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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume
Autoren: Nicholas Sparks
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offenbaren sollte und was nicht. Er wollte weder an Sarah und Brian denken noch an Charlie, Otis und den schwarzen Hund, der zwischen den Büschen hervorgestürzt war. Er wollte auch nicht an Decken, Blumen oder die Straßenbiegung denken, mit der alles angefangen hatte.
    Er wollte an gar nichts mehr denken. Alles vergessen. Die Uhr zurückdrehen.
    Er wollte sein Leben zurück.
    Brian, so nahm er an, würde am Ende freigelassen werden, selbst wenn er ihn verhaftete.
    Er würde Bewährung bekommen. Vielleicht würde man ihm den Führerschein entziehen, aber hinter Gitter käme er nicht. Er war noch minderjährig, als es passierte. Man konnte mildernde Umstände anführen, der Richter würde seine Reue berücksichtigen und Mitleid haben.
    Und Missy kehrte nie mehr zurück.
    Die Zeit verging. Miles zündete die nächste Zigarette an und rauchte sie bis zum Filter. Dunkle Wolken zogen über den Himmel. Über dem Fluss lugte unvermittelt der Mond durch sie hindurch. Sanftes Licht ergoss sich über den Garten. Miles verließ die Veranda und betrat die Schieferplatten, die er als Trittsteine auf die Erde gelegt hatte. Der Pfad führte zu einer Wellblechhütte, in der er sein Werkzeug, den Rasenmäher, Unkrautvertilger und einen Benzinkanister aufbewahrte. Während seiner Ehe hatte er die Hütte als sein Refugium betrachtet, Missy hatte sich selten dorthin verirrt.
    Außer an ihrem letzten Tag…
    Auf dem Schiefer hatten sich kleine Pfützen gebildet, und das Wasser spritzte um Miles' Füße. Der Pfad führte am Haus vorbei zu der Trauerweide, die er für Missy gepflanzt hatte. Er kam an einer Reifenschaukel vorbei, dann an einem Wägelchen, das Jonah gehörte. Ein paar Meter weiter stand die Hütte.
    An der Tür befand sich ein Vorhängeschloss, und Miles griff nach oben und ertastete den Schlüssel über dem Türrahmen. Das Schloss sprang klickend auf. Miles stieß die Tür auf, und ein Schwall abgestandener Luft schlug ihm entgegen. Auf dem Regal lag eine Taschenlampe. In ihrem Schein sah er sich um. Von der Ecke zum Fenster zogen sich Spinnweben.
    Vor Jahren, als sein Vater fortgezogen war, hatte er Miles einige Gegenstände zur Aufbewahrung überlassen. Sie lagen in einer großen Metallkiste. Den Schlüssel hatte Miles nicht erhalten. Das Schloss war jedoch klein. Er nahm einen Hammer von der Wand. Nach einem einzigen Hieb sprang das Schloss auf. Miles hob den Deckel.
    Ein paar Fotoalben, ein in Leder gebundenes Notizbuch, eine Schuhschachtel voller Pfeilspitzen, die sein Vater bei Tuscarora gefunden hatte. Miles schob sie beiseite und fand, wonach er suchte. Sein Vater hatte die Box behalten, und die Pistole lag sicher verwahrt darin. Es war die einzige Waffe, von der Charlie nichts wusste.
    Miles fettete sie ein, um sicherzugehen, dass sie auch funktionieren würde.

Kapitel 36
    In jener Nacht holte Miles mich nicht.
    Völlig unausgeschlafen quälte ich mich im Morgengrauen aus dem Bett und ging duschen. Ich war noch steif von dem Unfall, und als ich den Hahn aufdrehte, durchfuhr ein stechender Schmerz meinen Rücken und meine Brust. Beim Haarewaschen war die Kopfhaut überempfindlich. Die Handgelenke schmerzten, aber ich war fertig mit Frühstücken, bevor meine Eltern aufgestanden waren, weil ich fürchtete, dass sie Fragen stellen würden. Mein Vater ging zur Arbeit, und da Weihnachten bevorstand, wusste ich, dass meine Mutter Einkäufe erledigen würde.
    Ich wollte es ihnen später erzählen, wenn Miles mich holen kam.
    Sarah rief mich vormittags an, um zu hören, wie es mir ging. Ich stellte ihr dieselbe Frage. Sie sagte, Miles sei in der Nacht noch zu ihr gekommen, sie hätten kurz miteinander geredet, aber sie könne sich keinen Reim auf sein Verhalten machen.
    Ich sagte, mir ginge es genauso.
    Aber ich wartete. Sarah wartete. Meine Eltern gingen ihren gewohnten Tätigkeiten nach.
    Am Nachmittag rief Sarah abermals an.
    »Nein, er war immer noch nicht da«, sagte ich. Angerufen hatte er hatte auch nicht.
    Der Tag verstrich, und der Abend kam. Immer noch kein Miles.
    Am Mittwoch fing für Sarah die Schule wieder an. Ich ermunterte sie zu gehen, ich konnte sie schließlich auch in der Schule erreichen, falls Miles sich zeigte. Es war die letzte Schulwoche vor den Weihnachtsferien, und Sarah hatte viel zu tun. Ich blieb zu Hause und wartete auf Miles.
    Ich wartete vergeblich.
    Dann war Donnerstag, und ich wusste plötzlich, was ich zu tun hatte.
    Miles saß im Auto und nippte an einem Kaffee, den er am Kiosk
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