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Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Titel: Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
Autoren: Elinor Ostrom Silke Helfrich
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    Aus dem Interview entstand ein Fließtext. Danach wurden beide Texte für die vorliegende deutschsprachige Fassung bearbeitet, aktualisiert und zusammengeführt. Dies sowie die neue Gliederung verantworte ich gern. Auf die zahlreichen Verweise zu weiterführender Fachliteratur in den Fußnoten der Originaltexte haben wir zugunsten der Lesbarkeit verzichtet. Falls in den Fußnoten jedoch Gedanken ausgeführt wurden, so sind sie in den Text eingeflossen.
    Ein detailliertes Glossar ergänzt den Band. Begriffe, die dort erläutert werden, sind im laufenden Text markiert (*). Es soll Fachbegriffe veranschaulichen sowie Hintergrundinformationen zu Problemen und Phänomenen liefern, auf die sich die Nobelpreisträgerin bezieht. Auch zur Einordnung einiger Aussagen Ostroms findet sich dort Lesenswertes.
    Wetten, dass Sie beim Anblick von Kastanien fortan an die Allmende denken? Es würde mich freuen.
    Wetten, dass Sie beim Anblick von Kastanien fortan an die Allmende denken? Es würde mich freuen.
    Jena, im Januar 2011
    Silke Helfrich

Einführung
    Gemeingüter sind nicht, sie werden gemacht
    Ressourcen sind frei. Sie kennen kein Eigentum und keine Staatsgrenze. Ressourcen wissen nicht, ob wir sie zum Leben brauchen oder nicht. Wir hingegen sind in der einen oder anderen Weise an diese Dinge gebunden: an Grenzen, an Eigentum und – vor allem – an die Ressourcen selbst.
    Das alte Wort für Gemeingüter, »Allmende«, hat diese Bindung für uns bewahrt, denn »Allmende« setzt sich zusammen aus all(e) + gemeinde , so glauben die Sprachhistori ker. Der Begriff erfasst damit den Kern der Auseinanderset zung mit den Gemeingütern: Alle, die zu einer bestimmten Gemeinschaft gehören und Ressourcen gemeinsam nutzen, müssen sich darüber verständigen, wie sie das tun. Regeln der Ressourcennutzung zu vereinbaren und deren Einhaltung zu kontrollieren, ist alles andere als ein Kinderspiel. Wie komplex es ist, funktionierende Institutionen für Gemeingüter aufzubauen, beschreibt Elinor Ostrom im vorliegenden Band sehr konkret. Komplexität,so erkärt sie immer wieder, ist aber etwas anderes als Chaos. Ostrom hat in den vergangenen 40 Jahren die Welt durchkämmt und unzählige Beispiele ken nen gelernt, wie es Menschen gelingt, kollektive Ressourcen miteinander zu nutzen und sie dabei zu erhalten. Und wie es misslingt. In den für diese Veröffentlichung ausgewählten Texten geht es vor allem um globale Gemein ressourcen – die Fischbestände in unseren Ozeanen einerseits und die Wälder andererseits.
    Wenn Schleppnetze, Motorsägen, Exportgelüste und Kurzfristinteressen den Ressourcen begegnen, ist es wahrscheinlich, dass diese gefangen, gefällt oder geplündert werden. Dies geschieht natürlich selten im Sinne derer, die seit jeher von ihnen leben. Mitunter aber, auch wenn das widersprüchlich scheint, tragen auch die Nutzer selbst zur Ressourcenzerstörung bei.
    »So sind die Menschen eben«, schallt uns sofort der Widerspruch entgegen. Doch der knappe Verweis auf das »So-Sein« des Menschen überzeugt schon lange niemanden mehr. Der Mensch ist mehr als nur ein individueller Nutzenmaximierer. Der Mensch ist ein auf Kooperation angelegtes soziales Wesen. Wem die Belege des Alltags dafür nicht reichen, der informiere sich unter anderem über die Ergebnisse der aktuellen Hirnforschung. Es gibt Wissenschaftler, welche die Entwicklung der Sprache für den entscheidenden Schritt der Menschwerdung halten. Die Sprache aber ist das Mittel der Kooperation. Konkurrenz und Egoismus hingegen existieren selbst bei Insekten. Und im Übrigen gilt: »Die Frage ist nicht, ob Menschenkooperieren wollen, sondern wie ihnen geholfen werden kann, das zu tun«, so Elinor Ostrom während eines öffentlichen Auftritts Mitte 2010 in Berlin. Es geht demnach in Ostroms Werk darum, die Bedingungen für Kooperation auszuloten.
    Wie also gestalten wir ein Leben, in dem Gemeingüter gedeihen? Und wie tun wir das inmitten einer Welt, in der es viel Ansporn gibt zu konkurrieren, statt zu kooperieren? Denn allem Anschein nach wissen wir sehr viel darüber, wie der Wettbewerb funktioniert und wie Ressourcen zur Ware werden, aber zu wenig darüber, wie unser gemeinsames Erbe für die Allgemeinheit zu erhalten ist.
    Wie ein Mantra geht die Rede von der Tragik der Allmende. Die wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Lehrbücher beten seit Jahrzehnten diese grobschlächtige These Garrett Hardins nach, nach der der Mensch als geborener
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