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Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)

Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)

Titel: Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
Autoren: Susan Mallery
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gedacht.“
    Er spürte ihre Wut und verstand sie, doch was ihn störte, war die unterschwellige Traurigkeit. Das tiefe Gefühl, dass sie ganz allein auf der Welt war.
    „Es tut mir leid“, sagte er. „Bitte bleib noch ein paar Minuten.“
    Widerstrebend ließ sie sich wieder auf dem Stuhl nieder. Er setzte sich ihr gegenüber.
    „Es tut mir leid“, sagte er noch einmal langsam. „Es war nicht richtig, mich von dir abzuwenden. Und es war nicht richtig, dass ich nicht zugehört habe, nicht versucht habe, dich zu verstehen. Du warst noch ein Kind, und ich habe dich im Stich gelassen.“
    „Genau wie Mom.“
    Er nickte. „Genau wie Mom.“
    Seine Schwester war für ihn immer mit Ärger verbunden gewesen. Nie hatte er auch nur einen Gedanken daran verschwendet, wie es wohl für sie gewesen sein musste, als Nachzüglerin aufzuwachsen, mit dem Gefühl, das Ergebnis einer einzigen Nacht mit einem Fremden zu sein. Er und seine Brüder waren von einem sehr verliebten Paar aufgezogen worden. Sie hatten die Familie gehabt, von der Evangeline gesprochen hatte. Doch sie war die stete Erinnerung an den Schmerz, den sie nach dem Tod ihres Vaters empfunden hatten. Sie war die Außenseiterin.
    May hatte von Anfang an Schwierigkeiten gehabt, Evangeline vollständig anzunehmen. Die Frau, die ihre Kinder über alles geliebt hatte, hatte ihre einzige Tochter auf Distanz gehalten. Und Rafe war zu sehr damit beschäftigt gewesen, den Haushaltsvorstand zu mimen, als sich um ein kleines Mädchen zu kümmern. Die Aufgabe war Clay und Shane zugefallen, und die waren damals selbst noch Kinder gewesen.
    „Du hattest vor ein paar Wochen Geburtstag“, sagte er. „Da habe ich an dich gedacht.“
    „Wirklich? Du hast an mich gedacht?“ Sie riss die Augen auf. „Oh Rafe, das macht alles so viel besser. Zu wissen, dass du dir die Mühe gemacht hast, an mich zu denken. Ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll.“
    „Verdammt, Evie.“
    Sie stand wieder auf. „Fahr zur Hölle. Ich will dich nicht in meinem Leben haben, und ich brauche dich auch nicht. Vielleicht war das einst so. Aber da warst du nicht da. Und Mom auch nicht. Ich musste es alleine schaffen.“ Aus zusammengekniffenen Augen schaute sie ihn an. „Was auch immer du willst, du kommst zu spät. Ich bin nicht mehr daran interessiert.“
    „Ich will gar nichts.“
    „Warum bist du dann hier?“
    „Weil ich mich falsch verhalten habe. Weil ich will, dass wir wieder eine Familie werden.“
    „Wir waren nie eine Familie.“
    „Dann lass uns das jetzt ändern.“
    Sie wandte sich zum Gehen.
    Schnell stand er auf. „Ich brauche dich.“
    Sie blieb stehen, schaute ihn aber nicht an.
    Er ging um den kleinen Tisch herum und stellte sich vor sie. „Ich brauche dich“, wiederholte er. „Ich war so ein Idiot, habe dich nie gefragt, warum du die Schule verlassen hast. Ich habe dich nie gefragt, was so fürchterlich schieflief. Auch habe ich mir nie die Mühe gemacht, herauszufinden, wohin du gegangen bist oder was du gemacht hast. Verdammt, ich habe dir nicht mal beigebracht, wie man Fahrrad fährt.“
    „Das hat Shane getan“, flüsterte sie.
    „Darüber bin ich sehr froh. Bitte. Du hast recht. Ich will etwas. Ich will dich kennenlernen. Gib mir einfach deine Telefonnummer und nimm meine. Wir telefonieren alle paar Wochen. Ich komme zurück, und wir gehen zusammen essen. Wir gehen es ganz langsam an.“
    „Ich vertraue dir nicht“, gab sie zu.
    „Kann ich verstehen. Ich würde mir auch nicht vertrauen.“
    Lange schaute sie ihn an. Ihr Blick schien ihn zu durchdringen, bis in die tiefsten Tiefen seiner Seele. Er hoffte, dass sie mit ihrer Beurteilung großzügig wäre, denn er bezweifelte, dass er aufgrund seines Verhaltens in der Vergangenheit viele Punkte verdient hätte.
    Langsam ging sie zum Tisch zurück und setzte sich. „Ich schreibe mir deine Telefonnummer auf. Aber meine bekommst du nicht.“
    Er lachte leise. „Okay.“
    „Und du darfst nicht mit Opal ausgehen.“
    „Wer ist Opal?“
    „Meine Mitbewohnerin.“
    Er dachte an die dralle Blondine und hob abwehrend beide Hände, während er sich seiner Schwester gegenübersetzte. „Kein Problem. Ich habe keinerlei Interesse an Opal.“
    „Außerdem keine Fragen. Ich erzähle dir, was ich dir erzählen will. Du wirst nicht in meinem Leben herumschnüffeln oder dir irgendein Urteil anmaßen.“
    „Vergiss es.“ Er nahm seinen Latte macchiato in die Hand. „Ich werde alle Fragen stellen, die ich
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