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Was geschah mit Angelika H.

Was geschah mit Angelika H.

Titel: Was geschah mit Angelika H.
Autoren: Thomas Ziegler
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»Wir werden uns bestimmt einigen. Wir reden und …«
    »Hinsetzen«, befahl Markesch kalt und wies mit der Magnum auf die breite Ledercouch, die groß genug war, um eine ganze Fußballmannschaft aufzunehmen. »Alle. Sie auch, Terjung.«
    Schorsch war so schnell auf der Couch, als hätte er seinen persönlichen Lebensfilm vorübergehend auf Zeitraffer geschaltet. Terjung rappelte sich ächzend auf, ging ächzend durch das Zimmer und ließ sich ächzend neben ihm nieder, wo er demonstrativ weiter ächzte. Nur Herb, das Riesenbaby, blieb an seinem Platz stehen und schien noch immer Schwierigkeiten zu haben, die neue Lage auch nur in ihren Umrissen zu erfassen.
    »He, Herb«, sagte der Kleine nervös, »komm her, Herb. Es ist echt besser, wenn du dich zu uns setzt.« Er warf Markesch einen beifallheischenden Blick zu.
    »Stimmt’s, Sportsfreund? Es ist doch besser, oder? Ich meine, dann können wir friedlich rumsitzen, rumlabern und Rum trinken, und das wäre doch ’ne supergute Sache!«
    »Klar erkannt«, bestätigte Markesch, völlig zufrieden mit sich und der Entwicklung der Dinge. »Los, Herb, zu den anderen Hühnern auf die Stange!«
    Herb gehorchte grunzend.
    »Bist ein braves Riesenbaby«, lobte Markesch. Er trat an die offene Bar, angelte eine Flasche Scotch heraus und goß sich gelassen einen Drink ein. »Wie ich bereits sagte, gibt es einige Punkte im Kaufvertrag, die dringend geklärt werden müssen.«
    »Tatsächlich?« sagte Terjung wenig enthusiastisch. »Wieso?«
    »Da haben wir zum Beispiel das Problem der Entschädigung.«
    »Was für eine Entschädigung? Wovon reden Sie überhaupt?«
    »Von der Entschädigung, die fällig wird, wenn eine der Parteien vom Kaufvertrag zurücktritt«, erläuterte Markesch geduldig.
    »Äh, Sie wollen also vom Kaufvertrag zurücktreten?« fragte Terjung perplex. »Deshalb dringen Sie schwerbewaffnet in mein Haus ein und bedrohen mich und meine Gäste mit dem Tod? Aber der Vertrag ist doch noch gar nicht unterschrieben!«
    Markesch nickte bekümmert. »Eben. Deshalb bin ich schwerbewaffnet in Ihr Haus eingedrungen und bedrohe Sie und Ihre Gäste mit dem Tod. Wie soll ich denn sonst eine Entschädigung kassieren?«
    »Sie wollen also Geld«, krächzte Terjung. »Okay. Wieviel verlangen Sie?«
    Markesch nippte an seinem Whisky. Es war ein guter Tropfen. »Lassen Sie mich nachdenken … Da sind die Renovierungskosten für das Café, der Verdienstausfall, das Schmerzensgeld, mein Honorar, der Schlechtwetterzuschlag … summa summarum komme ich auf dreißigtausend Mark.«
    Er lächelte breit.
    »Und das ist doch echt geschenkt, nicht wahr?«
    Der Anwalt keuchte. »Dreißigtausend …!«
    »Und zwar sofort«, präzisierte Markesch. »In bar.«
    »Sind Sie wahnsinnig? Glauben Sie im Ernst, ich habe soviel Bargeld im Haus?«
    »Ich könnte natürlich auch zur Polizei gehen und Sie und Ihre beiden Armleuchter wegen räuberischer Erpressung anzeigen. Dann können Sie zu Schorsch und Herb in die Zelle ziehen und die nächsten Jahre Tüten kleben.«
    »Das find’ ich aber verdammt rücksichtslos, Sportsfreund«, mischte sich Schorsch aufsässig ein. »Was sollen Herb und ich denn mit einem Anwalt, der im Knast sitzt? Und dazu noch in unserer Zelle?«
    »Halt den Mund, verdammt!« fauchte Terjung. »Überlaß das Reden mir!« Er straffte sich und funkelte Markesch höhnisch an. »Sie wollen mich anzeigen? Wirklich? Nur zu! Versuchen Sie es! Der einzige, der hier eine Anzeige zu fürchten hat, das sind Sie – Hausfriedensbruch, Körperverletzung, räuberische Erpressung … na, wie finden Sie das?«
    Er grinste selbstzufrieden.
    »Los, Mann, zeigen Sie mich an! Worauf warten Sie? Vielleicht auf ein paar Beweise? Sie haben keine Beweise! Es steht Aussage gegen Aussage, und als Anwalt kann ich Ihnen garantieren, daß Sie an einem Prozeß keine Freude haben werden.«
    »So etwas Ähnliches habe ich schon einmal gehört – allerdings aus dem Mund eines sizilianischen Betonschuhfabrikanten. Es war nicht besonders clever von Ihren beiden Freunden, sich als Vertreter der Kölner Schutzgeldmafia auszugeben. Die netten Herren von der Betonschuhfabrik waren gar nicht erfreut darüber. Sie waren sogar ausgesprochen verärgert. Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn sie erfahren, wer ihren Namen mißbraucht hat?«
    »He, Sportsfreund, das ist doch ein Bluff, oder?« sagte Schorsch. Er lachte, wie um sich selbst Mut zu machen. »Klar, das muß ein Bluff sein! Ganz schön gerissen, aber
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