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Weihnachtsmaerchen Fuer Kinder

Titel: Weihnachtsmaerchen Fuer Kinder
Autoren: Luise Buechner
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und gar oft mußte Mathildchen sich auf die Fußspitzen stellen, um die schönen Kleider, die Uhren und goldnen Ketten, die Ringe und Armbänder, die prächtig gebundnen Bücher und herrlichen Bilder sehen zu können. Auf einmal aber standen sie einer hohen Wand gegenüber, an der man nicht mehr weiter konnte. Sie duftete ganz köstlich, nicht wie Rosen und Veilchen, aber für kleine Nasen noch viel süßer und herrlicher. Ja, was war denn das? Ei, Kinder, das war ein ganzes Gebirge von Lebkuchen, Anisgebackenem, Marzipan, verzuckerten Früchten, Schokolade-Bonbons, Zuckerbrezeln usw. usw.
    So viele gute Sachen hatte das Mathildchen noch nie in seinem Leben beieinander gesehen, und es sperrte vor Erstaunen die Augen so ungeheuer weit auf, daß das Christkindchen laut darüber lachen mußte.
    Es nahm aus der süßen Wand von jeder Sorte ein Stückchen und legte es in Mathildchens Schürzchen; es, waren aber so viele, daß sie kaum Platz darin fanden, und gar mancher Apfel und manche Nuß rollten wieder heraus und blieben unbeachtet an der Erde liegen. Christkindchen aber freute sich, daß Mathildchen nicht gleich ohne weiteres in das Marzipan oder den Lebkuchen hineinbiß, sondern hübsch damit warten wollte, bis es zu Hause sei.
    ›Jetzt komm, mein liebes Kind,‹ sagte es freundlich, ›nun du alle meine Herrlichkeiten gesehen, wähle dir zum Christgeschenk davon aus, was dir am besten gefällt.‹
    ›Ach,‹ seufzte Mathildchen, ›liebes Christkindchen, dort oben an dem Baum hängt eine Puppe mit blonden Locken, einem Strohhütchen mit einer Pfauenfeder, einer roten Bluse, roten Stiefelchen und einem schwarzen Gürtel, an dem eine kleine Ledertasche hängt. Diese Puppe gefällt mir am meisten von allen. Sie sieht mir so bekannt aus, als ob ich schon lange damit gespielt hätte, die möchte ich gar zu gerne haben.‹
    ›Du sollst sie bekommen, mein Kind‹, sagte Christkindchen, schüttelte seine Flügel ein wenig auseinander, flog hinauf und holte die Puppe, welche ganz oben an der Spitze hing, herunter.
    ›Und was nun noch?‹
    ›Noch mehr?‹ rief Mathildchen erfreut, ›ach, dann gebe mir für meine Puppe auch ein Bettchen, in dem sie des Nachts neben meinem Bette schlafen kann, und eine Wärmflasche darin, damit mein Kind sich nicht erkältet.‹
    ›Hier, mein Herz‹ sagte Christkind und reichte Mathildchen eines von den schneeweißen Bettchen hin, in dem nicht allein eine Wärmflasche, sondern auch ein schönes langes Schlafkleid und ein weißes Nachthäubchen lag. Mathildchen war außer sich vor Freude; es drückte bald die Puppe und bald das Bett an sich und hielt dabei sein volles Schürzchen fest, dabei sah es so drollig aus, daß selbst der Nikolaus lachen mußte.
    ›Wie ist es denn mit deinen Schuhen?‹ sagte jetzt das Christkind, ›ich meine, die blaulackierten Schuhe da aus Paris dürften im Sommer zu deinem weißen Kleidchen recht niedlich aussehen, die wollen wir auf das Puppenbett legen, und eines dieser Bilderbücher wäre für die langen Winterabende, die noch nach Weihnachten kommen, auch nicht zu verachten, meinst du nicht?‹
    ›Christkind, liebes Christkind, du gibst mir zuviel, du bist zu gut‹, rief Mathildchen entzückt und fiel vor dem Christkindchen auf die Knie und sah es mit ganz verklärten Augen an. Aber Christkind hob es wieder auf, fuhr ihm mit seiner weißen Hand über die Locken und sprach sanft: ›Du bist dankbar und bescheiden, meine Kleine, das ist mir lieb; bleibe nur so, und damit du es bleibst, sei fleißig und lerne etwas.
    Nimm noch dieses Büchlein hier mit den schön gemalten Buchstaben, sieh jeden Tag hinein, und wenn es wieder Weihnacht ist, dann mußt du so gut lesen können, daß ich dir eines von den schönen Lesebüchern schenken kann, die hier stehen. Weil man aber nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit den Händen fleißig sein muß, gebe ich dir dies Arbeitskästchen, da sind Nadeln, ein Fingerhütchen und eine Schere darin, damit lerne hübsch nähen; und mit den vergoldeten Stricknadeln hier und dem Klüngel Garn strickst du bis zum nächsten Jahr für die kleine Schwester ein paar Strümpfe. Willst du fleißig und folgsam sein und dir Mühe geben, alles gut zu machen?‹
    Als das Christkindchen so sprach, liefen dem Mathildchen wieder wie vorhin dicke Tränen über die roten Wangen, aber nicht wie vorher aus Angst, sondern aus Glück und Freude, und es rief: ›Herzliebes Christkind, ich verspreche dir das ganze Jahr und immer brav und
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