Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten
Autoren: Colin Dann
Vom Netzwerk:
friere nicht«, sagte der Maulwurf. »Mir ist nur richtig unheimlich. Alles ist so ruhig und still.«
    Durch die geisterhaften Bäume erblickten sie eine Gestalt, die durch den Schnee stapfte. Sie wußten sofort, daß es der Wildhüter des Hirschparks war, der seinen Kontrollgang machte. Sie beobachteten ihn, wie er von Zeit zu Zeit an einem Baum stillstand und etwas an einen niedrig hängenden Zweig band.
    »Was macht er da?« fragte der Maulwurf, denn er war so kurzsichtig, daß er nur verschwommene Umrisse erkennen konnte.
    »Ganz sicher bin ich mir nicht«, antwortete der Dachs. »Aber ich glaube, er hängt Vogelfutter auf.«
    »Schlechte Nachrichten für uns«, sagte der Fuchs sofort. »Die Menschen machen so etwas nie ohne Grund. Es ist bekannt, daß sie schon vorher wissen, wie das Wetter wird. Wir gehen harten Zeiten entgegen.« Und er stapfte zu den Gegenständen, die der Wildhüter zurückgelassen hatte. »Du hast recht, Dachs«, rief er zurück. »Es ist wirklich Vogelfutter. Nüsse, Fett und so weiter. Ich hoffe nur, daß unsere gefiederten Freunde früh genug aufwachen«, sagte er zu sich selbst, »sonst fressen sich die Eichhörnchen auf ihre Kosten dick und rund.« Und er teilte diese Befürchtung dem Dachs mit, als er zurückkam.
    »Das geht nicht, wir müssen sie davon abhalten«, meinte dieser bestimmt, denn er sorgte sich um jedes Tier. »Die Eichhörnchen haben genug Eicheln und Bucheckern gehortet, um den ganzen Hirschpark damit zu ernähren.«
    »Du schläfst doch, wenn die aufstehen«, erinnerte ihn der Fuchs lächelnd, »überlaß es lieber mir, mit ihnen ein Machtwort zu reden.«
    »Habt ihr beide, du und die Füchsin, es schön warm im Bau?« fragte der Dachs plötzlich. »Ich habe mehr als genug Laub für meinen Bau gesammelt, du kannst gern etwas davon abhaben.«
    »Nett von dir«, erwiderte der Fuchs, »aber ich glaube, wir sind gerüstet. Wir wärmen uns gegenseitig«, fügte er noch hinzu.
    Der Dachs lächelte. »Das muß sehr gemütlich sein«, sagte er. Dann blickte er um sich. »Also, ich muß mir noch ein bißchen Bewegung machen, kommst du mit, Fuchs?«
    »Mit Vergnügen. Ehem — bis später dann, Maulwurf?«
    »Ach nein, ich gehe in meinen Bau zurück«, sagte das kleine Tier. »Ich spüre, mir wird der Magen bald knurren — na, ihr kennt mich ja.«
    »Zur Genüge«, lachte der Fuchs. »Los, komm, Dachs.«
    Die beiden Freunde setzten sich gemächlich in Bewegung und verschwanden im verschneiten Wald. Lange schwiegen sie. Der Dachs fühlte, daß dem Fuchs etwas auf der Seele lag, also verhielt er sich ganz ruhig, bis sein Freund Lust hatte zu sprechen. Er beobachtete, wie die Schneeflocken sich im Fell des geschmeidigen kastanienbraunen Tieres festsetzten, seinen Pelz richtig grau färbten und ihm damit das Aussehen des frühzeitig Gealterten gaben.
    Schließlich sagte der Fuchs: »Wenn der Schnee lange liegenbleibt, muß ich mich um die Futterversorgung kümmern.«
    »Ich glaube nicht, daß das jetzt schon nötig ist«, beruhigte ihn der Dachs. »Laß uns abwarten, wie die Dinge sich entwickeln. Die Tiere werden für sich selbst sorgen.«
    »Natürlich sollen sie das«, antwortete der Fuchs schnell. »Sie müssen es auch. Aber ich habe so ein Gefühl in den Knochen, daß dieser Winter — also, ganz ehrlich, Dachs, ich mache mir große Sorgen.«
    Der Dachs dachte, er müsse, wenn möglich, die Besorgnisse seines Freundes zerstreuen. »Hör auf, rumzugrübeln«, sagte er. »Schließlich sind erst einmal die Kreuzotter, die Kröte und die Frösche außer Gefahr. Ich passe schon auf mich selbst auf, genau wie das Wiesel, der Waldkauz und der Turmfalke. Und von den kleineren Tieren brauchen die Eichhörnchen nur ihre vergrabenen Vorräte anzubrechen, und der Maulwurf hat noch nie soviel Futter gehabt. Wer bleibt also übrig? Der Hase und seine Familie, die Kaninchen, die Wühlmäuse und die Feldmäuse. Und die essen alle Körner und Grünfutter. Du bist ein Fleischfresser. Du kannst nicht auf so große Vorräte wie sie zurückgreifen.«
    »Ja, ich glaube, du hast recht«, stimmte der Fuchs ihm zu. »Es ist nur — wenn einer von ihnen in Schwierigkeiten kommt, dann würde ich mich verpflichtet fühlen, ihm zu helfen.«
    »Der Winter hat ja noch gar nicht richtig angefangen«, sagte der Dachs. »Kümmere dich jetzt lieber um die Füchsin. Die anderen kommen schon durch, du wirst sehen.«
    »Es gelingt dir doch immer, mich zu beruhigen, lieber Freund«, sagte der Fuchs herzlich, »und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher