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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten
Autoren: Colin Dann
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Mittagsschläfchen.
    »Ich bin’s, der Maulwurf!« rief er auch noch unnötig laut. »Wach schon auf, Dachs! Ich muß dir erzählen, was ich gemacht habe.«
    Langsam richtete sich der Dachs auf und beschnupperte seinen kleinen Freund. »Du riechst nach Würmern«, sagte er schroff.
    »Natürlich rieche ich nach Würmern«, antwortete der Maulwurf wichtigtuerisch. »Ich habe sie geerntet.«
    »Geerntet?«
    »Nun ja, ich habe sie gesammelt — ehem — und eingelagert. Ich wußte gar nicht, daß es so leicht ist, so viele zu fangen. Ich habe sie alle bei meinem Bau in einem riesigen Erdhaufen vergraben.«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß man so glitschige Tiere einlagern kann«, bemerkte der Dachs. »Wenn du zurück bist, sind sie sicher schon über alle Berge.«
    »O nein, das können sie nicht«, sagte der Maulwurf stolz. »Warum nicht? Was hast du mit ihnen gemacht?«
    »Ich habe sie ineinander verknotet!« jubelte der Maulwurf. »Und sie können sich nicht selbst entknoten.« Als er die erstaunte Miene des Dachses sah, fing er an zu lachen und lachte immer noch, als ein zweiter Gast erschien. Es war der Fuchs.
    »Seid ihr schon draußen gewesen?« fragte er, nachdem er sie begrüßt hatte.
    Sie schüttelten verneinend den Kopf.
    »Es schneit«, sagte er.
    Sie folgten ihm durch den Ausgangstunnel des Dachsbaus, um sich den Schnee anzusehen. Es dämmerte schon, aber die Mulde in dem Wäldchen, die sich der Dachs für seinen neuen Bau ausgesucht hatte, schimmerte weiß. Sogar die Bäume leuchteten geheimnisvoll in ihrem neuen, weichen Kleid. Sie sahen zu, wie die großen weißen Flocken lautlos vom Himmel schwebten. Windig war es nicht. Alles schien vollkommen still zu sein, nur von oben rieselte es unablässig herab.
    »Er liegt schon ganz schön dick«, sagte der Fuchs. »Ich kann meine Spur nicht mehr sehen.«
    »Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Schnee fallen gesehen«, sagte der Maulwurf, der sich von dem faszinierenden Schauspiel gar nicht trennen konnte. Seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen, geblendet von dem schneeweißen Teppich, mußten rasch und wiederholt blinzeln. »Deckt er jetzt alles zu?«
    »Nicht alles«, antwortete der Dachs. »Aber die kleinen Tiere können nicht mehr so gut laufen. Die Vögel brauchen sich natürlich darüber keine Sorgen zu machen. Nur, was das Futter angeht.«
    »Ich kann mich nur an einen Winter mit Schnee im Farthing-Wald erinnern«, sagte der Fuchs. »Da war ich noch ganz klein. Es lag aber nur wenig Schnee, und der behinderte die Tiere kaum.«
    »Richtig«, nickte der Dachs, »und in späteren Jahren ist das Wetter nie allzu schlecht gewesen. Aber auch ich erinnere mich noch an die Zeiten, als ein Winter wirklich noch ein Winter war und wir jedes Jahr Schnee hatten. Ich kann mich natürlich weiter zurückerinnern als du, Fuchs.«
    Der Fuchs lächelte ein wenig. Er wußte, daß der Dachs gern in Erinnerungen schwelgte und dazu neigte, die gute alte Zeit zu verherrlichen.
    »An einen Winter erinnere ich mich besonders gut«, fuhr der Dachs fort. Endlich hatte er wieder einmal Zuhörer. »Euch gab es damals noch nicht, keinen von euch beiden, und ich glaube auch nicht, daß der Waldkauz schon im Farthing-Wald lebte. Jedenfalls, der Schnee wollte und wollte nicht tauen, und ich mußte mir, wenn ich nicht verhungern wollte, einen richtigen Gang durch ihn graben. Alles war knüppelhart gefroren — der Teich, der Fluß, jede kleine Pfütze. Damals lebte mein Vater noch, und er lehrte uns, wie man den Schnee im Mund zu Wasser auftaut. Sonst hätten wir nichts zu trinken gehabt und wären verdurstet.«
    »Wie schmeckt er denn?« rief der Maulwurf aufgeregt. »Nun — ich würde sagen, wie Wasser«, antwortete der Dachs. »Und ich werde nie die Scharen von Vögeln und kleinen Tieren vergessen, die in der großen Kälte umkamen.«
    »O weh!« jammerte der Maulwurf. »Hoffentlich meinst du damit nicht die Maulwürfe?«
    »Nein, nein, Maulwürfe wohl nicht«, beeilte sich der Dachs zu sagen. »Vor allem Singvögel, ja. Sie konnte natürlich nicht genug zu fressen finden, und ihre kleinen Körper waren nicht widerstandsfähig genug gegen die grimmige Kälte.«
    »Ach, die Armen«, meinte der Maulwurf bedrückt. »Wie schade, daß sie nicht wie Kreuzotter und Kröte Winterschlaf halten können.«
    Der Schnee schien immer dichter zu fallen. Der Maulwurf erschauerte.
    Sofort sagte der Dachs: »Geh wieder nach drinnen. In meinem Schlafzimmer ist es warm.«
    »Danke, ich
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