Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
allein sein.«
    Brian schluckte bei dem Gedanken, wie lange Miles ihn wohl schon beobachtet hatte.
    »Du bringst Blumen, aber du kanntest sie nicht einmal, stimmt's?«, sagte Miles ruhig. »Wenn du sie gekannt hättest, würdest du Tulpen bringen. Das waren die einzigen Blumen, die sie hier gewollt hätte. Ihre Lieblingsblumen - gelb, rot, rosa, sie mochte alle Farben. Im Garten hat sie immer Tulpenzwiebeln gesetzt. Hast du das gewusst?«
    Nein, dachte Brian, das wusste ich nicht. In der Ferne ertönte das durchdringende Pfeifen eines Zuges.
    »Hast du gewusst, dass Missy sich wegen ihrer Augenfältchen Sorgen machte? Oder dass sie zum Frühstück am liebsten Toast aß? Oder dass sie schon immer gern einen Mustang Cabriolet gehabt hätte? Hast du gewusst, dass sie die erste Frau war, die ich je geliebt habe?«
    Miles stockte. Er wollte, dass Brian ihn ansah.
    »Das ist alles, was ich noch habe. Erinnerungen. Und es werden keine mehr hinzukommen. Du hast sie mir weggenommen. Und Jonah auch. Wusstest du, dass Jonah seit ihrem Tod Albträume hat? Dass er im Schlaf nach seiner Mutter weint? Ich muss ihn auf den Arm nehmen und stundenlang fest halten, bis es aufhört. Weißt du, wie ich mich dabei fühle?«
    Sein Blick durchbohrte Brian, als wolle ihn mit einem Bann belegen.
    »Zwei Jahre lang habe ich nach dem Mann gesucht, der mein Leben zerstört hat. Meins und das von Jonah. Ich habe zwei Jahre verloren, weil ich an nichts anderes denken konnte.«
    Miles blickte zu Boden und schüttelte den Kopf.
    »Ich wollte denjenigen finden, der sie auf dem Gewissen hat. Ich wollte, dass er weiß, wie viel er mir an jenem Abend genommen hat. Ich wollte, dass der Mann für Missys Tod bezahlt. Du hast keine Ahnung, wie sehr mich diese Gedanken umgetrieben haben. Ein Teil von mir will ihn immer noch töten. Seiner Familie dasselbe antun, das er mir angetan hat. Und jetzt sehe ich diesen Mann vor mir. Und der Mann legt die falschen Blumen auf das Grab meiner Frau.«
    Brian schlug das Herz bis zum Hals.
    »Du hast meine Frau getötet«, sagte Miles. »Ich werde dir nie vergeben und es nie vergessen. Wenn du in den Spiegel schaust, möchte ich, dass du das weißt. Und vergiss nie, was du mir genommen hast. Du hast mir den Menschen genommen, den ich am meisten auf der Welt geliebt habe, du hast meinem Sohn die Mutter genommen und mir zwei Jahre meines Lebens. Verstehst du?«
    Nach einer Weile nickte Brian.
    »Dann hör jetzt gut zu. Sarah darf wissen, was hier passiert ist, aber nur sie. Du nimmst dieses Gespräch - und alles andere - mit ins Grab. Erzähl niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen. Niemals. Deinen Eltern nicht, deiner Frau nicht, deinen Kindern nicht, deinem Pfarrer nicht, deinen Freunden nicht. Und mach etwas aus deinem Leben, damit ich nicht bedauere, was ich jetzt tue. Versprich mir das.«
    Miles ließ ihn nicht aus den Augen, um sicher zu sein, dass Brian ihm zugehört hatte, und Brian nickte noch einmal. Dann drehte Miles sich um und ging weg. Gleich darauf war er verschwunden.
    Erst da begriff Brian, dass Miles ihn laufen ließ.
    Als Miles später am Abend die Tür öffnete, stand Sarah wortlos davor. Er trat heraus und schloss die Tür hinter sich.
    »Jonah ist da«, sagte er. »Lass uns draußen reden.«
    Sarah verschränkte die Arme und sah in den Garten. Miles folgte ihrem Blick.
    »Ich weiß nicht genau, warum ich hier bin«, sagte sie. »Dir danken erscheint irgendwie unangebracht, aber ich kann auch nicht igno rieren, was du getan hast.«
    Miles nickte fast unmerklich.
    »Alles tut mir sehr Leid. Dabei kann ich nicht mal im Mindesten nachempfinden, was du durchgemacht hast.«
    »Nein«, sagte er, »das kannst du nicht.«
    »Ich wusste nicht, dass es Brian war. Wirklich nicht.«
    »Ich weiß.«
    Er sah sie ernst an. »Ich hätte es gleich wissen müssen. Und ich entschuldige mich für die Vorwürfe.«
    Sarah schüttelte den Kopf.
    »Das brauchst du nicht.«
    Er rang nach Worten. »Ich glaube, ich sollte dir dafür danken, dass ich durch dich erfahren habe, was wirklich passiert ist.«
    »Ich musste es dir erzählen.«
    Sarah legte die Handflächen zusammen. »Wie kommt Jonah mit allem zurecht?«
    »Nicht so gut. Er weiß nichts, aber er hat sicher gespürt, dass etwas Besonderes geschehen ist, so wie ich mich verhalten habe. In den letzten Nächten hatte er wieder Albträume. Wie geht es ihm in der Schule?«
    »Bisher ganz gut. Mir ist nichts aufgefallen.«
    »Gut.«
    Sarah fuhr sich durch die Haare. »Miles -
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher