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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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triumphierend vor ihr nieder und kaut so begeistert, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt. Den Höhepunkt erreichte sein Neid ganz offensichtlich, als Vroni bei einem Fernsehabend zu mir an die Couch kam, um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Kaum ging ich auf ihren Wunsch ein, quietschte Lupo auf und verließ schmollend den Raum.
    Was um Himmels willen soll das anderes sein als profane Eifersucht?
    »Ich hab doch nichts getan.« Oft genügt ein Blick, um uns um den Finger zu wickeln.
    GÜNTHER BLOCH: Wenn es um das Thema Eifersucht unter Hunden geht, frage ich mich immer, wie die ausnahmslos auf Instinkte und Triebe reduzierte Definition im Zusammenhang mit Menschen lauten würde? Ganz einfach: Man gönnt einem Mitmenschen nicht, was der gerade hat oder geschenkt bekam. Eine nüchterne Erklärung, für die es keiner stundenlangen Debatten bedarf. Aber sind wir deshalb einfach nur umherwandelnde »Instinktautomaten« ohne Emotionen? Natürlich nicht. Eine solche Behauptung würden wir entrüstet von uns weisen, oder? Warum aber sollte es bei Tieren anders sein – noch dazu bei sozial hoch entwickelten Säugern, wie es Hunde anerkanntermaßen sind? Nein, auch unsere Vierbeiner können sich über gewisse Dinge so richtig ärgern und verhalten sich damit nach unserem menschlichen Verständnis sehr wohl eifersüchtig.

    Wir gehören zusammen: Hunde wollen sich uns anschließen und suchen unsere Nähe.
    Auf Streit folgt Versöhnung
    Die momentanen Eifersüchteleien sind aber nur die eine Seite der Medaille. Daher ist es wichtig zu überprüfen, ob der Hund nach einer kurzen egoistischen Phase im Umgang mit den vierbeinigen Lebensgefährten wieder aktive Bereitschaft zur Versöhnung zeigt. Dazu ein kleines Beispiel aus der blochschen Hundewelt: Wenn sich meine Owtscharka-Hündin Raissa nach einem kurzen Konflikt mit meinem Laika-Rüden Timber wieder verträgt und als eindeutig Ranghöhere sogar aktiv Bereitschaft zur Versöhnung zeigt, indem sie über Timbers Gesicht schleckt und ihm Körperkontakt anbietet – als was soll ich diese soziofreundliche Geste denn werten? Bei uns selbst würden wir diese emotionale Stimmungsübertragung wahrscheinlich sogar als ethischmoralische Bereitschaft für den guten Willen verstehen, sich wieder zu vertragen. Weil sich Hundeartige in einer exakt vergleichbaren Lebenssituation genau so verhalten wie wir – einschließlich der in diesem Moment ausgedrückten Gestik und Mimik –, sehe ich kein nachvollziehbares Gegenargument dafür, irgendeine anders lautende Begründung anzugeben. Die Hunde haben den Konflikt vergessen und wollen einfach wieder Frieden schließen.
    Der Kontakt zu Artgenossen ist für Hunde lebenswichtig. Kein Mensch kann ihn ersetzen.
    Gefühle regeln das Sozialgefüge
    Bei den Wölfen ist es übrigens nicht anders: »Unsere« ranghohen Tiere zeigen nach einer sozialen Konfliktsituation aktive Versöhnungsbereitschaft gegenüber rangtieferen. Wozu sollte diese gefühlsbetonte Annährung gut sein, wenn es ausschließlich um Machtdemonstration ginge. Nein, ich bin überzeugt davon, die Tiere empfinden etwas gegenüber ihren Gruppengefährten.
    Diese Gefühle regeln das Zusammenleben in einer Sozialgemeinschaft, sie sind ebenso verantwortlich für den Zusammenhalt innerhalb einer Familie wie für das Verhalten gegenüber Feinden. Aber nur weil man in einem Moment vielleicht einem anderen Beziehungspartner etwas nicht gönnt, heißt das noch lange nicht, dass man in Kanidenkreisen anschließend nicht bewusst Versöhnungsbereitschaft signalisieren kann. Dazu sind Wolf und Hund definitiv in der Lage.
    Und genau deshalb halte ich es mit meinem großen Lehrmeister, dem kanadischen Verhaltensökologen Dr. Paul Paquet von der Universität Calgary. Wolf und Hund sind nach unserer übereinstimmenden Meinung auch sozioemotionale Lebewesen mit enormem Tiefgang. Basta!

Wie wirkt sich Trauer auf das Seelenleben aus?
    NINA RUGE: Wahrscheinlich könnten uns unsere Vierbeiner gar nicht so nahe stehen, würden sie weder Freude, Liebe und Ärger noch andere Gefühle verspüren. Trotzdem erstaunt es mich, wie ähnlich sie uns sind, wenn sie trauern. Als Vronis Vorgängerin Simba 2011 schwer krank wurde, lebten wir alle in einem »Ausnahmezustand«, selbst Lupo. Ich war die meiste Zeit mit Simba in der Tierklinik. Wenn ich abends nach Hause kam, freute sich Lupo zwar, doch er freute sich in Moll. Anstatt wie sonst zu quietschen und sich vor Freude zu überschlagen, wedelte
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