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Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Autoren: Der Kriegsgott
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Holdermann ein verächtliches Schnauben entlockte.
»Ich habe zu oft gesehen, wie ›winzige, zerbrechliche‹ Haie einen
Wal verspeisten, um mich wegen meiner Größe zu beklagen, Bahzell
Bahnakson!« erwiderte er. Der Hradani legte die Hand aufs Herz –
als Zeichen, dass er getroffen worden war. Dann warf er dem Ersten
Maat ein strahlendes Lächeln zu, drehte sich um und ging zu sei
nem Freund zurück. Holdermann sah ihm nach.
Für jemanden von seiner Größe war es nicht leicht, sich über das
Deck der Windsbraut zu bewegen, doch Bahzell behielt geschickt die
Balance, was bei einem Menschen seiner Größe seltsam unnatürlich
wirkte – vor allem auf einen Halbling. Selbst eines seiner Beine war
schwerer als der ganze Holdermann, und die Klinge des Schwertes,
das er auf den Rücken geschnallt hatte, überragte den größten Halb
ling unter der Mannschaft um mehr als einen Kopf. Dennoch fand er
sich in beengten Verhältnissen bemerkenswert gut zurecht, wenn es
sein musste. Sein Kamerad Brandark war gut einen Kopf kleiner als
er, dennoch hatte sich Bahzell schneller auf dem Schoner zurechtge
funden. Vielleicht, sinnierte Holdermann, weil Bahzell im Gegensatz
zu der Blutklinge schwimmen konnte. Der Erste Maat vermutete,
dass Brandark auch deshalb länger brauchte, um seefest zu werden.
Am Ende hatte er es jedoch geschafft – und außerdem weit mehr
über die Windsbraut gelernt als Bahzell. Nicht, dass der Pferdedieb
uninteressiert gewesen wäre, oder versucht hätte, sich vor der Ar
beit an Bord zu drücken. Bahzell betrachtete den Schoner jedoch
hauptsächlich als Fortbewegungsmittel, um von einem Hafen zu ei
nem anderen zu kommen. Brandark sah dagegen tiefer. Bahzell hat
te gelernt, die Befehle der erfahrenen Seeleute um ihn herum richtig
zu beantworten, doch Brandark wusste, warum diese Befehle über
haupt gegeben wurden.
    Holdermann beobachtete die beiden Hradani, die ihre Köpfe zu
sammensteckten, während das Wasser über die Leereling schäumte
und um ihre Füße spielte. Er konnte sie in dem Heulen des Windes,
dem Rauschen des Wassers, dem Knarren des Holzes und dem ho
hen Pfeifen der Takelage nicht verstehen, hörte sie aber angeregt
diskutieren und ahnte, worüber sie sprachen. Er schüttelte den
Kopf.
    Marfanger wussten mehr als die meisten anderen Menschenrassen
über Hradani, denn ihr Heimatland lag auf der anderen Seite des
Wildwasser-Kanals direkt gegenüber dem Gebiet des gleichnamigen
Hradani-Stammes. Trotz ihrer Wildheit im Kampf und ihrer Vorlie
be, alles mitgehen zu lassen, was nicht niet- und nagelfest war, ver
blasste der Ruf der Wildwasser-Hradani vor dem der PferdediebHradani oder selbst dem von Brandarks Blutklingen-Stamm. Die
Mannschaft der Windsbraut hatte viel über den tief verwurzelten, lei
denschaftlichen Hass zwischen diesen beiden Hradani-Stämmen ge
hört, trotz ihrer isolierten Lage im Norden. Und das lange, bevor
Bahzell und Brandark an Bord gekommen waren. Tatsächlich wuss
te so ziemlich jeder Norfressaner, abgesehen möglicherweise von ei
nigen Einsiedlern unter den Wüstennomaden der Wakûo, über die
Fehde zwischen Pferdedieben und Blutklingen Bescheid, und keiner
wollte auch nur das Geringste mit ihnen zu tun haben.
    Deshalb staunte Holdermann immer wieder, wenn sein Blick auf
die Passagiere der Windsbraut fiel. Eigentlich hätten sie sich gegen
seitig an die Kehle gehen sollen, wann immer sie sich über den Weg
liefen, was allein schon ihre tiefe Freundschaft verwirrend genug
machte. Darüber hinaus entsprach jedoch keiner von beiden in ir
gendeiner anderen Hinsicht ihrem Ruf. Holdermann nahm das als
Beleg, dass dieser Ruf ebenso irreführend war wie einige der wüsten
Geschichten, die über sein Volk in Umlauf waren. Doch auch dies
erklärte nicht ganz, warum diese beiden so … gar nicht zu den Vor
urteilen über ihre Völker passten.
    Brandark allein war schon verblüffend genug. Selbst die freund
lichste Beschreibung eines Angehörigen des Blutklingen-Stammes
betonte ihre Verachtung für den verweichlichenden Einfluss von al
lem, was nach Zivilisation roch. Doch die geliebten Spitzenhemden
und die bestickten Westen der Blutklinge hätten selbst einen Roten
Lord mit Stolz erfüllt. Darüber hinaus war er gewiss der gebildetste
Mensch auf der Windsbraut , obwohl er sich alles selbst beigebracht
hatte. Zu allem Überfluss war er auch noch ein sehr talentierter Mu
siker, der trotz seiner fehlenden zwei Finger die zotigsten Lieder
spielte, die sich Seeleute nur wünschen
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