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Was mit Hass begann

Titel: Was mit Hass begann
Autoren: Jude Deveraux
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Schultern massiert und sich meine neueste Romanidee anhört. Keine, der mich in sein Bett nimmt.
    Mike trödelte herum, bis die Sonne unterging. Und dann suchte er nach Ausreden. Er wollte erst morgen früh abfahren.
    Ich fragte ihn in meiner schneidigsten New Yorker Art: »In Colorado ist man wohl so rückständig, daß die Autos noch keine Beleuchtung haben, wie?«
    Da gab Mike nach und fuhr mich in die Kleinstadt Chandler. Dort wollte er mich zu seinem Elternhaus bringen. Und dann? Mich vielleicht in Kanes Bett stecken und hoffen, daß sein Bruder nachts nach Hause käme und zu mir ins Bett steigen würde?
    Ich setzte durch, daß er mich in ein Motel fuhr. Und am nächsten Vormittag um 10 Uhr brachte er mich zum Flugplatz. Ich stieg in die Spielzeugmaschine nach Denver, und von dort aus flog ich nach New York.
    Meine Lektorin war mit mir gar nicht zufrieden. In den sechs Wochen, seit ich aus Colorado zurück war, hatte ich noch keinen einzigen Menschen ermordet. Ich meine natürlich, auf dem Papier. Da mein Verlag mir so viel schönes Geld dafür zahlte, um immer wieder Menschen vom Leben zum Tode zu befördern, war man mit Recht unzufrieden.
    Nicht daß ich nicht geschrieben hätte. Ich schrieb sogar 10 bis vierzehn Stunden am Tag. Aber ich schrieb ausschließlich über Bräute, die man sich durch Zeitungsanzeigen ins Land holt, und über Hochzeiten, die durch die Schrotflinte erzwungen werden. Übrigens schrieb ich keine Geschichte zu Ende, sondern schickte die Anfänge als Vorschlag an meine Lektorin.
    Anfang der fünften Woche suchte sie mich zu einer Unterredung auf.
    »Wir haben grundsätzlich nichts dagegen, wenn du gern das Genre wechseln möchtest«, begann sie vorsichtig. Lektoren überbringen ihren Autoren schlechte Nachrichten immer mit großem Takt - ungefähr so, als sprächen sie zu einem Kerl mit drohend geschwungener Machete: >Sie tun sicherlich kein Unrecht, wenn Sie aus irgendeinem Grunde gern andere Leute verstümmeln und zerstückeln .. .<
    Sie fuhr fort: »Schließlich bringen auch Liebesgeschichten viel Geld.«
    Gott sei Dank hatte ich nicht versucht, etwas zu schreiben, das kein Geld einbringen würde - dann wäre auf den Verlagskorridoren eine Massenhysterie ausgebrochen.
    Mit gedämpfter Stimme und verständnisvollem Lächeln schloß sie: »Leider sind deine Liebesgeschichten nicht gut. Sie sind zu traurig.«
    Ein verrücktes Leben, nicht wahr? Du kannst in deinen Büchern die Leute massenweise umbringen -das gilt nicht als traurig. Als traurig gilt dagegen, wenn die Heldin einer Romanze sich in einen Kerl verliebt, der sie zum Schluß verläßt und in Richtung der untergehenden Sonne davonstiefelt. Und hätte ich den Hurensohn erschossen, dann wäre es eine Tragödie gewesen. Tragödie ist okay, Mord ist großartig, aber traurig ist schlecht. Noch schlimmer: es verkauft sich nicht.
    Ich hörte mir alles genau an, was sie sagte. Dabei fiel mir auf, daß sie mir zum erstenmal keine Blumen und auch nichts zum Essen mitgebracht hatte - ein sicheres Anzeichen dafür, daß sie sehr verärgert waren. Vermutlich hätten sie mich am liebsten gepackt und so lange geschüttelt, bis ich wieder zu Sinnen kam und einsah, daß es meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit war, die Leute auf dem Papier um die Ecke zu bringen und auf diese Weise den Lebensunterhalt der Verlagsangestellten und ihrer Angehörigen zu sichern.
    Das Komische an der Sache war, daß ich ja Kriminalromane schreiben wollte. Das geht bei mir aber nur, wenn ich auf irgend jemand wütend bin. Das macht mich glücklich, das gibt mir das nötige Selbstvertrauen. Dann streite ich mich mit Taxifahrern herum und überlege mir, wen ich als nächsten abmurksen will.
    Gestern fuhr ich zum Kaufhaus Saks, um ein Kostüm zurückzubringen, das mit nicht paßte. Ich sagte dem Taxifahrer, daß er mich zur 50th Street Ecke Fifth Avenue bringen solle. Zehn Minuten später rollten wir über die First Avenue. Das war die entgegengesetzte Richtung. In aller Ruhe sagte ich: »Sie fahren falsch.« Unter Aufbietung aller seiner englischen Sprachkenntnisse von sieben Wörtern machte er mir klar, daß er heute zum erstenmal Taxi fahre. Lächelnd erklärte ich ihm den Weg zu Saks, zahlte ihm hinterher die volle Gebühr einschließlich des Umwegs und legte noch 1,50 Dollar als Trinkgeld drauf.
    Sie können mir glauben, das ist nicht mein wahres Ich.

12
    Cale saß bei offenen Terrassentüren in ihrer Wohnung und war gerade mit einer unlesbaren Geschichte über
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