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Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten
Autoren: Holm Friebe
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Brüder oder drei schöne Töchter vorkommen, bis hin zu Tick, Trick und Track, den drei Neffen von Donald Duck, symbolisiert die 3 die Auflösung des Einzelnen in der Gruppe. Das interne Beziehungsgeflecht der Dreiergruppe rückt dagegen oft in den Hintergrund. Drei sind ein Verein oder „Tres faciunt collegium“, wie es schon in den römischen Digesten hieß, einer unter Kaiser Justinian zusammengetragenen Sammlung von Rechtsvorschriften. Zwar verlangt heutzutage das BGB sieben Personen, um einen Verein zu gründen. Das Existenzrecht wird diesem jedoch erst abgesprochen, wenn die Mitgliederzahl unter drei sinkt. Auch darin zeigt sich wieder, dass die 3 ursprünglich für ‚viele‘ steht (siehe Kapitel II).
Soziale Schwellenwerte
    Die prototypische Rockband hat vier Mitglieder: Sänger, Gitarrist, Bassist und Schlagzeuger. Oder: John, Paul, George und Ringo. Auch die Rolling Stones haben sich nach anfänglicher Überbesetzung bei vier eingegrooved; bei der stilbildenden britischen Post-Punk-Band Gang of Four leitete sich aus der Vierer-Besetzung sogar der Bandname ab. Die klassische Kleinfamilie besteht aus Vater, Mutter und zwei Kindern. Doch wie lässt sich die Vierergruppe jenseits solcher Gegebenheiten charakterisieren? Mit der 4 kommt Ordnung ins Gruppenleben. Das zerbrechliche Dreier-Gebilde gewinnt durch eine vierte Person an Stabilität. Vier Personen tarieren sich besser aus, nicht zuletzt weil sie sich häufig aus zwei Zweiergruppen zusammensetzen, etwa beim gesellschaftlichen Format des Pärchenabends – auch wenn der seine ganz eigenen psychodynamischen Fallstricke mit sich bringt, wie man spätestens seit Edward Albees Drama Wer hat Angst vor Virginia Woolf? und dessen Verfilmung mit Liz Taylor und Richard Burton weiß.
    Wie bei der Rockband, so ist auch in der klassischen Kammermusik das Quartett die Standardbesetzung. Als besonders geeignet erweist sich die 4 ferner, wenn es darum geht, Experten zu orchestrieren und unterschiedliche Meinungen gegeneinander in Stellung zu bringen: bei Panels auf Konferenzen, Podiumsdiskussionen und Talkshows. So begrüßt beispielsweise Volker Panzer in der Regel vier Gäste zu den Gesprächsrunden seiner Sendung nachtstudio . Und früher stritten sich im Literarischen Quartett Marcel Reich-Ranicki, Hellmuth Karasek und Sigrid Löffler (später an ihrer Stelle Iris Radisch) mit einem von Sendung zu Sendung wechselnden vierten Gast über Literatur. Die Vierzahl ermöglicht ein breiteres Spektrum von Meinungen und Frontstellungen, als wenn ein Thema nur von drei Personen beleuchtet wird. Bei mehr als vier beginnt es dagegen, für den Zuschauer unübersichtlich zu werden. Tatsächlich handelt es sich bei solchen Talkshows zwar oft um eine 4+1-Konstellation, doch der Moderator hält sich in der Regel aus der Dynamik des Schlagabtauschs heraus. Buchstäblich ins Off verschwindet er in dem von Friedrich Küppersbusch für den Sender n-tv entwickelten Talkformat mit dem sprechenden Titel 4 gewinnt – Die Meinungsshow , bei dem nur noch eine ominöse Stimme aus dem Studiohintergrund die vier Gäste mit Themen und Fragen konfrontiert.
    Die 4 ist im Sozialen eine Übergangszahl. Sie steht zwischen der 3, der Zahl für die kleinste mögliche Gruppe überhaupt, und größeren Formationen, die nicht so sehr durch eine genau bestimmte Anzahl von Personen als vielmehr durch ihre ungefähre Größe definiert sind. Auch beim gemeinsamen Essen scheint die 4 einen besonderen Attraktor zu bilden. In Restaurants dominieren Vierertische, und in den meisten Kochbüchern sind die Mengenangaben der Rezepte für vier Personen ausgelegt.
    Die Gastronomin und Sommelière Claudia Stern, die das Kölner Promi-Restaurant Vintage betreibt, kann auf jahrelange Erfahrung bei der Planung und Organisation von kulinarischen Veranstaltungen und Society-Events zurückgreifen, vom exklusiven Dinner im kleinen Kreis bis zur großen Hochzeitsgesellschaft. Als Destillat daraus schildert sie ihre sehr konkreten Vorstellungen darüber, was die geeignete Zahl der Gäste an einem Tisch angeht: „Bei einer Tischgesellschaft ist für mich die optimale Größe, wenn jeder gleich weit von jedem entfernt sitzen kann und man sich gegenseitig beim Gespräch in die Augen sehenkann. Also ist ein Vierertisch mit vier Seiten als Quadrat ideal. Oder, für maximal sechs Gäste, ein runder Tisch mit kleinem Durchmesser, 100 bis 130 Zentimeter.“ Die 4 ist für sie die „größte intuitive Zahl“ für einen Tisch. So
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