Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Autoren: Der Kriegsgott
Vom Netzwerk:
irgendein Gesetz oder eine Vorschrift
des Ordens, sich unter Minderwertige zu mischen, solange man da
für sorgte, dass ihnen Gerechtigkeit widerfuhr. Trotzdem konnte er
den Eindruck nicht abschütteln, dass Herr Charrow fand, er sollte
mehr … mehr …
    Vaijon wusste nicht genau, wie er das, was sein Meister von ihm
erwartete, in Worte fassen sollte. Doch er wusste, dass sein Herr et
was wollte. Der Ritterhauptmann belehrte ihn nicht, so wurde das
im Orden nicht gehandhabt, doch er hatte genug Andeutungen über
die Charaktereigenschaften eines wahren Ritters fallen lassen, dass
Vaijon in einem Punkt keinerlei Zweifel hegte: Herr Charrow war
nicht überzeugt, dass er, Vaijon, all diese Eigenschaften im richtigen
Maße besaß. Dafür sprach auch, dass Vaijon selbst nach drei Jahren
Mitgliedschaft im Orden immer noch Proband war. Er wusste, dass
mangelnde Tüchtigkeit nicht dafür verantwortlich war, was bedeu
tete, dass Herr Charrow seine Ernennung zum vollwertigen Ordens
ritter aus anderen Gründen aufschob. Vaijon hatte bemerkt, obwohl
das kein wahrer Ritter zugeben würde, dass sein Meister dazu neig
te, ihm gelegentlich besonders mühsame Aufgaben aufzubürden.
Sie waren keineswegs gefährlich, und nicht einmal ein Ordensritter
hätte Anlass gehabt, sie abzulehnen. Doch sie waren irgendwie …
erniedrigend? Nein, das war auch nicht das richtige Wort. Es schien,
als … als wenn Herr Charrow hoffte, ihn zu einer Art Einsicht zwin
gen zu können, indem er ihm Aufgaben übertrug, die einem Gemei
nen eigentlich besser angestanden hätten.
    Falls das tatsächlich die Absicht seines Meisters war, würde Vaijon
jedoch niemals protestieren, denn Herr Charrow war sein Vorge
setzter im Orden. Außerdem war er einer der edelmütigsten und
zweifellos heiligsten Männer, die Vaijon jemals kennen gelernt hatte.
Der junge Adlige mochte dem Ritterhauptmann nicht einmal vor
werfen, dass er ihn nicht zum Ritter schlug. Er war mit dieser Ent
scheidung zwar nicht einverstanden, aber solche Beförderungen
wurden nun einmal satzungsgemäß vom Meister des jeweiligen Ka
pitels vorgenommen. Es zeichnete einen wahren Edelmann aus, die
Entscheidungen derer zu akzeptieren, die über ihm rangierten,
mochte man mit ihren Entscheidungen einverstanden sein oder
nicht. Und falls Herr Charrow wünschte, dass Vaijon eine Lektion
lernte oder eine Einsicht gewann, die ihm bisher versagt geblieben
war, wollte sich der junge Edelmann bereitwillig von ihm unterwei
sen lassen. Das war ebenfalls eine der Obliegenheiten eines Mannes
von vornehmer Geburt, und von daher für einen Almerhas von Al
merhas ohnehin eine Verpflichtung.
    Unseligerweise hatte Vaijon nach wie vor nicht einmal die leiseste
Ahnung, was Herr Charrow ihn lehren wollte, und es gab zugegebe
nermaßen auch diese Momente, in denen er dessen Vorstellung von
angemessenen Pflichten für ihn, Vaijon, durchaus fragwürdig fand.
Wie jetzt zum Beispiel. Natürlich war nichts Unehrenhaftes an sei
ner Aufgabe, doch der Morgen war knapp eine Stunde alt, und in
der Nacht waren mehr als zehn Zentimeter Neuschnee gefallen. Ein
Ritter war gegen solche Widrigkeiten natürlich abgehärtet, dennoch
gab es nur wenig Orte, an denen Herr Vaijon von Almerhas an ei
nem Morgen wie diesem lieber gewesen wäre als unter seinen war
men, gemütlichen Decken. Und der letzte Ort, an dem er sich statt
dessen aufhalten mochte, war gewiss der Hafen. Dazu auch noch in
vollem Ordenshabit.
    Er zupfte ein letztes Mal seinen Übermantel zurecht und verzog
das Gesicht, als er den eiskalten Winterwind hinter der soliden Ein
gangstür pfeifen hörte. Sein versilberter Kettenharnisch, ein Ge
schenk seines Vaters zur bestandenen Prüfung als Ritterproband,
glitzerte hell, und die Juwelen, die seinen Schwertgriff zierten, ein
Geschenk seiner Mutter zum nämlichen Anlass, funkelten strahlend.
Dennoch vermutete er, dass er sich zum Teil auch deshalb mit sei
nem Äußeren aufhielt, um den Augenblick hinauszuzögern, da er
hinaustreten musste. Sein dunkelgrüner Übermantel war aus feins
ter Seide gewoben und betonte die Pracht seiner Ausrüstung, aber
sehr dick war er nicht. Dieses eine Mal dachte Vaijon sehnsüchtig an
die einfacheren, billigeren Übermäntel, die der Orden den Rittern
zur Verfügung stellte, die nicht auf die Geldmittel reicher Familien
zurückgreifen konnten. Sie waren erheblich gewöhnlicher, fast
schon langweilig, und wiesen nur wenig Stickereien in schwerlich
passenden Farben auf. Trotzdem konnte man nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher