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Was geschah mit Angelika H.

Was geschah mit Angelika H.

Titel: Was geschah mit Angelika H.
Autoren: Thomas Ziegler
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Markesch stieß ihn zur Seite und riß die Tür auf. Ein Raum, ganz in weiß, klinisch weiß, selbst das vergitterte Fenster war von innen weiß gestrichen. Kein Halt für das Auge. Nur das weiße Nichts. An einer Seite ein schmales Bett, ebenfalls weiß.
    Und auf dem Bett Angelika Hilling.
    Sie sah dünner aus als auf dem Foto. Ihre Haare waren länger. Und der trotzige Zug um ihren Mund fehlte. Aber es war unzweifelhaft Angelika Hilling. Sie sah ihn an, teilnahmslos, gleichgültig, und bewegte sich nicht.
    »Angelika!« sagte er.
    Sie hatte lange warten müssen, aber er hatte sie gefunden.
    »Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu bringen, Angelika. Ich bin Markesch, Privatdetektiv. Dein Großvater hat mich beauftragt, dich zu suchen. Er macht sich Sorgen um dich. Komm, Angelika. Niemand wird dich aufhalten. Gehen wir. Dein Großvater erwartet dich.«
    Sie sah ihn an, mit ihren großen Augen, und einen Moment lang hoffte er, daß sie aufspringen und in seine Arme fliegen würde, mit heißen Küssen und süßen, romantischen Dankesworten für den Retter, der sie aus diesem Verlies befreite, und es wäre wirklich kein schlechtes Ende gewesen, weiß Gott nicht, und wohlverdient dazu.
    Aber sie blieb sitzen und sagte nichts.
    Nicht ein einziges Wort.
    Und ihre großen Augen, die auf dem Foto so dunkel und voller Leben gewesen waren, blieben blank wie die weiße Wand. Er seufzte, trat auf sie zu, bückte sich und hob sie vom Bett. Dann trug er sie hinaus und über den schmalen Weg zu seinem rostigen Ford.
    Erst als er die Autotür öffnete, begann sie zu weinen.
    Er konnte nur hoffen, daß es Tränen der Freude waren – und nicht Tränen der Trauer über den desolaten Zustand seines Wagens. Aber groß war seine Hoffnung nicht.
    Wirklich nicht.
    ENDE
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