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Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Titel: Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
Autoren: Elinor Ostrom Silke Helfrich
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ist ihr eigen. Man kann es Demut nennen. »Wir sind fehlbare Menschen und studieren fehlbares menschliches Verhalten in Institutionen, die wiederum von anderen fehlbaren Menschen gestaltet wurden.« Dessen ist sich Ostrom immer bewusst.
    Dieses Buch soll Einblick in eine komplexe Materie gewähren, mit der wir alle täglich in Berührung sind. Deswegen wünsche ich ihm viele Leserinnen und Leser.
    Mein Dank gilt dem oekom verlag für die gelungene Kooperation und das beharrliche Verfolgen der Publikationsidee sowie Jacques Paysan für den kreativ-kritischen Blick des Naturwissenschaftlers und »Commoners« auf den Textentwurf.
    Silke Helfrich

Gemeingüter fordern uns heraus
    Gemeingüter. Forschung für die Zukunft
    Für die meisten Menschen verbindet sich die Idee der Gemeingüter (Commons) zunächst mit Ressourcen, die wir gemeinsam nutzen; mit Wassereinzugsgebieten zum Beispiel, oder mit Bewässerungssystemen, Fischbeständen, Weideflächen und Wäldern. Fehlen klare Vereinbarungen für den Umgang mit solchen Ressourcen, so laufen sie Gefahr übernutzt, überweidet und ausgeplündert zu werden. Seit Jahrzehnten erforschen wir im Bloomington Workshop für Politische Theorie und Analyse, wie solche Vereinbarungen zustande kommen. Der Workshop gilt mitunter als Modell für innovative sozialwissenschaftliche Forschung. Tatsächlich ist die Arbeit dort methodisch sehr vielfältig, sie bringt stets sehr unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen zusammen, sie bleibt immer auf konkrete Erfahrungen konzentriert und sie geht zugleich theoretischen Fragen zur Politikgestaltung nach.
    Jedes Forschungsvorhaben ist in ein breiter angelegtes Forschungsprogramm eingebettet, welches die bestehenden Grenzen zwischen den Forschungsdisziplinen überschreitetund die Erforschung des kollektiven Handelns vorantreibt.
    Es geht uns um die Entwicklung einer empirisch gestützten Theorie des kollektiven Handelns, die auf Selbstorganisation und Selbstverwaltung beruht.
    Viele Politikerinnen und Politiker neigen dazu, die Marktordnung nach Adam Smith für alle privaten Güter und den Leviathan* des Thomas Hobbes – den wir heute als »souveränen Staat« kennen – für alle gemeinschaftlich genutzten Güter zu empfehlen.
    Doch diese Gegensätze – privat gegen öffentlich, Markt gegen Staat – sind ärmlich. Das Denken in Gegensätzen kommt auch daher, dass sich die Politische Ökonomie in zwei Disziplinen geteilt hat: die Politik- und die Wirtschaftswissenschaft. Beide haben sich eigenständig weiterentwickelt. Das Problem dabei ist, dass wissenschaftliche Spezialisierung zwar gewisse Vorteile bringt, aber Überspezialisierung birgt eher Gefahren. Zum bedauerlichen Erbe dieser Überspezialisierung gehört auch, dass in der Politik in der Regel weit reichende Vorschriften gemacht werden, die oft auf sehr stilisierten Vorstellungen über die starke Wirkung von Institutionen beruhen.
    Und als wäre dies nicht genug, hat die gängige Theorie des kollektiven Handelns die Idee verstärkt, der Staat sei die einzige Alternative zum Markt. Diese Annahme unterstellt, dass freiwillige Selbstorganisation zur Bereitstellung öffentlicher Güter* oder zur Verwaltung von Gemeinressourcen höchst unwahrscheinlich ist. Die Ökonomen empfehlen deshalb auf der einen Seite immer schnell, der Staat solle sichkümmern, sobald sie merken, dass marktbasierte Lösungen scheitern. Dabei fragen sie nicht, was in staatlichen Institutionen getan werden kann und muss, um sie für die Bewältigung dieser Aufgaben leistungsfähiger zu machen. Auf der anderen Seite setzen Politikwissenschaftler und Berater aber auf »Privatisierung«, sobald sich zeigt, dass zentralisierte staatliche Institutionen an ihre Grenzen kommen. Auch sie mogeln sich um die Frage herum, wie konkrete Anreize zu schaffen sind, die die Beiträge und Verantwortungsübernahme der Einzelnen verbessern.
    In den 70er-Jahren und Anfang der 80er-Jahre führten wir sehr umfassende Feldstudien durch. Es ging um die Folgen institu tioneller Regelungen für die Effizienz und Anpassungsfähig keit städtischer Dienstleistungen in amerikanischen Großstäd ten. Unsere jüngeren Forschungen zur gemeinschaftlichen Nutzung von Gemeinressourcen sind sehr bekannt, aber die theoretische Dimension des Ganzen ist es weniger.
    Meine Hoffnung ist, dass unsere theoretischen Analysen sowie die Arbeit in der Praxis und im Laboratorium zu einer empirisch belastbaren Theorie von Selbstorganisation und Selbstverwaltung
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