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Watermind

Watermind

Titel: Watermind
Autoren: M.M. Buckner
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Flüssigkeit. Sie stieß Gase aus, die nach Methan, verfaultem Obst und Schwefel rochen. Dichter heißer Nebel bedeckte die Oberfläche, und die glasartigen Brocken wurden im zischenden Schaum hochgeworfen. Das Wasser verblasste von schlammigem Grün-Rot-Braun zu Grau, und tote Mikroben schwammen in Schlieren, wie Pfeffer in einer Soße. Allmählich stiegen die gelösten oder suspendierten Anteile des Kolloids an die Oberfläche und bildeten eine dichte schwammige Teerschicht.
    Das Knistern und Zischen hörte auf. Das Wasser lag völlig still unter der festen schwarzen Decke. Am Ufer tropfte heißes Kondenswasser von jeder Fläche. Während sie darauf warteten, dass sich der Dampf auflöste, hielt Max CJ hinter dem Müllberg fest. Roman lag ein Stück entfernt und beobachtete sie.
    Weiter draußen auf dem See näherten sich offizielle Schiffe. Die Küstenwache, das Heimatschutzministerium, die städtische Polizei, das Ingenieurcorps. Ihre an- und abschwellenden Sirenen hallten wie die Rufe von einem fernen Spielplatz wider.
    »Es ist tot«, flüsterte sie.
    »Unmöglich.« Roman rappelte sich auf und zählte die versammelten Schiffe und Boote.

111
    Sonntag, 20. März, 15.03 Uhr
    Als die Hitze nachließ und die Luft wieder erträglich wurde, stiegen die drei über den feuchten, verbrühten Müll zum Ufer hinunter. Immer noch hing Feuchtigkeit in der Luft und brannte auf ihren Gesichtern. Eine dichte Dampfwolke dämpfte das Sonnenlicht. Roman blickte auf seinen Feind, dann am Ufer entlang, auf der Suche nach einem Boot. Er musste mit Lima und Ebbs reden. Er brauchte eine Transportmöglichkeit und ein funktionierendes Handy.
    »Es ist tot. Ich weiß es.« CJ kniete im Schlamm und tippte mit dem Finger gegen den Teer. Hart wie Gummi. Sie schaute sich mit einem Gesichtsausdruck wie ein enttäuschtes Kind zu Roman um. »Warum?«, fragte sie.
    Max trat mit dem Fuß gegen die verklumpte Masse. Dann hob er einen schweren Stein auf und warf ihn auf die Oberfläche. Der Teer hallte wie eine Metallglocke.
    »Das ist wieder ein neuer Trick«, sagte Roman.
    »Nein.« CJ strich über den Teer.
    »He, lamie, hier ist etwas.« Max hockte sich hin und stocherte in einem gewellten weißen Grat aus Kristallen herum, die sich am Rand der Teerfläche gesammelt hatten. Er nahm etwas davon zwischen Finger und Daumen, zerrieb die weißen Körnchen und hielt sie sich unter die Nase. »Das ist Salz.«
    CJ ging neben ihm in die Knie und schnupperte an der körnigen Sole. »Meersalz.«
    »Brackwasser. Pontchartrain liegt in der Gezeitenzone«, rief Roman ihnen ins Gedächtnis. »Der See steht in Verbindung mit dem Meer.«
    Sie warf ihm einen Blick zu. »Gelöstes Salz? Woran denken Sie?«
    Eigentlich dachte er an gar nichts. Er beobachtete, wie sie das Salz auf einer Handfläche zerrieb. Der durchdringende Geruch erinnerte ihn an Strand und Brandung, brechende blaue Wellen und ein gelbes Haus mit einer großen kühlen Veranda.
    »Salzlösung ist ein besserer elektrischer Leiter als Süßwasser«, sagte sie. »Glauben Sie, dass es … so etwas wie einen Kurzschluss gegeben hat?«
    An diesen Zusammenhang hatte Roman noch gar nicht gedacht. Reillys Geist vollzog viel schnellere Sprünge als seiner. Verrückte Sprünge. Konnte das Salz die Elektronik des Kolloids überfordert haben? Welche Ironie, wenn das exotische Netzwerk Elektroschocks im Gigavolt-Bereich überlebte, aber dann schlichtem Salzwasser zum Opfer fiel.
    »Wir müssen Tests durchführen«, sagte er.
    Die schmutzigen weißen Körnchen glitzerten auf ihrer Hand. »Es wurde in Süßwasser geboren. Auf das hier war es nicht vorbereitet.« Sie streckte die Zunge aus, um vom Salz zu kosten, doch dann hielt sie inne und blickte verlegen zu Max auf. Er schüttelte den Kopf.
    Max kramte in seiner Brusttasche und zog ein rosafarbenes Schmuckkästchen aus Plastik hervor. Behutsam nahm er die zerbrechliche Halskette mit der bandagierten Hand und gab das Kästchen dann an sie weiter. »Nimm eine Probe für dein Mikroskop.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe. Dann nahm sie das Kästchen wie einen kostbaren Schatz von ihm an.
    Roman schnaufte und starrte über den See. Salz? Die Antwort konnte nicht so einfach sein. Er glaubte es nicht. Die offizielle Flotte hatte das andere Ende der Teerfläche erreicht, und die Besatzung gab ihnen Zeichen. Ein Mann hielt ein Megaphon, und er hörte Rick Jarmonds Stimme wie eine Violine wimmern. Er hockte sich hin und stieß mit einem Stock gegen den Teer.
    Die
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