Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was geschah mit Angelika H.

Was geschah mit Angelika H.

Titel: Was geschah mit Angelika H.
Autoren: Thomas Ziegler
Vom Netzwerk:
Grieche. »Er hat in München studiert und promoviert, ist Anfang der achtziger Jahre in die Staaten gegangen und hat dort bei einigen Rehabilitationsprojekten für Drogensüchtige gearbeitet. Vor vier Jahren kam er nach Deutschland zurück und gründete ein eigenes Therapiezentrum nach amerikanischem Vorbild. Die Junkies werden dort nach der Cold-Turkey-Methode entgiftet, ohne Medikamente. Nach dem Entzug dürfen sie bis zum Umfallen schuften und werden gleichzeitig einer Art Gehirnwäsche unterzogen – Konditionierung nennt das der Fachmann. Die alte, drogenabhängige Persönlichkeit wird zerstört und durch eine neue, drogenfreie ersetzt. Die Konditionierungstherapie ist ziemlich umstritten, aber bei den Richtern kam sie gut an. Das Therapiegeschäft florierte, doch vor einem halben Jahr kam es zu ein paar häßlichen Zwischenfällen – zwei Selbstmorde von Junkies, die die harte Tour nicht verkraften konnten. Es gab einen Riesenwirbel in der Presse und massive Kritik anderer Drogentherapeuten an dem Gehirnwäscheprogramm. Die Richter hielten sich zurück, der Nachschub an Junkies kam ins Stocken, die Zahlungen der Krankenkassen blieben aus und Doktor Roths famoses profitorientiertes Therapiezentrum geriet in die roten Zahlen.«
    »Wie rot?« fragte Markesch.
    »So rot, daß es selbst einem Farbenblinden auffallen würde. Der gute Doktor ist so pleite, wie ein Mensch nur sein kann. Wenn kein Wunder mehr geschieht, wird er in ein paar Wochen Konkurs anmelden müssen und mit einem Schuldenberg von der Höhe des Mount Everest dastehen.«
    Markesch wandte sich vom Fenster ab. »Und wo liegt dieses Therapiezentrum?«
    »Im Oberbergischen, nicht weit von Untereschbach. Es heißt Clean Life.«
    Und die nächste Falltür öffnete sich.
    Clean Life, dachte Markesch. Wo auch Bikshu Arupa seine Therapie gemacht hat. Aber Arupa ist tot. Keine sehr erfolgreiche Therapie, Doc, wirklich nicht.
    Dann kam ihm ein anderer Gedanke, ein Gedanke, der Arupas Sprung aus dem fünften Stock in einem völlig neuen Licht erscheinen ließ.
    Angelika Hilling mußte Arupa im Clean Life kennengelernt haben, während ihrer eigenen Therapie wegen Alkohol- und Tablettenmißbrauchs. Aber der Sanyit hatte berichtet, daß sie bei ihrer Ankunft in Köln noch immer Suchtprobleme gehabt hatte. Vielleicht hatte er ihr helfen wollen und Roth informiert. Und vielleicht hatte Roth sie zurück ins Therapiezentrum geholt … Natürlich! Ein besseres Versteck als ein von der Außenwelt abgeschottetes Entzugslager für Drogensüchtige konnte es gar nicht geben! Und damit Arupa über die Angelegenheit schwieg, hatte er von Roth Geld bekommen oder war von ihm unter Druck gesetzt worden, mit der Drohung, ihn wieder der Justiz zu übergeben, wenn er auspackte.
    Aber warum wollte Roth verhindern, daß jemand von Angelikas Rückkehr ins Therapiezentrum erfuhr? Warum durfte es nicht einmal ihr eigener Großvater erfahren, der im Sterben lag?
    Im Sterben …
    Und Angelika war Alleinerbin.
    Alleinerbin eines Vermögens von mehreren Millionen Mark. Während Doktor Eugen Roth bis zu den Haarspitzen in Schulden steckte. Und jetzt war dieses Goldkind in seinem gottverdammten Junkielager, ihm völlig ausgeliefert.
    ›Nach dem Entzug werden sie einer Gehirnwäsche unterzogen‹, hatte Archimedes gesagt. ›Konditionierung nennt das der Fachmann. Die alte, drogenabhängige Persönlichkeit wird zerstört und durch eine neue, drogenfreie ersetzt.‹
    Gehirnwäsche, dachte Markesch. Großer Gott! Das ist es. Das muß die Erklärung sein! Er unterzieht Angelika einer Gehirnwäsche, macht sie zu seinem willenlosen Werkzeug, und dann gehört das Hillingsche Vermögen ihm!
    Und fast hätte es auch geklappt.
    Fast.
    Hätte er nicht die Viertelmillion Lösegeld unterschlagen, hätte ich nie Verdacht geschöpft. Und jetzt, wo Bikshu Arupa tot ist, gibt es auch keinen Mitwisser mehr, der verraten könnte, wo Angelika …
    »Himmel!« sagte er laut.
    Archimedes sah ihn besorgt an. »He, du siehst aus, als wäre dir soeben ein Gespenst über den Weg gelaufen!«
    O Gott! dachte Markesch verzweifelt. Arupa! Ich habe Roth gesagt, daß ich Arupa für den Entführer halte, daß ich ihn mir noch einmal vornehmen will. Roth mußte befürchten, daß Arupa schwach würde und redete – vielleicht hat Arupa mich deshalb sprechen wollen. Vielleicht hat er Bedenken bekommen, wollte alles verraten, und Roth wußte es. Und während ich bei Boruschka war, hat er Arupa aufgesucht und aus dem Fenster
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher