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Was geschah mit Angelika H.

Was geschah mit Angelika H.

Titel: Was geschah mit Angelika H.
Autoren: Thomas Ziegler
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Michaels I Want your Sex schwingen, und unter skrupellosem Einsatz seiner Ellbogen kämpfte er sich zu ihm durch.
    »Ich suche eine Frau«, schrie er dem Kahlkopf ins Ohr.
    Der Sanyit öffnete ein Auge und lächelte ihn selig an. »Tun wir das nicht alle? Ist nicht jeder von uns auf der Suche nach der verlorenen weiblichen Hälfte seiner Seele? Aber unseren Seelenpartner werden wir nur finden, wenn wir die Frau in uns entdecken.«
    Das Auge schloß sich.
    »Sie heißt Angelika Hilling«, fuhr Markesch hartnäckig fort. »Sie muß seit etwa zwei Monaten zu euch gehören. Ihr Großvater sucht sie. Er ist krank. Er will sie vor seinem Tod noch einmal sehen. Ich habe ein Foto von ihr. Vielleicht könntest du …«
    Das Auge öffnete sich wieder, ignorierte aber das Foto und blickte in irgendwelche fernen Bereiche, von deren Existenz Markesch nichts ahnte und auch nichts ahnen wollte.
    »Es gibt keinen Tod. Wir sterben nur, um wiedergeboren zu werden. Also hab Mut!«
    Das Auge schloß sich wieder. Markesch wartete, aber es blieb geschlossen. Es war, als hätte der Sanyit seine Gegenwart völlig ausgeblendet, aber vielleicht hatte er ihn auch von Anfang an nicht richtig wahrgenommen, ihn nur für einen Schatten gehalten, der die Sonne seiner ganz privaten Erleuchtung verdunkelte.
    Mit einem Fluch wandte sich Markesch ab.
    Es wurde Zeit, die Strategie zu ändern. Wahrscheinlich war er einfach zu naiv. Die Sanyiten waren nicht von dieser Welt; man durfte sie nicht wie normale Menschen behandeln. Einfache Fragen waren zu kompliziert für sie, Lügen zu diesseitig, Wahrheiten zu banal. Sie lebten im Elfenbeinturm ihrer selbstgestrickten Transzendenz, und wenn man ihnen beikommen wollte, mußte man sie mit ihren eigenen Waffen schlagen.
    Markesch nickte grimmig.
    Kein Problem, dachte er. An Transzendenz kann ich es mit jedem dieser himmelblauen Säulenheiligen aufnehmen. So spirituell wie ich ist keiner. Aber hallo!
    Entschlossen setzte er seine Suche nach einem himmelblauen Gesprächspartner fort. Das Glück war ihm hold. Nur ein paar Meter weiter stolperte er über eine pummelige, weizenblonde Sanyitin, die im Yogasitz auf dem Boden hockte und über dem Medaillon mit dem Bildnis ihres grinsenden Gurus meditierte, als würde sie dafür im Akkord bezahlt.
    Markesch kniete neben ihr nieder. »Kennen wir uns nicht? Vielleicht aus einem früheren Leben? Du erinnerst mich fatal an eine ägyptische Prinzessin, der ich so um das Jahr Tausend vor Christus als Vorkoster gedient habe.«
    Das blonde Pummelchen hob erfreut den Kopf. »Tatsächlich? Aber das ist ja wundervoll! So etwas habe ich schon lange vermutet, aber ich mache erst seit ein paar Wochen die Reinkarnationstherapie, und weiter als bis ins Mittelalter bin ich noch nicht gekommen.« Sie streichelte versonnen das Bildnis ihres Gurus. »Im mittelalterlichen Burgund war ich auch eine Prinzessin. Gunhilde mit dem güldenen Haar. Traurigerweise wurde ich mit vierzehn von den Hunnen entführt und an den Khan von Samarkand verkauft. Er war der größte Knoblauchfresser vor dem Herrn … Das erklärt auch«, fügte sie hellsichtig hinzu, »warum ich in diesem Leben keinen Knoblauch mag.«
    »Mit den Hunnen ist nicht zu spaßen«, nickte Markesch. »In einem anderen Leben war ich Hofnarr bei Attila. Er fand es besonders komisch, mich barfuß über glühende Kohlen zu jagen. Ich habe noch heute davon Blasen an den Füßen.«
    »Das ist Karma«, meinte das Pummelchen weise.
    »Da wir gerade von Karma sprechen«, hakte Markesch geschickt ein, »ich suche schon seit Jahr und Tag die verlorene weibliche Hälfte meiner Seele. Ein spiritistisches Medium hat mir nach Rücksprache mit meiner verstorbenen Großmutter offenbart, daß sie in Köln ist, bei euch Sanyiten, und in diesem Leben Angelika Hilling heißt. Kennst du sie zufällig?«
    Das Pummelchen schüttelte den Kopf. »Aber das will nichts bedeuten. Jeder Sanyit legt bei der Einweihung seinen alten Namen ab und bekommt einen neuen, seinen wahren Namen. Ich zum Beispiel heiße jetzt Ma Vadenta, was das Ende allen Wissens bedeutet, weil mein Glaube so stark ist, daß ich auf das Wissen getrost verzichten kann.«
    »Freut mich für dich. Ich heiße Pa Markesch, und das bedeutet der helle Blonde mit dem großen Durst. Aber vielleicht erkennst du Angelika Hilling oder wie sie sich jetzt auch nennen mag, wenn ich dir ein Foto von ihr zeige.« Er kramte in seinen Taschen. »Es ist von dem weltberühmten japanischen Medium Fujitsu auf der
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