Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten
Autoren: Holm Friebe
Vom Netzwerk:
sozialen Kreise einer Dreierregel: Jede Stufe ist dreimal so groß wie die vorherige. 3 mal 5 ist 15, und mit der nächsten Verdreifachung kommt man auf ungefähr 50. Das war in steinzeitlichen Jäger- und Sammlergesellschaften die typische Größe eines gemeinschaftlichen Nachtlagers, wie es sich bis in heutige Zeiten bei traditionell lebenden Aborigines in Australien findet.
    Auch Erik Spiekermanns Idealfirma hätte zwischen 40 und 50 Mitarbeiter: „Im Grunde 7 mal 7. Drei Teams à sieben Leute, da nie mehr als ein Drittel der Ressourcen für einen Auftraggeber gebunden werden soll. Dann ein Springerteam für die Sachen, die so reinkommen. Ein fünftes Teams, das sich um Neugeschäft und Weiterentwicklung kümmert. Dann brauche ich das sechste Team – das Backoffice. Wenn ich dann richtig viel und gut arbeiten will, dann brauche ich noch ein siebtes Team.“
    Nimmt man 50 mal 3, landet man bei 150 und damit bei der letzten wichtigen Sprungstelle für soziale Systeme: Dunbars Zahl, die durch Malcolm Gladwells Bestseller Tipping Point populär wurde. Bis zu dieser Zahl von Kontakten können wir jeden kennen, wissen, in welchen Verhältnissen die einzelnen Personen zueinander stehen, und können stabile soziale Beziehungen zu jedem Einzelnen unterhalten. Woher kommt diese Grenze? Dunbar hat das Sozialverhalten und die Gruppengrößen von Primaten betrachtet und diese in Korrelation zur relativen Größe des Neocortex der jeweiligen Primatenart gesetzt. Der Neocortex des Menschen, dieses hypersozialen Wesens, ist deutlich größer als der anderer Primaten. Aus seinen Daten schloss Dunbar, dass die Verarbeitungskapazität des menschlichen Gehirns bei knapp 150 Sozialkontakten eine neuronale Obergrenze finden müsste. Beispielhafte Belege für seine Hypothese fand er nicht nur in der Clan- und Siedlungsgröße von Jäger- und Sammlergesellschaften, sondern ebenso in der militärischen Organisationseinheit der Kompanie, beim Gore-Tex-Hersteller Gore Associates, dessen Standorte nie mehr als ungefähr 150 nicht hierarchisch organisierte Mitarbeiter haben, aber auch bei den in Amerika lebenden Glaubensgemeinschaften der Hutterer und der Amish, deren Gemeinden etwa 120 bis 150 Personenumfassen. Wächst eine Gemeinde über diese Größe hinaus, muss sie sich teilen.
    Doch gilt die Obergrenze von 150 persönlichen Kontakten auch für soziale Netzwerke wie Facebook, die nicht mehr auf physischer Nähe beruhen? Davon ist zumindest Robin Dunbar überzeugt, wie er der Sunday Times Anfang 2010 berichtete: „Interessanterweise kann jemand zwar 1.500 Freunde haben, aber wenn man sich den tatsächlichen Austausch auf solchen Plattformen anschaut, stellt man fest, dass die Leute den gleichen inneren Zirkel von circa 150 Personen pflegen, den wir auch in der realen Welt beobachten.“
    Jenseits der Dunbarschen 150 wird es komplex. Zwar nennt er als weitere Stufen noch 500 und 1.500, die typische Größe einer steinzeitlichen Stammesgesellschaft, deren Mitglieder die gleiche Sprache oder den gleichen Dialekt teilten. Platon ging sogar noch eine Stufe weiter und berechnete in den Nomoi , dass die ideale Demokratie exakt 5.040 freie Bürger haben sollte – wobei diese Zahl eher dem pythagoräischen Harmoniegedanken und der Praktikabilität bei der Einteilung der Gesellschaft entspringt, denn 5.040 ist sowohl das Ergebnis von 1 x 2 x 3 x 4 x 5 x 6 x 7 als auch von 7 x 8 x 9 x 10. Platon schreibt: „Die angenommene Summe von 5.040 ist für den Krieg, so wie für alle Geschäfte des Friedens, Verträge und Gesellschaftsunternehmungen, Abgaben und Länderverteilungen richtig, weil sie durch nicht mehr als sechzig Zahlen weniger eine geteilt werden kann und dabei durch alle ununterbrochen von eins bis zehn.“ Für die griechischen Stadtstaaten mochte eine solche Größe noch hinreichend sein, doch seitdem und darüber hinaus hat diese Zahl keine soziale Bedeutung mehr.
    Immerhin nahm sich E.F. Schumacher die Frage nach der idealen Stadtgröße sehr viel später noch einmal vor und beantwortete sie ganz im zivilisationspessimistischen Zeitkolorit der frühen 1970er Jahre: „Wenn man diese Dinge auch nicht genau beurteilen kann, so denke ich doch, dass man mit ziemlicher Sicherheit die Obergrenze dessen, was als Größe einer Stadt wünschenswert ist, in der Nähe von einer halben Million Einwohner ansetzen darf. Es ist völlig klar, dass oberhalb einer solchen Größe die Vorteile der Stadt sich nicht vermehren. In Städten wie London,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher