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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut
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Klinik in Seattle war, wo sie sich mit Spendersamen künstlich befruchten ließ.«
    Zach hob ruckartig den Kopf. »Was sagen Sie da?«
    Sweeny setzte sein böses, selbstgefälliges kleinen Lächeln auf, als freute er sich, endlich Zachs Interesse geweckt zu haben. »Ja, ganz recht. Adria Nash ist zwar London Danvers, aber sie ist nicht Witt Danvers' Kind, zumindest nicht im biologischen Sinn.«
    Zach glitt das Glas aus der Hand; der Scotch ergoss sich auf den Boden und spritzte an den Saum seiner Jeans. Ihn schwindelte.
    »Ich nehme an, wenn sie noch am Leben wäre, würde sie trotzdem alles erben. Um das zu klären, bräuchte man sicher eine ganze Horde Anwälte, aber da sie das Kind war, das Witt am meisten bedeutete, wäre sie trotzdem seine Prinzessin, die Universalerbin. Und nachdem die meisten Ihrer Angehörigen inzwischen tot oder hinter Gittern sind, würde sie ihr Erbe letztendlich sicher bekommen. Denken Sie nicht?«
    »Wenn sie noch am Leben wäre«, wiederholte Zach tonlos.
    »Ja, nun … Was das betrifft, kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »Sie können das alles belegen, hoffe ich.«
    »Natürlich. Man könnte per Gerichtsbeschluss die Unterlagen anfordern, und ich habe eine Krankenschwester ausfindig gemacht, die bereit ist zu reden. Ein Jammer nur, dass London tot ist.«

    Zach trug sein Gepäck hinunter ins Foyer des Hotels. Er war länger als geplant in Portland geblieben. Seit seinem Gespräch mit Sweeny war mehr als eine Woche vergangen, und die Medien hatten es inzwischen aufgegeben, die Häuser der Danvers' zu belagern. Zach trug immer noch den Gipsverband, doch er konnte laufen und wollte endlich fort aus der Stadt. Am liebsten auf Nimmerwiedersehen.
    Es war an der Zeit, den Blick nach vorn zu richten.
    In einem spontanen Entschluss ließ er sein Gepäck an der Rezeption stehen und stieg die Treppe zum Ballsaal hinauf, dem Ort, an dem er Adria zum ersten Mal gesehen hatte. Als er die Türen öffnete und das Licht einschaltete, rechnete er halb damit, sie vor sich zu sehen, doch der Saal war leer und kalt, ohne einen Hauch von Leben.
    Er war allein mit seinen Erinnerungen, einem verletzten Knöchel und der nüchternen Feststellung, dass er nie wieder derselbe sein würde.
    »Blödmann«, knirschte er, ging ein paar Schritte in den riesigen Saal hinein und ließ die Türen hinter sich zufallen. Er dachte an London in jener Nacht, als sie entführt wurde, an ihre schelmische, vorwitzige Art. Und er dachte daran, zu was für einer umwerfenden Frau sie herangewachsen war. Adria im schwarzen Mantel oder in dem schimmernden weißen Kleid, die Augen blau, die Lippen verführerisch – halb kokett, halb unschuldig.
    Innerlich fühlte er sich wie tot.
    Doch Zach war ein praktisch denkender Mann, zumindest war er es bisher gewesen. Ob es ihm gefiel oder nicht, er musste sich damit abfinden, dass sie fort war, dass er seine Liebe verloren hatte. Vielleicht war es das Beste so – er war für Gefühlsbeziehungen nicht geschaffen. Heiße Tränen brannten in seinen Augen, doch er riss sich zusammen. Mit Trauer löste man keine Probleme.
    Wütend auf sich selbst, schaltete er das Licht aus und verließ den Saal. Er würde nach Bend fahren und sich dermaßen betrinken, dass Manny ihn nach Hause bringen musste, aber er würde sich keine Frau suchen. Für sehr, sehr lange Zeit nicht mehr.
    Er hatte den Wagen an der Straße abgestellt, und als er sein Gepäck hinaustrug, spürte er die schwache Wärme der Wintersonne zwischen den hoch aufragenden Bürogebäuden und den entlaubten Bäumen vor dem Hotel. Sonnenlicht tanzte auf den nassen Straßen, und er setzte seine getönte Brille auf. Als er um die Ecke bog, hinter der sein Jeep stand, blieb er wie vom Donner gerührt stehen.
    Da stand sie, in Jeans, mit der Hüfte an einen Kotflügel gelehnt. Ihre Augen waren blau wie der Himmel, ihr wildes Hexenhaar wehte im Wind. Eine Vision.
    »Was zum …«
    »Willst du den ganzen Tag mit offenem Mund hier herumstehen, oder bringst du mich nach Hause?«, fragte sie, und ihre Stimme traf ihn mitten ins Herz.
    »Adria …«
    Es konnte nicht sein!
    Sein Herz begann zu rasen, er traute seinen Augen nicht. Das war doch unmöglich …
    »Nun, Cowboy?«
    Sein Adamsapfel hüpfte. Er ließ sein Gepäck fallen und machte einen Schritt auf sie zu. Mit einem Lachen lief sie ihm entgegen und warf sich in seine Arme. Er drückte sie fest an sich, spürte ihre Körperwärme und begann endlich zu begreifen, dass sie es wirklich war.
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