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Was geschah mit Angelika H.

Was geschah mit Angelika H.

Titel: Was geschah mit Angelika H.
Autoren: Thomas Ziegler
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machen. Okay, bis morgen.« Markesch legte auf und sah Sophie an. »Tscha«, sagte er und rang sich ein optimistisches Lächeln ab. »Bis Montag haben wir also Zeit. Noch ist nicht alles verloren! Vertrau mir, Sophie …«
    »… sagte die Spinne zur Fliege …«
    »Ich werde uns alle retten – erstens ist das mein Job und zweitens habe ich im Moment sowieso nichts Besseres zu tun.« Er leerte sein Glas. »Und du solltest endlich den Trauerflor ablegen, die Lichter anmachen, das Café öffnen und mir einen neuen Scotch einschenken – natürlich in der umgekehrten Reihenfolge!«
    Sophie füllte sein Glas. »Aber ich warne dich, Markesch – wenn du wieder einmal versagst und ich am Montag doch meinen Job verliere, dann bist du nicht einmal in deinem Grab auf dem Südfriedhof vor mir sicher … Und da wir gerade vom Friedhof reden – ein Gruftie namens Enke hat für dich angerufen. Und noch jemand – Arupa oder so.«
    »Arupa? Was wollte er?«
    »Keine Ahnung, wollte er mir nicht sagen.«
    »Und Enke?«
    »Du sollst ihn am Montag zurückrufen. Schien ziemlich wichtig zu sein.«
    »Wichtig? Vielleicht ist das die Rettung! Aber – verdammt, wir können nicht bis Montag warten. Montag ist es vielleicht schon zu spät! Das Telefonbuch her und die Lichter an, aber pronto!«
    Sophie rührte sich nicht. Aus Trotz, wie er vermutete.
    Gerissen fügte er hinzu: »Bitte, Sophie, du tust es ja nicht für mich, sondern für deinen Job!«
    Das Argument überzeugte, und Sekunden später wurde es hell im Café. Markesch blätterte hastig im Telefonbuch, bis er Enkes Privatnummer fand, und wählte. Los, Enke, dachte er, geh schon an den Apparat! Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf den Tresen, aber weder die Klopfzeichen noch ein hastig hinterhergeschicktes Stoßgebet änderten etwas an der Tatsache, daß Enke nicht zu Hause war.
    Wahrscheinlich trieb er sich in irgendwelchen Szenekneipen herum und belastete unter dem Vorwand, den skrupellosen Drogenhändlern nachzuspüren, das Spesenkonto des Kölner Rauschgiftdezernats mit seinem ungeheuren Bierkonsum.
    Markesch fluchte. Verdammt, wenn Enke etwas über Laurel und Hardy herausgefunden hatte, mußte er es vor Montag erfahren!
    Später, dachte er. Keine Panik, alter Junge! Selbst ein harter Trinker wie Enke muß irgendwann nach Hause kommen – spätestens dann, wenn alle Kneipen dichtmachen.
    Er wählte Hillings Nummer – und zu seiner Überraschung meldete sich Doktor Roth.
    »Markesch! Endlich! Ich versuche schon seit Stunden, Sie zu erreichen! Was haben Ihre Nachforschungen ergeben? Irgendeine Spur?«
    »Nicht die geringste«, log Markesch. »Tut mir leid. Ich tappe völlig im Dunkeln. Und bei Ihnen? Wie hat Hilling die Sache aufgenommen? Kann ich ihn sprechen?«
    »Unmöglich«, lehnte der Doktor ab. »Er hat vor einer Stunde einen Schwächeanfall erlitten und braucht strengste Bettruhe. Aber ich soll Ihnen ausrichten, daß er Ihre Dienste nicht mehr benötigt. Stellen Sie sich vor – Angelika hat angerufen! Sie ist zwar noch in den Händen der Entführer, aber ihr geht es gut und sie wird im Lauf der nächsten Tage freigelassen!«
    Markesch fehlten die Worte.
    »Hallo? Sind Sie noch am Apparat? Markesch?«
    »Am Apparat schon«, knurrte er, »aber ziemlich sprachlos – vor Freude natürlich. Wann hat sich Angelika gemeldet? Hat ihr Großvater mit ihr gesprochen?«
    »Ja, natürlich – aber leider war die Aufregung zuviel für ihn. Ich mußte ihm eine Beruhigungsspritze geben. Trotzdem, wir sind alle überglücklich, daß diese schreckliche Geschichte ein so gutes Ende genommen hat.«
    »Und die Entführer? Was ist mit den Entführern? Wollen Sie nicht die Polizei …«
    »Der Oberst ist an einer weiteren Verfolgung der Angelegenheit nicht interessiert«, unterbrach Roth. »Ihm genügt es, daß er seine Enkelin gesund wiederbekommt. Außerdem würde eine polizeiliche Untersuchung und die damit verbundene Aufregung ein unkalkulierbares Risiko für seine Gesundheit darstellen. Das verstehen Sie doch, nicht wahr? Also, schicken Sie uns Ihre Rechnung, damit auch für Sie dieser Fall erledigt ist. Der Oberst meinte, daß zehntausend Mark durchaus angemessen sind.«
    »Aber …«
    »Tut mir leid, aber ich habe wirklich keine Zeit. Verstehen Sie doch – ich muß mich um den Oberst kümmern! Noch einmal vielen Dank für Ihre Hilfe. Und denken Sie an die Rechnung!«
    Klick.
    Aufgelegt.
    Markesch starrte den Hörer an. Du Bastard! dachte er halb bewundernd. Du gottverdammter
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