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Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter

Titel: Was mehr wird wenn wir teilen - Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingueter
Autoren: Elinor Ostrom Silke Helfrich
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Nutzenoptimierer jede gemeinschaftlich genutzte Ressource zugrunde richtet, es sei denn, sie wird durch Privatbesitz oder staatliche Maßnahmen davor bewahrt. Hier scheint eine Weltsicht durch, die zu unsensibel ist, um jenseits von Markt und Staat noch anderes wahrzunehmen. Es dominiert die Idee, dass Menschen immer externe Autoritäten brauchen.
    Doch weit gefehlt: Gemeingutforschung kann be legen, dass es diesen »Dritten Weg« gibt und dass Hardin in zentralen Punkten – salopp gesagt – danebenliegt. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt sind in der Lage, so miteinander umzugehen, dass ihre Lebensgrundlagen respektiert werden. Nicht unbedingt der Ressourcen wegen,sondern um ihrer selbst willen. Dafür brauchen diese Menschen Ermutigung, Unterstützung und Räume zum Experimentieren. Sie brauchen Institutionen, die es ihnen leicht (er) machen, vor Ort zu kooperieren, statt im weltweiten Wettbewerb zu verlieren. Sie brauchen Aufmerksamkeit für ihre Bedürfnisse und Ideen. So vielgesichtig Ressourcenmanagement auch aussehen kann, die Forschungsergebnisse bestätigen das Offensichtliche: Ohne die Nutzer selbst, nur mit Staat und Markt allein, gibt es keine Entfaltung der Potenziale der Allmende und auch keine Lösung ihrer Probleme. Nutzergruppen in aller Welt haben vielschichtige Eigentums- und Bewirtschaftungsformen entwickelt, um das, was sie zum Leben brauchen, weitgehend selbst zu kontrollieren. In den Ländern des Südens und hier bei uns.
    Die unzähligen Feldforschungen der »Ostrom-Schule« belegen, dass das Vorschreiben detallierter Regeln oft weniger erfolgreich ist als das gemeinsame Erarbeiten.
    Die Gemeingüter machen Karriere. So würde man in der Sprache des Wettbewerbs vermutlich sagen. Tatsächlich ist die Wiederentdeckung der Gemeingüter in vollem Gange. Kennen Sie das Mietshäusersyndikat oder die Mundraubinitiative? Wissen Sie vom Boom der urbanen Gärten, in Hamburg und Leipzig oder in den Großstädten Chinas? Freut auch Sie die Vielzahl freier Lizenzen, deren mil lionenfache Anwendung die Wissensallmende täglich be reichert? Haben Sie sich schon inspirieren lassen von der Transition-Town-Bewegung, den Beteiligungsmodellen im Energiebereich (hin zu mehr Energieautonomie) oder von Open-Hardware- undOpen-Design-Projekten? Sie alle entsprechen dem Grundgedanken moderner Gemeingüter: das Leben in die eigenen Hände nehmen, im Bewusstsein darüber, dass der eigene Vorteil auch auf dem Vorteil der anderen beruht.
    Gemeingüter ganz praktisch herzustellen und zu pflegen, kostet viel Kraft, Energie und Kommunikation. Viel Arbeit wird erforderlich sein, um ihnen zum gesellschaftlichen Durchbruch zu verhelfen.
    Auch der Begriff »Gemeingüter« bedarf noch gründlicher Reflexion. Heute wird er auf vielfältige Phänomene bezogen, und in dieser Ausdehnung zugleich geschärft. In der aktuellen politischen Diskussion meinen »Commons«, »Gemeingüter« oder »(Wissens-)Allmende« oft, dass das, was wir »bewirtschaften«, auch Gemeingut bleiben, und das, was wir herstellen, Gemeingut werden soll. Wie Wikipedia oder freie Software, wie erneuerbare Energien in Bürgerhand oder städtischer Wohnraum, der nicht mehr verspekuliert werden kann. Hier und in den Arbeiten Ostroms zeigt sich deutlich, dass Gemeingüter pflegen weit mehr bedeutet als nur Ressourcenschutz.
    Zugespitzt formuliert: Es geht nicht um die Ressourcen per se . Es geht um uns, darum, wie wir die gesellschaftlichen Verhältnisse regeln und welche Institutionen wir dafür brauchen. Institutionen beeinflussen unsere Art zu handeln und zu denken. Institutionen machen den Menschen, aber Institutionen werden umgekehrt auch vom Menschen gemacht. Darin liegt eine große Chance.
    Elinor Ostrom erklärt im folgenden Text, dass selbst zeitgenössische Unternehmen Eigenschaften mit Commons-Institutionen teilen. Die beschriebenen Gemeinsamkeiten sind unübersehbar, aber die Unterschiede sind es auch. Die Prinzipien, die den Markt dominieren, sind darauf ausgelegt, Ressourcen so optimal wie möglich in Waren zu verwandeln – und dabei in immer tiefere Schichten vorzudringen. Gen für Gen. Nanopartikel für Nanopartikel. Bit für Bit. Patent für Patent. Hier steht nicht die Frage im Mittelpunkt, wie Gemeingüter als solche erhalten bleiben oder vermehrt werden können – und das ist ein Fehler im System.
    Gemeingüter hingegen machen Mut. Sie zeigen, dass Menschen in ihren verschiedenen sozialen Netzen über ein schier unerschöpfliches
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