Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume
Autoren: Nicholas Sparks
Vom Netzwerk:
zwischen den Büschen, fast ein Loch. Abdrücke waren nicht zu sehen, aber auf dem Schnee am Boden klebten schwarze Blätter und auf beiden Seiten waren Zweige umgeknickt.
    Offensichtlich ein Durchgang. Für einen schwarzen Hund?
    Miles lauschte angestrengt, ob zufällig in der Nähe ein Hund bellte. Er sah sich nach allen Seiten um.
    Nichts.
    Nachdenklich blickte er die Straße entlang. Steckte die Hände in die Hosentaschen. Sie waren steif vor Kälte und prickelten unangenehm, als sie sich erwärmten. Er kümmerte sich nicht darum.
    Weil ihm nichts Besseres einfiel, fuhr er zum Friedhof, um dort seine Gedanken zu ordnen. Er sah sie, noch bevor er das Grab erreichte. Frische Blumen, gegen den Grabstein gelehnt.
    Ihm fiel ein, was Charlie einmal vermutet hatte.
    Als wolle er sich entschuldigen.
    Miles drehte sich um und ging weg.
    Stunden vergingen. Der Winterhimmel war schwarz und Unheil verkündend.
    Sarah wandte dem Fenster den Rücken zu und nahm ihre unruhige Wanderung durch die Wohnung wieder auf. Brian war aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Wunde war nicht tief - nur drei Stiche, und keine Knochenbrüche. Es hatte weniger als eine Stunde gedauert.
    Obwohl sie ihn geradezu angefleht hatte, hatte Brian nicht bei ihr bleiben wollen. Er wollte allein sein. Er befand sich jetzt im Haus seiner Eltern, mit Mütze und Sweatshirt, um seine Wunden zu verbergen.
    »Erzähl ihnen nicht, was passiert ist, Sarah. Ich bin noch nicht so weit. Ich will es ihnen selbst sagen. Ich mache es, wenn Miles kommt.«
    Miles würde ihn verhaften. Dessen war sie sich sicher. Sarah fragte sich nur, warum es so lange dauerte.
    Die vergangenen acht Stunden waren ein ständiges Wechselbad zwischen Zorn und Sorge, Enttäuschung und Bitterkeit gewesen. Zu viele verschiedene Gefühle trieben sie um, als dass sie sie hätte auseinander ha lten können.
    Im Geiste gab sie Miles immer wieder die Antwort, die ihr hätte einfallen sollen, als er so unfair auf sie losgegangen war. Glaubst du denn, dass du der Einzige bist, dem hier wehgetan wurde?, hätte sie gern gesagt. Dass niemand auf der Welt dich verstehen kann? Hast du eine Sekunde lang überlegt, wie schwer es mir gefallen ist, Brian heute früh zu dir zu bringen? Meinen eigenen Bruder auszuliefern? Und deine Reaktion - oh, die war großartig! Ich habe dich verraten? Ich habe dich benutzt?
    Frustriert nahm sie die Fernbedienung in die Hand und schaltete den Fernseher an. Zappte durch alle Kanäle. Schaltete ihn wieder aus.
    Dann suchte sie Gründe dafür, warum er noch nicht kam. Er hat gerade erst erfahren, wer seine Frau getötet hatte. Das war ein harter Schlag. Besonders von ihr.
    Und dann Brian.
    Sie musste ihm unbedingt dafür danken, dass er ihrer aller Leben zerstört hatte.
    Sarah schüttelte den Kopf. Das war auch nicht fair. Er war noch jung gewesen. Es war ein Unfall. Brian hätte alles darum gegeben, die Tragödie ungeschehen zu machen.
    Sarah drehte noch eine Runde durch das Wohnzimmer und stand nach kurzer Zeit doch wieder am Fenster. Immer noch keine Spur von ihm. Sie ging zum Telefon und hob den Hörer ab, um zu prüfen, ob der Wählton zu hören war. Ja. Brian hatte versprochen, sie anzurufen, sobald Miles auftauchte. Wo war Miles, und was hatte er vor?
    Sarah war ratlos. Sie konnte die Wohnung nicht verlassen, konnte nicht telefonieren. Nicht, solange sie auf den Anruf wartete.
    Brian verschanzte sich den Rest des Tages in seinem Zimmer.
    Er lag mit lang ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Bett, als läge er in einem Sarg, und starrte an die Decke. Er wusste, dass er hin und wieder einschlief, weil das Licht im Zimmer sich änderte. Während die Stund en vergingen, die Sonne über den Himmel zog und schließlich unterging, wurden die weißen Wände erst blassgrau, dann dunkel wie Schatten. Brian hatte weder mittags noch abends etwas gegessen.
    Irgendwann am Nachmittag hatte seine Mutter an die Tür geklopft und war eingetreten. Brian hatte die Augen geschlossen und so getan, als schliefe er. Er hatte ihr vorher gesagt, er fühle sich krank. Sie legte ihm die Hand auf die Stirn, um zu prüfen, ob er Fieber hatte. Nach einer Weile schlich sie auf Zehenspitzen hinaus und zog leise die Tür hinter sich zu. Brian hörte, wie sie gedämpft mit seinem Vater sprach.
    »Er muss wirklich krank sein«, sagte sie. »Er wirkt ganz zerschlagen.«
    Wenn Brian nicht schlief, dachte er über Miles nach. Er fragte sich, wo er wohl steckte und wann er kommen würde. Er dachte auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher