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Weihnachtsmaerchen Fuer Kinder

Titel: Weihnachtsmaerchen Fuer Kinder
Autoren: Luise Buechner
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›Liebes Kind, die Sachen da gefallen dir wohl sehr gut, wähle dir etwas davon aus, was du am liebsten haben möchtest, ich will es dir zum Weihnachtsgeschenke geben.‹
    Das Kind ward dunkelrot vor Freude, seine Augen leuchteten, und sein Blick durchlief die bunte Reihe, die vor ihm prangte. Da reichte das Brüderchen wieder jauchzend mit dem Händchen empor. Das Mädchen drückte das Kind an sich, folgte seinem verlangenden Blick und sagte dann schüchtern, indem es die Augen niederschlug: ›Wenn Sie mir wirklich eine Freude machen wollen, so geben Sie meinem Brüderchen die goldglänzende Trompete, die da oben hängt, es möchte sie gar zu gern haben.‹
    Dem guten Christkind kamen die Tränen in die Augen, als es das hörte. Das war ein Kind nach seinem Sinn. Es gönnte dem Brüderchen lieber eine Freude als sich selbst. Schnell nahm Christkind die Trompete herunter, reichte sie dem Brüderchen hin, das hellauf lachte, und ging weiter.«
    »Da hätte doch das Christkind dem guten Mädchen auch etwas geben können!« rief Mathildchen eifrig.
    »Sei nur ruhig und höre weiter zu: Christkind machte es noch viel besser. Da es alle Menschen kennt, so wußte es, daß das brave Schwesterchen, welches seinen Bruder so liebhatte, Mariechen hieß, daß seine Eltern sehr arm waren, und daß sie ganz am Ende der Stadt in einem alten kleinen Häuschen wohnten.
    Am nächsten Abend war Weihnacht. Schon flammten überall die Christbäume, es jauchzten und lärmten die Kinder, in dem kleinen Häuschen aber war es dunkel und still.
    ›Wir sind zu arm, wir können das Christkind nicht bestellen‹, sagte die Mutter zu ihren fünf Kindern, als sie beieinander saßen und eines derselben fragte, ob denn das Christkind nicht auch zu ihnen käme? Dabei weinte sie, und die Kinder taten es auch. Nur der kleine Bruder war vergnügt, der schmetterte laut auf seiner Trompete, und das gute Mariechen, welches das älteste der Geschwister war, weinte auch nicht und sagte: ›Ach, wir sind doch vergnügt, wir haben einander ja so lieb.‹
    Auf einmal aber ward es lebendig vor dem kleinen Hause; es klingelte so sonderbar und leise durch die dunkle Nacht, und da kam ja wahrhaftig ein Eselein einhergetrabt, neben dem ging ein dunkler Mann mit einem langen weißen Bart, und auf dem Esel saß ein wunderschöner Engel mit weißen glänzenden Flügeln und einem lichtblauen Gewande, das war wie der Winterhimmel mit flimmernden Sternen ganz übersät. Das konnte ja wohl niemand anders sein als unser liebes Christkind mit seinem getreuen Knecht Nikolaus. Der band das Eselchen an die Türe fest, Christkind stieg ab, machte leise die Türe auf, und Nikolaus trug die schweren Tragkörbe, die er dem Esel abgenommen, in das Haus hinein.
    In der Küche stellten sie alles nieder, dann schellte Christkind laut und lange, daß sie drinnen in der Stube alle in die Höhe fuhren und nach der Türe liefen, um zu sehen, was das bedeute. Daß es so kommen würde, hatte sich der Nikolaus schon gedacht; er stand darum vor der Stubentüre und rief, als sie aufging, mit seiner Bärenstimme hinein: ›Es soll niemand herauskommen als das Mariechen!‹
    Da flohen alle voll Furcht wieder zurück, und nur Mariechen kam unerschrocken heraus und sagte: ›Da bin ich, was soll ich tun?‹
    ›Komm in die Küche!‹ brummte der Nikolaus jetzt etwas sanfter, und als sie hineinkam, da war diese ganz erfüllt von dem wunderbarsten Glanze, und Mariechen sah das Christkind leibhaftig vor sich stehen. Nun erschrak es so sehr, daß es fast umgefallen wäre. Christkind aber faßte es in die Arme, küßte es auf die Stirne und sagte: ›Kennst du mich noch?‹ – und als Mariechen erstaunt mit dem Kopfe schüttelte, fuhr es fort: ›Aber ich kenne dich, so wie ich alle guten und braven Kinder kenne. Ich war die Frau, die dir gestern auf dem Weihnachtsmarkt die Trompete für den Bruder gab, weil du ihm lieber eine Freude gönntest als dir selbst, und darum komme ich, um heute auch dir ein Vergnügen zu bereiten. Weil du so gerne gibst, sollst du jetzt deinen lieben Geschwistern und deiner Mutter an meiner Stelle bescheren. Ist dir das recht?‹
    Das gute Mariechen schluchzte laut vor Freude: ›O Christkind,‹ rief es, ›so viel verdiene ich ja gar nicht.‹
    ›Weine jetzt nicht, Mariechen, sondern eile dich, wir müssen wieder fort,‹ sagte Christkind, ›gehe hinein in die Stube und schicke sie alle in die Kammer, damit wir anfangen können.‹
    Mariechen wußte nicht, ob es
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