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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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Wasser.
    Lupo hat bei seinem kleinen Unfall so viel Eiswasser geschluckt, dass er eine schwere Magen-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenentzündung entwickelte. Er hatte furchtbare Schmerzen, bewegte sich nur noch im Zeitlupentempo und magerte sichtlich ab.
    Ein bemitleidenswertes Häufchen Elend.
    Es dauerte lange, bis er wieder der Alte war. Nein, eigentlich wurde er nie wieder der Alte, der unbekümmerte, wilde »Was-kostet-die-Welt«-Filou. Er ist, neben seiner bis heute anhaltenden Empfindlichkeit von Magen und Darm, ruhiger und ernster geworden. Sein Vertrauen zu uns scheint gewachsen. Ich habe den Eindruck, dass er wahrgenommen hat, wie sehr wir uns um ihn kümmerten, und dass ihn diese Phasen der körperlichen Abhängigkeit verändert und noch stärker an uns gebunden haben.
    Kann es sein, dass eine Krankheit die Seele des Hundes so sehr beeinflusst?

    Wer sich geborgen fühlt, kann in Ruhe Kraft schöpfen und neue Energie tanken.
    GÜNTHER BLOCH: Daran würde ich nicht eine Sekunde zweifeln. Wenn Sie in schweren Zeiten Hilfestellung geben, Empathie zeigen und sich sozioemotional fürsorglich verhalten, dann bringt Ihnen ein Hund Bewunderung entgegen. Das können auch wir Freilandforscher immer wieder beobachten.
    Seit Jahren berichte ich von Wolfsfamilien, die kranke, verletzte oder auf andere Art gehandicapte Familienmitglieder so lange durchfüttern, bis sie wieder gesund sind. Wir haben Trauer unter Wölfen und verwilderten Haushunden ebenso auf Video dokumentiert wie aufopferungsvolles Zusammenstehen. Was wurden meine Frau Karin und ich belächelt, als wir vor zwölf Jahren zum ersten Mal das Alltagsverhalten von Wolfsmutter Aster beschrieben, die ihrem Sohn Yukon, der bei einem Verkehrsunfall stark verletzt wurde, wochenlang nicht von der Seite wich, bis die beiden wieder zusammen mit Tochter Nisha und dem Leitrüden Storm gemeinsam auf die Jagd gehen konnten. Wer so viel Liebe und Fürsorge erfährt, vergisst das nicht so schnell.

    Gute Kontakte zu Artgenossen geben Halt – das gilt für Welpen und für ausgewachsene Hunde.

    Vom »wilden« Wolf zum besten Freund des Menschen
    Günther Bloch erforscht seit über 20 Jahren das Leben von Wölfen in freier Wildbahn und hat dabei so manche Parallelen zu unseren eigenen Verhaltensweisen entdeckt. Es scheint also gar nicht so abwegig zu sein, dass viele Menschen im Hund einen echten »Seelenverwandten« sehen.
    Überspitzt formuliert könnten wir unseren Haushund als domestizierten Wolf betrachten. Vor allem sein Sozialverhalten gleicht in vielen Bereichen noch heute dem seiner wilden Ahnen. Ganz besonders deutlich wird das bei der Betrachtung des Sozialverhaltens von nordischen Rassen wie Grönlandhund, Huskie, Alaskan Malamut oder Samojede, die ja schon rein optisch ihren »Ahnen« am stärksten ähneln. Bedauerlicherweise sind sich die wenigsten Hundehalter dieses »Erbes« bewusst. Und tatsächlich mag die Vorstellung an eine direkte Verwandtschaft zwischen Hund und Wolf bei vielen Rassen auch schwer fallen – man denke nur an das ewige »Welpengesicht« des Mopses.
    Auch bei anderen Züchtungen, wie Pekinesen oder Bulldoggen, die wegen ihrer kurzen Schnauzen oft regelrecht um Atemluft ringen müssen, braucht man viel Fantasie, um noch den Wolf als Stammvater zu erkennen. Doch allen genetischen DNA-Befunden zufolge sind Wolf und Hund enger miteinander verwandt als der Wolf und andere Wildkaniden wie Schakal oder Kojote. Darüber hinaus gibt es bei Wolf und Hund sowohl im Spiel- als auch vor allem im agonistischen Ausdrucksverhalten (Drohverhalten) eine wesentlich höhere Übereinstimmung. Unsere eigenen vergleichenden Verhaltensbeobachtungen an Wölfen und Kojoten im Banff Nationalpark in Kanada zeigen, dass sich Kojoten sozial schlechter anpassen können. Ihr ganzes Sozialspiel wirkt weniger flexibel und variantenreich. Konsequenterweise verlässt der Kojotennachwuchs seine Eltern deutlich früher als dies bei jungen Wölfen der Fall ist. Meist sind die Jungtiere gerade einmal sechs bis acht Monate alt.
    Hingegen bleiben Jungwölfe mindestens elf bis zwölf Monate in ihren Familien, manche sogar ihr Leben lang.
    Einmal einen Wolf in freier Natur zu beobachten, davon träumen viele Tierfeunde.
    UNSERE GEMEINSAMEN WURZELN
    Im Laufe von abertausenden Generationen hat sich der Hund optimal an ein Leben mit dem Menschen angepasst. Es wäre jedoch ein Trugschluss zu glauben, dies wäre grundsätzlich der entscheidende Unterschied zum Wolf. Denn auch dieser
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