Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
Vom Netzwerk:
er nur zart mit dem Schwanz. Sobald ich mich hinsetzte, legte er sich auf meine Füße. Das tat er sonst nie. Lupo suchte überhaupt viel mehr Körperkontakt. Aber er zog sich auch öfter zurück. Er lag dann brav in seinem Körbchen oder verkrümelte sich in irgendeine Ecke.
    Ich war mit den Nerven völlig am Ende, und Lupo war mein Held – er war einfühlsam, liebevoll und zurückhaltend.
    Wenn ein Freund plötzlich fehlt, brauchen auch Hunde Zeit, den Verlust zu bewältigen.
    Können Hunde depressiv sein?
    Was mir aber zunächst gar nicht auffiel: Seit Simba in der Klinik war, fraß er nur noch ganz wenig, ließ den Kopf hängen, legte öfter mal langsame Schlurf-Phasen ein. Wäre er ein Mensch, hätte ich gesagt: Der ist depressiv! Heute, im Rückblick, denke ich: Sein »liebevolles« Verhalten mir gegenüber und meine eigene Fixierung auf Simbas Schicksal hat mich übersehen lassen, dass Lupo richtiggehend litt. Alles roch nach Simba – besonders ich, wenn ich von ihr kam. Vielleicht waren da auch Spuren der Krankheit zu erschnüffeln.
    Nach Simbas Tod dauerte es einige Wochen, bis Lupo wieder der Alte war: energiegeladen, hungrig, versessen aufs Spielen. Aber auch dann hat er sich nie in Simbas verwaistes Körbchen gelegt oder ihr Lieblingsstofftier angerührt. Ich bin überzeugt: Lupo hat gelitten, hat getrauert, war phasenweise richtig depressiv. Er hat seine große kleine »Schwester« einfach sehr vermisst. Kann das sein?

    In emotionalen Krisen ist ein starker Mensch dem Hund eine wichtige Stütze – und umgekehrt.
    GÜNTHER BLOCH: Wie es aussieht, unterhielt Lupo nicht nur zu seinen menschlichen Sozialpartnern eine tief verwurzelte Freundschaft, sondern auch zu seiner vierbeinigen Beziehungspartnerin Simba. Daher sollte man seine Verhaltensveränderung als das deuten, was es ganz offensichtlich war: Lupo fühlte sich nach dem Tod von Simba unwohl. Er trauerte um einen lieb gewonnenen Vierbeiner, der genauso zur »Familie« gehörte wie er selbst.

    Hunde lieben Nähe und zeigen das oft und gerne, indem sie ausgiebig kuscheln.
    Trauer hat viele Gesichter
    Das heißt nun nicht, dass alle Hunde trauern, wenn ein Gruppenmitglied stirbt. Entscheidend dafür ist, wie eng die Beziehung zwischen den beiden zu Lebzeiten war. Der Rang und das Alter dagegen scheinen keine Rolle zu spielen. So zeigen unsere Beobachtungen zum Beispiel, dass Wölfe um enge verstorbene Beziehungspartner trauern. Sie sind dann unruhig, »irgendwie schlecht drauf«, heulen leidvoll und suchen immer wieder diejenigen Orte auf, an denen einer ihrer vertrauten Familienangehörigen verstorben ist. Dabei verleihen die Tiere ihrer Trauer ganz offensichtlich auf verschiedene Art und Weise Ausdruck: Einige wirken regelrecht betroffen, andere fressen kaum noch. In manchen Fällen stimmt der zurückgelassene Lebenspartner oder sogar die ganze Familie in ein spezielles »Trauerheulen« ein, das sich nachweislich deutlich von dem sonst üblichen Heulrepertoire unterscheidet. Manchmal kehren die Überlebenden auch in unterschiedlichen Abständen zum Leichnam zurück und untersuchen ihn. Oder sie suchen immer wieder diejenigen Orte auf, an denen einer der Ihren gestorben ist. Ab und an sterben sogar weitestgehend gesunde Wölfe nach dem Verlust des Paarpartners auf unerklärliche Weise.
    Und es gibt sogar Wolfsmütter, die ihre verstorbenen Welpen begraben – eine Handlung, die wir 2006 übrigens auch bei verwilderten Haushunden dokumentieren konnten: Eine Hündin, die wir Lilly nannten, hob eine Mulde aus, legte ihren toten Welpen dort ab und deckte die komplette Todesstätte minutenlang mit Laub ab. Als wir das filmten, standen uns die Tränen in den Augen. Das war Empathie pur.
    »Ich habe oft beobachtet, dass Wölfe um ihre Partner trauern. Warum sollten Hunde das nicht tun?«
    Der Zurückgebliebene leidet
    Bei vielen unserer Haushunde ist es nicht anders: Wenn ein enges Gruppenmitglied stirbt – und dabei ist es erst einmal egal, ob es sich um einen Artgenossen oder einen Menschen handelt –, ist es nichts Ungewöhnliches, wenn der Hund ganz offensichtlich trauert. Gerade Rüde und Hündin können mit den Jahren eine sehr enge Paarbindung entwickeln, die jener zweier Leittiere in einer Wolfsfamilie ähnelt. Stirbt einer der beiden, trauert der Zurückgebliebene bisweilen mehrere Tage: Er nimmt dann kaum Nahrung zu sich oder frisst gar nicht und zeigt eine sehr »depressive« Körpersprache. Je nach Persönlichkeitstyp leidet er entweder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher