Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wege zu einem humanen, selbstbestimmten Sterben

Wege zu einem humanen, selbstbestimmten Sterben

Titel: Wege zu einem humanen, selbstbestimmten Sterben
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
Der WOZZ
sind deshalb Informationen über die angeführten Methoden von Ärzten,
Toxikologen und Pharmakologen sowie von Zeugen humanen Sterbens sehr
willkommen. Verbessertes Wissen auf diesem Gebiet sollte helfen, das Schweigen
der Vergangenheit zu überwinden.
    Deshalb fügen wir im Appendix 3
ein Formular bei, das ausgefüllt und anonym an den Mitautor Russel D. Ogden in
Kanada, an die dort genannte Adresse geschickt werden kann. Die Informationen
können unser Wissen über humanes, selbstbestimmtes Sterben vergrößern und zu
einer verbesserten Neuauflage dieses Buches führen.
    Appendix 4 enthält ein Formular
zur Modifizierung der Garantenpflicht für eine beabsichtigte Selbsttötung in
Deutschland. In der Schweiz braucht man dieses nicht.

KAPITEL 2
     

Lebensbeendung durch
freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit
     
     

2.1 Der Verlauf
     
    Der freiwillige Verzicht auf
Nahrung und Flüssigkeit (fvnf) kann
für alte oder kranke Menschen ein humaner Weg sein, ihr Leben zu beenden. Nicht
alle Ärzte wissen das, und nicht alle Ärzte wissen, wie sie solch einen
Sterbeprozess begleiten sollen. Bevor sich jemand für diese Art des Sterbens
entscheidet, sollte das mit Angehörigen oder anderen Vertrauenspersonen und mit
einem Arzt besprochen werden. Bei der Durchführung ist die tägliche Pflege
durch Angehörige und Pflegepersonal unverzichtbar. Außerdem ist es sehr wichtig
zu wissen, wie dieser Weg möglicherweise verläuft, welche Probleme auftreten
und wie sie vermieden werden können.
    Menschen, die das Endstadium
einer tödlichen Krankheit noch nicht erreicht haben und versuchen, ihr Sterben
zu beschleunigen, hören oft mit dem Essen und Trinken gleichzeitig auf. Wenn
sie das durchhalten, tritt der Tod in der Regel nach ein bis zwei Wochen ein.
Andere hören erst mit dem Essen auf und beenden danach, im Laufe von Tagen und
Wochen, allmählich auch das Trinken. In diesem Fall dauert es länger, bis der
Tod eintritt, aber es gibt Anzeichen dafür, dass das Sterben dann sanfter
verläuft.
    Nach Einstellen des Trinkens,
wird nur noch durch das Befeuchten des Mundes Flüssigkeit zugeführt. Dafür
reicht ein halbes Glas Wasser (50 ml) pro Tag aus. Dieses wird aufgenommen,
indem der Mundraum ab und zu mit einem Wasserzerstäuber befeuchtet wird und
mehrmals täglich an Eissplittern (zerkleinerte Eiswürfel), die in ein kleines
Mullnetz gebunden sind, gesaugt wird. In Abschnitt 2.4 gehen wir näher auf die
Mundpflege ein.
    Es ist ganz normal, dass Menschen
in den letzten Tagen vor ihrem Tod von sich aus kaum noch etwas trinken. Viele
Menschen befürchten jedoch, dass ein bewusster Verzicht auf Flüssigkeit, um das
Sterben zu beschleunigen, einen langen Leidensweg bedeutet. Dies muss aber
nicht der Fall sein, wenn die Mundpflege und die manchmal notwendige
Schmerzbekämpfung wirksam sind. Diese besondere Pflege kann von einer
Pflegekraft ausgeführt werden, bei der ein Angehöriger assistiert’ möglichst
unter Aufsicht des Hausarztes oder eines Arztes, der in palliativer Pflege
Sterbender geschult ist.
    Wenn jemand bewusst aufgehört
hat, zu essen und zu trinken, tritt nach einer gewissen Zeit eine umfassende
Schwächung ein. Diese Schwächung erinnert an die letzte Phase einer tödlichen
Krankheit, jedoch ohne Schmerzen oder Beklemmungen. Während der ersten Tage
behält der Patient in der Regel ein klares Bewusstsein. In dieser Zeit sind
Gespräche mit ihm noch möglich, z. B. darüber wie ernsthaft sein Wunsch zu
sterben tatsächlich ist. Es ist möglich, dass dem Patienten der Verzicht auf
Essen und Trinken zu schwer fällt, oder die Angehörigen ihn dazu überreden,
doch noch nicht sterben zu wollen und den Vorgang abzubrechen.
    In dieser Phase kann der
Betroffene den Entschluss, das Sterben zu beschleunigen, jederzeit zurücknehmen,
was während der ersten Tage nicht selten passiert. Die Verantwortung für die
Entscheidung, den Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit durchzuhalten, liegt
immer bei dem Patienten selbst. Dieser bestätigt seine Entscheidung dadurch,
dass er ein ihm angebotenes Glas Wasser nicht austrinkt. Durchschnittlich nimmt
eine von sechs Personen, die bewusst aufgehört haben zu essen und zu trinken
und dabei entsprechend palliativ gepflegt werden, ihren Entschluss zurück.
Häufig geschieht das auf Drängen der Familie, wenn diese dem Entschluss nicht
zugestimmt hat. 9
    Der Tod tritt durch den
Verzicht auf Flüssigkeit ein und nicht durch den Verzicht auf Nahrung.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher