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Was wir sind und was wir sein könnten

Was wir sind und was wir sein könnten

Titel: Was wir sind und was wir sein könnten
Autoren: Gerald Hüther
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Fußballmannschaft sollte also einen Teamgeist besitzen, der den Spielern hilft, optimal zusammenzuspielen und möglichst viele Fußballspiele zu gewinnen. Ein gemeinsamer Schulgeist sollte Lehrern und Schülern helfen, das zu leisten, wozu die Schule da ist, nämlich die Potentiale der Schüler optimal zu entfalten, sollte sie einladen, ermutigen und inspirieren, sich all das Wissen anzueignen, das sie später im Leben brauchen. Und der gute Geist einer Familie sollte den Zusammenhalt aller Familienmitglieder stärken und der Familie helfen, das zu leisten, wofür sie da ist, also den einzelnen Familienmitgliedern das Gefühl zu vermitteln, dass sie in dieser Familie eng miteinander verbunden sind und ihnen aus dieser Verbundenheit heraus die Kraft erwächst, die es ihnen ermöglicht, ihre Potentiale zu entfalten, zu wachsen und über sich hinauszuwachsen. Menschen, die beispielsweise gemeinsam in einem Krankenhaus tätig sind, müssten vom Chefarzt bis zur Putzfrau davon beseelt sein, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, damit die Patienten wieder gesund werden können. Das wäre dann der gute Geist eines Krankenhauses.
    Bisweilen kommt es vor, dass die Mitglieder einer menschlichen Gemeinschaft, also einer Familie, einer Schule oder einer Firma sich nicht mehr vorrangig um das kümmern, was ursprünglich Sinn und Zweck der jeweiligen Gemeinschaft war, weshalb sie ursprünglich einmal entstanden ist. Dann verschwindet der gute Geist dieser Gemeinschaft, und an seine Stelle rückt dann ein anderer Geist nach, geradezu als ob er die ganze Zeit nur darauf gewartet hätte, dass er nun die Geschicke dieser betreffenden Gemeinschaft in die Hand nehmen und lenken kann. Manchmal heißt er »Verwaltungsgeist«, ein andermal hat er auch gar keinen Namen. Er fängt dann an, das Klima in der betreffenden Familie, der Schule, des Krankenhauses oder des Betriebes zu bestimmen, und dann machen die Mitglieder der betreffenden Gemeinschaft eben die Erfahrung, dass sie nur noch verwaltet, umhergeschoben und ausgenutzt werden. Und aus den so gemachten Erfahrungen verfestigen sich in ihrem Frontalhirn genau solche Haltungen und inneren Einstellungen, die zu diesem eigenartigen Geist passen, der ihre Familie, Schule oder Firma besetzt hat. Dann ist ihnen das Wohl ihrer Gemeinschaft und das, wofür sie eigentlich da ist, egal, dann versuchen sie vielleicht noch ihre Pflicht zu erfüllen, warten aber die ganze Zeit auf den Feierabend oder die Berentung.
    Wenn es eine Gemeinschaft so weit gebracht hat, mag sie vielleicht noch eine Zeitlang überleben. Sie funktioniert dann aber nur noch diesem fremden Geist gemäß und entwickelt sich nicht weiter. Sie kocht im eigenen Saft und ist weit davon entfernt, die in ihr angelegten und in ihren Mitgliedern vorhandenen Potentiale entfalten zu können. Sie wird zu einer Kümmerversion dessen, was sie ursprünglich einmal war und was aus ihr in Zukunft noch hätte werden können.
    Unseren Kirchen ist das so gegangen, vielen Krankenhäusern und Schulen auch, sogar den Universitäten und der Armee. Auch Gewerkschaften und Parteien ist ihr jeweiliger guter Geist weitgehend abhanden gekommen.
    Dafür entstehen an anderen Stellen in unserer Gesellschaft andere Gemeinschaften. Und die machen sich mit einem erstaunlich starken gemeinsamen Geist und mit sehr viel Dynamik auf den Weg. Die einen wie immer rückwärtsgewandt. Die brauchen uns im Zusammenhang mit Potentialentfaltung nicht weiter zu interessieren. Regressive Entwicklungen haben nichts mit Potentialentfaltung zu tun. Und Potentialentfaltung findet auch niemals dort statt, wo sich die einen auf Kosten anderer Macht und Einfluss verschaffen wollen.
    Die anderen sind wesentlich interessanter. Zu ihnen gehören all die vielen jungen Menschen, die ganz selbstverständlich »wir« zu allen anderen Menschen sagen, mit denen sie sich verbunden fühlen, die sich gegenseitig unterstützen und keine Lust mehr darauf haben, irgendwelche Besitztümer zu verteidigen. Sie finden sich in den Foren des »World Wide Web« und in den Kneipen und Cafés um die Ecke. Sie engagieren sich für den Erhalt der Vielfalt kultureller Lebensformen, für den Artenschutz und gegen die Absurditäten unserer gegenwärtigen Verschwendungsgesellschaft.
    Sie sind auf vielfache Weise miteinander vernetzt und können, wenn sie wollen, in kürzester Zeit jede neue Information über den ganzen Erdball verbreiten. Sie lassen sich nicht vereinnahmen und sie lassen sich auch nicht
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