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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten
Autoren: Colin Dann
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Der Pfeifer erkundigte sich, ob sie genug gehabt hätten.
    »Wir wollen lieber ein paar für morgen aufheben«, sagte die Füchsin, »statt uns heute vollzufressen und morgen zu hungern.«
    »Sehr weise«, meinte der Pfeifer und fügte hinzu: »Ich habe gar nichts von den anderen Vögeln gesehen. Weiß jemand etwas über sie?«
    »O ja. Der Waldkauz ist immer in seinem Birkenwäldchen anzutreffen«, antwortete das Wiesel. »Als wir vorhin dort vorbeikamen, machte er gerade ein Nickerchen. Er verkriecht sich vor der Kälte in einem gemütlichen hohlen Baumstamm. Und der Turmfalke ist ja nie da. Man kann schon von Glück reden, wenn man einmal seine Schwanzfeder zu sehen bekommt.«
    Die Tiere erkundigten sich nach der Gefährtin des Pfeifers. Begeistert gab er Auskunft, denn sie war sein Lieblingsthema. »Ach, sie ist ein herrliches Wesen«, sagte er. »Natürlich ist sie es gewesen, die wußte, wo es Flußkrebse gibt, und sie zeigte mir auch die Stelle. Ich weiß gar nicht, wie ich euch allen danken soll, daß ihr mir gestattet habt, euch auf eurer Wanderung in den Park zu begleiten. Wenn ich euch nicht getroffen hätte, würde ich immer noch am Rande des Teiches im Steinbruch entlangspazieren, und meine einzige Gesellschaft wären die Wildenten und die Wasserhühner. Jetzt erlebe ich die wunderbare Zweisamkeit, die auch du, Fuchs, sicher zu schätzen weißt.«
    Fuchs und Füchsin lächelten einander zu, und das Wiesel lachte. »Mach einen Punkt«, sagte es. »Einige von uns ziehen es noch immer vor, allein zu leben, wie ihr wißt.«
    »Ja, aber nicht mehr lange, Wiesel, wenn du klug bist«, riet der Pfeifer. »Es gibt nichts Besseres, das kannst du mir glauben.«
    Wieder lachte das Wiesel. »Vielleicht hast du recht«, sagte es. »Aber was der Bauer nicht kennt, ißt er nicht.«
    Dieser kleine Wortwechsel hatte sie etwas aufgeheitert und sie den Ernst ihrer Lage etwas vergessen lassen. Herzlich bedankten sich die Tiere bei dem Pfeifer für seine Großzügigkeit, verabschiedeten sich, versprachen, miteinander Kontakt zu halten, und machten sich entlang dem Flußufer auf den Heimweg. Die Dämmerung kam früh zu dieser Jahreszeit, und der wolkenbedeckte Himmel ließ es noch früher finster werden. Das Wiesel verließ die Füchse vor seiner Höhle, und als der Fuchs und die Füchsin sich ihrem Bau näherten, erblickten sie einen aufgeregten Maulwurf, der am Eingang auf sie wartete.
    »Was ist los?« fragte der Fuchs.
    »Der Dachs ist verschwunden«, sagte das kleine Tier, und schon brach es in Tränen aus.
    »Aber, aber, beruhige dich erst einmal, Maulwurf«, tröstete der Fuchs. »Um diese Zeit verläßt er doch jeden Abend seinen Bau. Das weißt du doch.«
    »Ja doch, aber er ist auch tagsüber nicht drin gewesen«, jammerte der Maulwurf. »Ich bin heute schon ein halbes Dutzend Male durch meinen Verbindungsgang zu ihm gekrochen, und immer ist sein Bau leer gewesen.«
    Der Fuchs blickte die Füchsin an. »Hm«, überlegte er, »das ist in der Tat sonderbar.«
    »Sicher gibt es eine ganz einfache Erklärung für seine Abwesenheit«, meinte die Füchsin. »Vielleicht macht er einen Besuch oder...«
    »Bei diesem Wetter macht er doch keine Besuche«, unterbrach sie der Maulwurf. »Ich mache mir solche Sorgen. Der Dachs ändert seine Gewohnheiten nie. Immer schläft er am Tag und wacht erst abends auf.«
    »Wann hast du ihn zuletzt gesehen?« fragte der Fuchs. »Gestern. Wir haben über die Futterknappheit gesprochen, und ich bot ihm ein paar meiner Würmer an, weil er sagte, ich sähe jetzt dicker aus als sonst. Dann sprach er auch von dir, Fuchs, und meinte, daß es nicht gerecht sei, wenn immer nur du dich verantwortlich für das Wohlergehen der Tiere fühltest. Er glaube, sagte er schließlich, daß du deswegen immer dünner und dünner würdest und daß du Hilfe brauchtest.«
    »Typisch Dachs, er hat ein so weiches Herz«, sagte die Füchsin.
    »Ja. Mir wird manches klar«, meinte der Fuchs. »Wahrscheinlich hat er sich auf etwas Gefährliches eingelassen, um uns irgendwie zu helfen. Als ob er allein etwas ausrichten könnte! Beunruhige dich nicht zu sehr, Maulwurf. Ich glaube, morgen früh ist er zurück, aber ich werde trotzdem den Waldkauz bitten, heute nacht nach ihm Ausschau zu halten.«
    »Aber wenn er nun nicht zurückkommt?« fragte der Maulwurf. »Ich habe keine ruhige Minute, solange ich nicht weiß, daß es ihm gutgeht.«
    »Wenn er bis morgen nicht zurückgekommen ist«, sagte der Fuchs, »dann mache ich
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