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Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Autoren: Der Kriegsgott
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konnten. Oder aber er saß
stundenlang da und starrte in eine Laternenflamme, während er sei
ner Balalaika melodische, betörende Melodien entlockte. Seine Stim
me dagegen … Wohl nicht einmal sein bester Freund hätte gewagt,
sie angenehm zu nennen, was Holdermann fast erleichterte. Einen
Hradani-Gelehrten und Dandy an Bord zu haben, war schon schwer
genug zu verdauen, die Existenz eines Blutklingen-Barden jedoch
hätte Holdermanns Weltbild vollkommen ruiniert.
    Andererseits wäre diese Vorstellung dennoch einfacher zu akzep
tieren gewesen, als sich damit abzufinden, dass ein Hradani ein Pa
ladin des Tomanâk sein konnte. Wie die anderen Matrosen der Windsbraut hatte auch Holdermann nur Spott und Hohn empfun
den, als ein zwei Meter dreißig großer, splitternackter Hradani quer
durch die Bortalik-Bucht geschwommen, über die Reling der Winds
braut geklettert und gelassen behauptet hatte, einer der Auserwähl
ten Paladine des Kriegsgottes selbst zu sein. Diese Behauptung war
einfach absurd und grenzte schon fast an Blasphemie, denn schließ
lich war seit dem Fall von Kontovar vor zwölfhundert Jahren kein
einziger Hradani zum Paladin irgendeines Gottes des Lichts berufen
worden. Abgesehen davon wussten die Halblinge wie jedes Schul
kind in Norfressa, dass die Hradani den Carnadosanern in diesem
Krieg als Sturmtruppen gedient hatten. Darin war ein Reich unter
gegangen, das einst den ganzen südlichen Kontinent von Orfressa
beherrschte. Deshalb begegnete man ihnen im Allgemeinen mit
Misstrauen und mied sie möglichst. Dazu kam noch dieser berser
kerhafte,
unkontrollierbare
Blutrausch,
den
Bahzells
Volk
die
»Blutrunst« nannte. Letztlich niemand wollte mit einem titanischen
Barbaren befreundet sein, dem es vielleicht plötzlich in den Sinn
kam, einen in winzig kleine Stücke zu hacken, und das ohne jeden
besonderen Grund.
    Holdermann räumte zwar ein, dass diese Vorurteile möglicherwei
se übertrieben sein mochten, konnte es jedoch noch immer nicht
ganz fassen, dass Tomanâk Orfro, Hüter der Waagschalen von Orr,
Schwert des Lichts, Gott der Gerechtigkeit und Oberkommandieren
der der Götter des Lichts sowie Kriegsgott, sich ausgerechnet aus ei
nem derartig fragwürdigen Stamm einen Paladin erwählt hatte.
Doch genau das hatte Tomanâk getan. Die Macht der Klinge, die
Bahzell trug, bewies es. Und Bahzells Status als Paladin erklärte
noch mehr als die Wut, die er unter den Roten Lords hervorrief, die
Kapitän Pitchallow mit jeder Faser seines kleinen Körpers hasste,
warum der Skipper der Windsbraut so rasch eingewilligt hatte, Bah
zell und Brandark nach Belhadan zu bringen. Nicht dass Pitchallow
nicht jeden bereitwillig gerettet hätte, der die Roten Lords ärgerte.
Von den meisten hätte er sich die Überfahrt jedoch bezahlen lassen.
Schließlich war er ein Marfang-Halbling. Von Bahzell hatte er sich
allerdings schlicht geweigert, auch nur einen Kupferkormack anzu
nehmen.
    Dafür bestand er darauf, dass sie an Bord des Schiffes arbeiteten.
Doch das war eher ein Zeichen seiner Hochachtung für die beiden
Hradani. Er und Bahzell saßen viele Nächte lang in der Kapitänska
jüte und steckten die Köpfe zusammen. Niemand, bis auf Brandark
vielleicht, hatte eine Ahnung, worüber der Skipper und Bahzell so
ausgiebig diskutierten. Alle aber wussten von Pitchallows inniger
Hingabe zu Korthrala, dem Meergott. Und auch wenn seine eigenen
Gefolgsleute zugaben, dass Korthrala, jedenfalls nach göttlichen
Maßstäben gemessen, nicht übermäßig mit Weisheit geschlagen
war, blieb er Tomanâks jüngerer Bruder und ein verlässlicher Ver
bündeter. Also war es vielleicht gar nicht so überraschend, dass ei
nes seiner eifrigsten Kirchenmitglieder einem frisch gebackenen Pa
ladin des Tomanâk eine Menge zu erzählen hatte. Vor allem, wenn
der einen Rat so dringend zu benötigen schien wie Bahzell Bahnak
son.
    Holdermann sah, wie die beiden Hradani ihre Augen beschatteten
und zu den Bergen schauten. Er sprach ein kurzes, feierliches Gebet
für sie. Vielleicht war er weniger gläubig als sein Kapitän, doch an
gesichts dessen, was die beiden Passagiere der Windsbraut erwartete,
wenn sie ihren Fuß in Belhadan an Land setzten, würden ihnen sei
ne frommen Wünsche ganz bestimmt nicht schaden.
1
»Wohlan, Vaijon, seid Ihr bereit?«
    Die leise Frage klang spöttisch – und der blonde junge Mann vor
dem Spiegel im Vestibül des Ordenshauses wirbelte rasch herum.
Seine Wangen röteten sich, als er die Ironie in der Stimme
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