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Was Einstein seinem Papagei erzaehlte - die besten Witze aus der Wissenschaft

Was Einstein seinem Papagei erzaehlte - die besten Witze aus der Wissenschaft

Titel: Was Einstein seinem Papagei erzaehlte - die besten Witze aus der Wissenschaft
Autoren: Christian Hesse
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bedeutungslos und schon gar nicht harmlos sind. Selbst harmlos daherkommende Witze seien alles andere als das.
    Dundes war nicht nur ein Analytiker, sondern auch ein Sammler und Schöpfer von Witzigem. Eine seiner gelungensten Kreationen ist ein Einzeiler zu Gary Hart, dem amerikanischen Politiker aus den 1980er Jahren, der nach allen Umfragen beste Chancen auf den Einzug ins Weiße Haus hatte, aber wegen einer Affäre mit einem Model scheiterte. Alan Dundes über Gary Hart: «Sechs Zoll von der Präsidentschaft entfernt.»
    Dundes starb 2005 während einer Vorlesung, als er gerade einen Witz erzählte. Gibt es einen passenderen Tod für einen Erforscher und leidenschaftlichen Dozenten der Witze?
    Dundes war übrigens nicht der Erste, der sich wissenschaftlich mit Witzen beschäftigte. Sie ahnen vielleicht schon, wer das in großem Stil gewesen sein könnte. Natürlich Sigmund Freud. Und Freud wäre nicht Freud gewesen, wenn er sich nicht auch mit den unbewussten Aspekten auf diesem Terrain befasst hätte.
    Witze und andere Spielarten von Humor werden von Freud auf der Linie seines bekannten Koordinatensystems interpretiert: Nach der psychoanalytischen Theorie des Humors, die in seinem bahnbrechenden Werk
Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten
ausführlich dargelegt ist, kann ein Witz nur zweiFunktionen haben: Entweder handelt es sich um einen bösartigen Witz, der aggressive Funktionen erfüllt, oder es ist ein obszöner Witz, der bloßstellen soll.
    Sigmund Freud hat auch Witze gesammelt. Meist waren es jüdische Witze. Leider sind viele dieser Witze angesichts von Freuds gelegentlichen Schüben der Verbrennung eigener Schriftstücke den Flammen zum Opfer gefallen. Immerhin hat Freud aber rund 200 Witze, Anekdoten, Sprachspiele in sein obiges Buch einfließen lassen und so überliefert. In diesem Buch stellt er die Beziehung zwischen Witzen und Träumen her.
    Einer meiner Lieblingswitze aus der Freud’schen Kollektion ist mir so in Erinnerung geblieben:
    Itzig ist zur Artillerie eingezogen worden. Zwar ist er nicht dumm, doch recht ungefügig und ganz und gar ohne Interesse für den Dienst in einer Hierarchie. Eines Tages, als er die Wehrkraft wieder einmal allzu sehr zersetzt hatte, nimmt ihn der Feldwebel beiseite: «Weißt was, Itzig? Ich geb dir einen Rat. Du taugst nicht zu uns. Kauf dir a Kanon und mach dich selbständig.»
    Freud beschäftigt sich intensiv mit diesem Witz. Für ihn fällt er in die Humorkategorie «Sinn-im-Unsinn». Zwar dürfte dem Feldwebel die Sinnlosigkeit, ja Unsinnigkeit seines Vorschlags bewusst sein. Doch wenn Itzig darauf einginge, würde er ein gewisses Interesse an militärischen Dingen zeigen, was dann aus der Sicht des Feldwebels wiederum sinnvoll sein könnte.
    Gestapo-Bonmot
    Lachen ist eine für unseren Organismus in jeder Hinsicht positive Aktivität. Die Schulmedizin hat das experimentell bestätigt. Humor baut zum Beispiel Stress ab. Auch dies wusste Sigmund Freud bereits. Als die Truppen Nazideutschlands in Wien einmarschierten, geriet der Psychoanalytiker in Gefangenschaft. Später boten die Nazis ihm an, das Land zu verlassen, wenn er eine Erklärung unterschriebe, dass er in der Haft nicht misshandelt worden sei. Freud unterschrieb das Papier, nicht aber ohne eine kleine Ergänzung hinzuzufügen: «Ich kann die Gestapo jedermann aufs Beste empfehlen.»
    Dies ist ein Verhalten, dass ich als ausgesprochen mutig empfinde. Die Nazis bemerkten die beißende Ironie der Empfehlung nicht, die später zum sarkastischen Bonmot wurde, doch es hätte auch anders sein können.
    Meine eigene Auffassung des Humors unterscheidet sich von der Freud’schen Theorie. Ich persönlich betrachte die psychoanalytische Sichtweise, Humor auf seine aggressiven und sexuellen Untertöne zu reduzieren, als zu eng angelegt und dementsprechend als nicht ausreichend, die ganze Vielfalt der Formen des Humors zu erfassen. Ganz gewiss jedoch wird sie vielen Arten von Humor, die mir selbst gefallen, keineswegs gerecht.
    Auf mich wirkt die sogenannte Unvereinbarkeitstheorie des Humors weitaus überzeugender. Sie ist sogar noch um einiges älter als Freuds Ansatz. Zurückverfolgen lässt sie sich bis auf den schottischen Dichter und Essayisten James Beatty, der 1776 zu diesem Thema meinte: «Lachen entsteht durch die Anschauung zweier widersprüchlicher, unpassender oder unvereinbarer Teile oder Umstände, die als ein Gesamtobjekt oder als zusammengehörig gesehen werden.»
    Diese Sichtweise wird
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