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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume
Autoren: Nicholas Sparks
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an Jonah und seine Reaktion, wenn sein Vater ihm sagen würde, wer seine Mutter getötet hatte. Er machte sich Gedanken um Sarah und wünschte, sie wäre nicht in die Sache hineingezogen worden.
    Schließlich fragte er sic h, wie es im Gefängnis aussehen mochte.
    In Filmen wurden Gefängnisse immer als eine eigene Welt dargestellt, mit ihren eigenen Gesetzen, ihren Herrschern, Opfern und Gangs. Brian stellte sich das trübe, fluoreszierende Licht und die kalte Allgegenwart von Stahlgittern vor. Türen, die zuschlugen. Er hörte die Spülung von Toiletten, Leute, die redeten, flüsterten, schrien und stöhnten. Ein Ort, an dem es nie still wurde, nicht einmal nachts. Er sah sich selbst, wie er auf die hohen, von Stacheldraht gekrönten Betonmauern und die Wächter in ihren Türmen starrte, deren Gewehrmündungen zum Himmel zeigten. Er sah andere Häftlinge, die ihn interessiert begutachteten und Wetten abschlossen, wie lange er wohl überleben würde. Er hatte keinen Zweifel daran: Wenn er dort landete, dann als Opfer.
    An einem solchen Ort würde er nicht überleben.
    Später wurden die Geräusche im Haus schwächer, und Brian hörte, wie seine Eltern zu Bett gingen. Licht drang durch die Türritzen, dann wurde es dunkel. Er schlief wieder ein, und als er plötzlich aufwachte, sah er Miles vor sich. Miles stand mit einer Waffe in der Hand in der Zimmerecke. Brian blinzelte, kniff die Augen zusammen, und die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Er setzte sich auf, streckte abwehrend die Hände aus.
    Dann erkannte er seinen Irrtum.
    Was er für Miles gehalten hatte, war nur seine Jacke auf dem Kleiderständer.
    Miles.
    Er hatte ihn gehen lassen. Nach dem Unfall hatte Miles ihn gehen lassen und war nicht wiedergekommen. Brian rollte sich eng zusammen. Er würde bestimmt noch kommen.
    Sarah hörte das Klopfen kurz vor Mitternacht und wusste nach einem kurzen Blick durch das Fenster, wer draußen stand. Sie öffnete die Tür. Miles lächelte nicht, er sah nicht wütend aus, er bewegte sich nicht. Seine Augen waren gerötet und vor Müdigkeit geschwollen.
    »Wann hast du das mit Brian erfahren?«, fragte er unvermittelt.
    Sarah sah ihm in die Augen.
    »Gestern«, antwortete sie. »Er hat es mir gestern gesagt. Und ich war genauso entsetzt wie du.«
    Miles' raue, aufgesprungene Lippen formten nur ein Wort.
    »Gut.«
    Damit drehte er sich um und wollte gehen, aber Sarah hielt ihn am Ärmel fest.
    »Warte… bitte.« Er blieb stehen.
    »Es war ein Unfall, Miles«, sagte sie. »Ein schrecklicher , schrecklicher Unfall. Er hätte nicht passieren dürfen, und es war nicht fair, dass Missy sterben musste. Ich weiß das, und es tut mir sehr Leid für dich…«
    Sie verstummte und wusste nicht, ob ihre Worte ihn erreicht hatten. Sein Gesicht blieb undurchdringlich.
    »Aber?«, fragte er emotionslos.
    »Kein Aber. Ich will nur, dass du das weißt. Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass Brian davongefahren ist, aber es war ein Unfall.«
    Sie wartete vergeblich auf eine Reaktion und ließ schließlich seinen Arm los. Er blieb dennoch stehen.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte sie nach einer Weile.
    Miles sah in die Ferne. »Er hat meine Frau getötet, Sarah. Er hat das Gesetz gebrochen.«
    Sie nickte. »Ich weiß.«
    Miles schüttelte schweigend den Kopf, dann ging er über den Gartenweg zu seinem Auto zurück. Sie beobachtete, wie er einstieg und davonfuhr.
    Dann setzte sie sich auf das Sofa. Das Telefon stand auf dem Lampentisch. Sarah wartete. Gleich würde es klingeln.

Kapitel 35
    Wohin sollte er jetzt gehen? Was sollte er tun, jetzt, da er die Wahrheit kannte? Bei Otis war es einfach gewesen. Es gab nichts zu bedenken, nichts zu diskutieren. Es war gleichgültig, ob alle Fakten zusammenpassten oder ob es für alles eine plausible Erklärung gab. Otis verdiente jede Strafe, die das Gesetz vorsah - nur gab es jetzt ein Problem.
    Er war nicht der Täter.
    Die Ermittlungen hatten nichts ergeben. Der Ordner, den er über zwei Jahre lang sorgsam zusammengestellt hatte, war wertlos. Sims und Earl und Otis waren unbedeutend. Nichts hatte zur Lösung des Falles geführt.
    Eines musste er unbedingt herausfinden: War das von Bedeutung?
    Zwei Jahre lang hatte er sich diese Frage mit ja beantwortet. Er war nachts wach geblieben und hatte geweint, er hatte angefangen zu rauchen und mit dem Schicksal gehadert und war sicher gewesen, dass alles anders würde, sobald er »den Fall« gelöst hatte. Und jetzt war die Lösung zum Greifen nahe.
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