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Was mit Hass begann

Titel: Was mit Hass begann
Autoren: Jude Deveraux
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nicht erwiderte Liebe beschäftigt, als sie einen Hubschrauber kommen hörte. Zuerst achtete sie nicht weiter darauf. Aber der Lärm wurde immer lauter. Die Maschine schien irgendwo in der Luft zu hängen und nicht weiterzufliegen. Und zwar ausgerechnet vor ihren Fenstern. Ärgerlich stand sie auf, um die Türen zu schließen. Da sah sie, daß der Hubschrauber tatsächlich genau über ihrer Terrasse hing. Das ist doch bestimmt verboten, dachte sie. Es muß doch in New York Gesetze gegen Hubschrauber geben, die sich den Häusern so dicht nähern.
    Sie hatte die Hand schon auf dem Türknopf, als sie plötzlich ein merkwürdiges Geräusch vernahm. Neugierig blickte sie zu dem lauten, Wind erzeugenden Hubschrauber hoch. Vor Überraschung blieb ihr der Mund offenstehen.
    Mit dem Fuß in einer Art Steigbügel ließ sich ein Mann an einem dicken Seil aus der Maschine herunter. Ihr erster Gedanke war, die Tür zuzuschlagen und aus der Wohnung zu flüchten. Doch dann warf sie einen zweiten Blick nach oben. Die Füße des Mannes steckten in karminroten Cowboystiefeln. Sie hatte im ganzen Leben erst einen einzigen Mann kennengelernt, der Cowboystiefel trug: Kane Taggert.
    Gegen ihren Willen blieb sie stehen, trat dann sogar auf die Terrasse hinaus und sah zu, wie der Mann sich herunterließ. Das Verrückteste daran war, daß er um 4 Uhr nachmittags einen Frack trug und, wenn sie nicht alles täuschte, unter dem Arm eine große grüne Flasche und in der Hand zwei Champagnergläser hielt.
    Er landete auf der Terrasse und nahm den Fuß aus der Halterung. Sie trat einen Schritt zurück. Er gab dem Hubschrauber ein Zeichen, daß er sicher gelandet sei. Dann verschwand die Maschine, und es wurde still. Noch immer hatte Cale kein Wort gesagt. Sie stand nur da, starrte diesen großen Mann auf ihrer Terrasse an und wartete darauf, daß er etwas sagte.
    Mit leichtem Lächeln setzte er die Flasche ab, machte sie auf und reichte ihr gleich darauf ein Glas Champagner. Sie macht keine Miene, es anzunehmen.
    »Was willst du?« fragte sie in möglichst feindlichem Ton.
    Kane trank erst einen langen Schluck aus seinem Glas. Dann sagte er: »Ich wollte dich nur fragen, ob du meine Frau werden willst.«
    Jetzt zögerte Cale nicht länger. Sie drehte sich um und wollte sich durch die offene Tür in ihre Wohnung zurückziehen. Kane packte sie am Arm, aber sie riß sich los.
    »Mach, daß du wegkommst!« sagte sie. »Ich will dich nie mehr sehen.«
    »Cale ...«, setzte er an.
    Sie wirbelte herum. »Das ist doch nicht zu fassen«, sagte sie. »Du kennst ja sogar meinen Namen. Ich dachte, für dich wäre ich nur >die Schriftstellerin.« Ein Seufzer folgte, dann wurde sie ruhiger. »Ich bin gebührend beeindruckt. Und jetzt kannst du verschwinden. Wenn du nicht vorhast, mit dem Fallschirm abzuspringen, darfst du den Fahrstuhl benutzen.«
    Kane nahm vor der Terrassentür Aufstellung. »Mag schon sein, daß ich diese Behandlung verdiene. Ich habe mich ja wirklich wie ein gemeiner Kerl benommen. Das habe ich von dir gehört, Mike hat es mir gesagt und Sandy auch. Und meine Söhne. Sogar meine Schwiegermutter und meine Mutter, die dich beide überhaupt nicht kennen, haben mir mit deutli-chen Worten zu verstehen gegeben, daß ich dumm, bekloppt und vernagelt sei - mit einem Wort: ein Vollidiot.«
    Sein Geständnis berührte Cale in keiner Weise. »Es gibt bestimmt noch andere Frauen, die dich und deinen Bruder auseinanderhalten können«, sagte sie. »Also geh und schnapp dir eine! Mit deiner Taktik erreichst du bei mir gar nichts.«
    Wieder packte Kane sie am Arm. »Es geht ja nicht um diese Zwillingslegende. Aber du hast es fertiggebracht, daß ich nicht mehr um meine Frau trauere.«
    Sie sah ihn unter gerunzelter Stirn an. »Du irrst dich. Das war Ruth.«
    Kane ließ ihren Arm los, trat ans Ende der Terrasse und betrachtete die Hinterfront des Hochhauses von General Motors. Vor seiner Errichtung hatte man von hier aus einen herrlichen Blick auf das Hotel Plaza und den Central Park gehabt. »Ich weiß nicht, ob es dir schon jemand gesagt hat, aber Ruth sah meiner Frau sehr ähnlich. Als ich ein Foto von ihr sah, stellte ich mir vor, es könnte mit ihr wieder so werden wie in alten Zeiten. Ich wollte Janine wieder zum Leben erwecken. Ich dachte an Picknicks und Spaziergänge im Mondschein. Ich malte mir aus, wie wir uns zu viert aneinanderkuscheln würden. Über Ruths Charakter machte ich mir keine Gedanken. Ich glaubte, ihn zu kennen. Sie hatte Mann und
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