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Watermind

Watermind

Titel: Watermind
Autoren: M.M. Buckner
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duckten sich, und erfahrene Polizisten rollten sich am Boden zusammen. Erst als das Kolloid jedes lose ferromagnetische Objekt in der Umgebung verschlungen hatte, ließ der Lärm nach.
    CJ und Roman erhoben sich gleichzeitig, tieferschüttert. Das Wasser summte wie ein Bienenstock. Betty DeCuir lag in der Nähe und stöhnte. Etwas Scharfes hatte ihren Schenkel aufgeschlitzt. Nicht weit entfernt hatte es Ron Moselle bewusstlos zu Boden geworfen. Roman sammelte sich und machte Inventur. Über den Deich verteilt zählte er siebzehn verletzte Arbeiter. Ohne Vorwarnung übergab sich CJ auf ihre Bluse.
    »Gracia de Dios«, keuchte Roman. Dann begann das Kolloid zu schaukeln.

107
    Sonntag, 20. März, 13.27 Uhr
    Das metallgeschwängerte Kolloid schwappte vor und zurück. Fahnenstangen, Motorblöcke und Maschendrahtzäune wurden durch seine Masse gewirbelt, und das Sonnenlicht spiegelte sich auf den feuchten Stahlflächen. Zuerst langsam, dann mit zunehmender Kraft schleuderte das Wasser die klobigen Brocken gegen den Damm. Die Einschläge donnerten wie Kanonenfeuer. Max Pottevents stand auf dem Deich und horchte.
    Hinter ihm saß Rayette Batiste am Lenkrad ihres schlammbespritzten Ford Escort und betete. Warum Max entschieden hatte, diesen unheiligen Ort zu betreten, war ihr ein Rätsel. Doch die Christenpflicht hatte es ihr geboten, durch den Hades zu fahren und ihn hier abzusetzen. Und nun konnte nur noch der Herr sie retten.
    Doch Max konnte ihre Gebete nicht hören. Der Lärm des Waterminds verwirrte ihn. In seinem vielfältigen Glauben an Geister, Teufel und Heilige gab es nichts, das ihn auf die qualvollen Schreie des Kolloids vorbereitet hatte. Max spürte eine gefangene Seele, die um ihr Leben kämpfte.
    Als die Metalltrümmer gegen den Damm krachten, schlug er mit der bandagierten Hand auf Rayettes Motorhaube und gab ihr durch die Windschutzscheibe Zeichen. »Verschwinden Sie!«, rief er, um sich im Rasseln des Wassers verständlich zu machen. Als ihre Reifen im Matsch durchdrehten, stemmte er sich gegen ihre hintere Stoßstange und schob, bis das Auto in Schwung gekommen war und davonschlitterte. Dann horchte er auf das Toben des Kolloids.
    Stahlbrocken hämmerten auf den Damm ein, Gischt spritzte auf und fiel wie eine Sturzflut zurück. Die Spundwände aus Nano-Kohlenstoffverbundstoff wurden durchgerüttelt, und die Sandsäcke dahinter gerieten in Bewegung. Max hielt sich die Ohren zu.
    Alle waren auf der Flucht. Er sah verletzte Menschen, die sich die matschige Böschung hinaufkämpften. Dann eilte er zu Betty DeCuir und legte sie sich über die Schulter. Rory Godchaux brüllte durch ein Megaphon: »Gleich kommt ein Hubschrauber. Ladet zuerst die Verletzten ein!« Rory hielt einen Ellbogen in unnatürlichem Winkel und hatte vor Schmerz das Gesicht verzogen. Ein fliegender Stahlpoller hatte ihm die Schulter ausgerenkt.
    Max lieferte Betty bei einem Sanitäter ab. Rotorblätter wummerten, und Rory gab dem Piloten Zeichen. Aber es war nicht ihr Rettungshubschrauber, sondern die FOX-Maschine. Ein einsamer kupferhaariger Reporter hielt immer noch das Geschehen mit der Kamera fest. Rory zeigte ihm den Stinkefinger.
    Max half einem verwundeten Deputy, aber seine Aufmerksamkeit wurde hauptsächlich von den gequälten Schreien der Teufelsmilch gefesselt. Der Lärmpegel wurde ohrenbetäubend und schmerzhaft, als Metallkanten über die glasigen blauen Wände schrammten. Immer wieder schlug die Masse gegen den Damm, und mit jedem Mal verrutschten weitere Sandsäcke.
    »Es wird durchbrechen!«, schrie jemand.
    Max drehte sich um. Das war CJs Stimme. Er sah sie am Deich entlanglaufen, zusammen mit Roman Sacony. »Ceegie!«, rief Max, aber seine Stimme ging im Getöse unter.
    Wenn sich das Kolloid gegen die Spundwände warf, pflanzten sich die heftigen Erschütterungen mit beachtlicher Geschwindigkeit bis in die Deiche fort. CJ war dem Ufer viel zu nahe. Max eilte zu ihr. Er sah, wie sie sich mit Sacony stritt. Als Sacony sie vom Wasser zurückzerren wollte, wehrte sie sich gegen ihn.
    »Ceegie!«, rief Max noch einmal.
    Als er näher kam, drehte sie sich um und erkannte ihn. Emotionen zogen wie Sturmwolken über ihr Gesicht. Max erschauderte. Noch nie hatte ihn jemand auf diese Art angesehen.
    »Du lebst.« Sie ging einen Schritt auf ihn zu.
    Dann wurde der Deich von einer weiteren Schockwelle erschüttert, die den Boden unter ihren Füßen aufriss. Die Böschung verlor den Halt, und alle drei rutschten mit der matschigen
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