erregung.
    »Dafür ist Familie ja da«, erwiderte James im Namen aller.
    Sie stand auf und ging mit ihrer Tasse zum Buffet. Sie hatte nicht vorgehabt, diese Dinge zu sagen; sie musste sich besser beherrschen. Niemand hatte ihre Verbitterung verdient, nur Ian. Nur sie selbst.
    »Ich hoffe, ihr habt Spaß im Kino«, sagte sie lächelnd, hob ihren Mantel, die Mütze und die fingerlosen Handschuhe auf, die sie im Winter fürs Zeichnen im Freien verwendete. »Ich werde mit ein paar groben Skizzen anfangen, bevor die Leinwände eintreffen.
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