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Weil du ein zärtlicher Mann bist

Weil du ein zärtlicher Mann bist

Titel: Weil du ein zärtlicher Mann bist
Autoren: Jill Shalvis
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ergriff sofort ihre Hand und erwartete ein Händeschütteln, doch stattdessen wurde er von Corinnes Mutter mit einer Umarmung willkommen geheißen. “Nun”, sagte er, völlig überrascht. Gefangen in ihren Armen, tätschelte er ihr schließlich unsicher den Rücken. “Äh, freut mich, Sie kennenzulernen, Dr. Atkinson.”
    “Oh, nennen Sie mich doch einfach nur Louisa.”
    “Mom!” Corinne sah jetzt weder wie eine Kommandantin aus noch wie eine Liebhaberin, die seine Welt erschüttert hatte, sondern wie eine ungezogene, schmollende Tochter. “Er gehört nicht hierher.”
    Louisa bedachte ihre Tochter mit einem strafenden Blick. “Ich habe dich aber anders erzogen.” Dann wandte sie sich wieder lächelnd an Mike. “Wir sind hier nicht sonderlich förmlich. Kommen Sie doch bitte herein.” Sie hakte sie sich bei ihm ein, führte ihn zur Terrassentür und fuhr im Plauderton fort: “Sie arbeiten also mit meiner Tochter zusammen? Wissen Sie, all diese Sachen, die ihr da oben im All macht, übersteigen meine Vorstellungskraft. Arbeiten die Solarzellen jetzt vernünftig? Und was ist mit dem komplizierten Computerkommunikationssystem? Es ist eine Schande, dass so kurz vor dem Start noch solche Probleme auftauchen mussten. Aber daran wollen wir jetzt nicht denken. Donald, Liebling, machst du bitte die Tür zu? Es zieht. Und, Corinne, stell den Wasserkessel auf. Und Sie, Mike, erzählen mir von sich.” Sie drückte aufmunternd seine Hand. “Woher kommen Sie? Ich stelle immer wieder fest, dass ihr Astronauten stets solche faszinierenden Werdegänge habt. Corinnes eingeschlossen”, fügte sie mit einem kleinen Lachen hinzu.
    Irgendwie fand Mike sich innerhalb kürzester Zeit auf einem bequemen Sofa in einem urgemütlichen Wohnzimmer mit einer Tasse Tee in der Hand wieder.
    Corinne lief unruhig auf und ab und blieb alle paar Sekunden stehen, um ihn mit einem wütenden Blick zu durchbohren, der, so könnte er schwören, ihre Mutter nur noch mehr amüsierte als ihn.
    Dabei hätte es ihm eigentlich peinlich sein müssen, hier unangekündigt und uneingeladen so hereinzuplatzen, aber er fühlte sich ausgesprochen wohl in dieser Umgebung und entschied, dass sie sich an seine Anwesenheit gewöhnen musste.
    “Oh, Himmel”, sagte Louisa jetzt und klatschte in die Hände, nachdem er ein wenig von sich erzählt hatte. “All diese Jahre in Russland. Das muss ja für Sie äußerst interessant gewesen sein. Ich war einmal vor ein paar Jahren zu einem Kongress dort, und ich finde, es ist eines der faszinierendsten Länder, die ich je kennengelernt habe. Wie glücklich Sie sich schätzen können, solch ein Erbe von ihrer Mutter mitbekommen zu haben.”
    Und im Handumdrehen hatte sie ihn für sich eingenommen. Er konnte nichts dagegen tun; gegen den Charme von Corinnes Mutter war er nicht gefeit. Vielleicht auch deshalb, weil er schon so lange seine eigene Mutter entbehren musste.
    Er sah wieder zu Corinne hinüber und begegnete ihrem plötzlich nachdenklichen Blick. “Ist was?”, fragte er sie leise, doch sie schüttelte nur den Kopf.
    Aber ihr Unbehagen über seine Gegenwart schien allmählich geringer zu werden. Als ihre Eltern aus dem Zimmer gingen, angeblich, um Kekse zu holen, wusste Mike, dass sie es taten, um sie allein zu lassen.
    “Du magst sie”, sagte Corinne seufzend und trat näher an ihn heran. “Ich hätte mir nie vorstellen können, dass du hier einmal sitzt, mit einer Teetasse in der Hand, und höfliche Konversation machst. Aber du bist hier.”
    “Ich hätte mir dich auch nie in so einer Umgebung vorstellen können. Und du bist auch hier.”
    “Wir sind beide hier.”
    “Ja.” Er streckte die Hand nach ihr aus und berührte ihre Finger. Er wollte, er brauchte und sehnte sich nach so viel mehr, dass es schon fast wehtat, und doch fand er keine Worte dafür. “Wie geht's jetzt weiter, Corinne?”
    “Das kommt ganz darauf an.”
    “Worauf?”
    “Warum du hier bist. Ja, warum bist du wirklich hier, Mike?”
    Er öffnete den Mund, doch da er keine klare Antwort auf ihre Frage wusste, jedenfalls keine, die er selbst verstanden hätte, schloss er ihn wieder.
    Seltsam niedergeschlagen, entzog sie ihm ihre Hand.
    “Was wolltest du denn hören?”, fragte er vorsichtig.
    “Das ist es ja”, flüsterte sie mit einem herzzerreißenden Seufzer. “Ich weiß es auch nicht.”

12. KAPITEL
    Kein Zweifel, Mikes Anwesenheit im Haus ihrer Familie machte Corinne Angst.
    Es schien, als gehöre er hierher. Verwirrt
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