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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten
Autoren: Colin Dann
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»Wir treffen uns dann später im Tiefen Grund«, setzte er hinzu. »Ich bin bei Anbruch der Nacht dort. Viel Glück.«
    Dann verließ er die beiden, mußte aber noch mit anhören, wie der Hase von seiner Gefährtin beim Weggehen ausgeschimpft wurde. »Warum hast du dich nur von ihm überreden lassen?«
    Und hierauf die gelassene Antwort des Hasen: »Wegen des Farthing-Waldes.«
    Als der Fuchs durch den unablässig fallenden Schnee seine Spur zog, besserte sich seine Laune ein wenig, und etwas von seiner Müdigkeit fiel von ihm ab. Er fand härteren Schnee, da, wo es zu tauen begonnen hatte und dann wieder gefroren war. Hier konnte er schneller laufen. Und die ganze Zeit suchte er nach Fährten seines alten Freundes. Er erreichte eine Lichtung im Park, wo gewöhnlich das Rudel der weißen Hirsche anzutreffen war, und es dauerte auch nicht lange, da erblickte er eine Gruppe von ihnen. Sie fraßen von dem Heu, das der Wildhüter ihnen gebracht hatte. Unter ihnen war auch der Alte Hirsch, ein Riese, der jetzt aber gar nicht so eindrucksvoll aussah wie sonst. Der harte Winter forderte von allen Lebewesen seinen Zoll, vom größten bis zum kleinsten. Gegen den gleißend weißen Schnee wirkten die Felle der Hirsche stumpfer, als der Fuchs sie in Erinnerung hatte. Der Alte Hirsch hatte ihn bemerkt und kam behende auf ihn zu.
    »Wie geht es dir und den Deinen?« fragte er.
    »Nicht gut«, antwortete der Fuchs. »Das Futter wird knapp, und die Kälte setzt uns sehr zu.«
    »Ja, ja, ich kann mich auch nicht an viele so kalte Winter erinnern«, sagte der Alte Hirsch. »Ich weiß auch nicht, warum, aber in diesem Jahr brauchen wir uns nicht ganz allein durchzuschlagen. Die Menschen in ihrer Güte wollen uns gegen die schlimmste Not helfen.«
    »Wohl weil dein Rudel das einzige weit und breit ist. Da überrascht es nicht, daß man euch nicht ganz aussterben lassen will.«
    Weise nickte der Hirsch. »Wie schade, daß du kein Heu frißt«, meinte er. »Wir haben davon mehr als genug.«
    Dem Fuchs fielen die Kaninchen und die Mäuse ein. »Du könntest allerdings etwas helfen«, sagte er. »Wenn du willst, natürlich. Ganz besonders leiden jetzt meine kleineren, schwächeren Freunde. Wenn es dir nichts ausmacht, könntest du ja ein paar Hälmchen für sie beiseite legen?«
    »Aber natürlich«, sagte der Alte Hirsch bereitwillig. »Aber sogar du kommst nicht oft in diese Gegend? Wäre das Herkommen nicht zu anstrengend für Tiere, die kleiner sind als du selbst?«
    »Da hast du recht«, sagte der Fuchs. »Aber wenn sie richtig hungrig sind, werden sie wohl den Weg auf sich nehmen.« Der Alte Hirsch dachte einen Augenblick nach. Dann meinte er: »Außerordentlich ungewöhnlich, diese gegenseitige Unterstützung und Fürsorge in deiner Gruppe. Normalerweise geht jedes Tier auf der freien Wildbahn seiner eigenen Wege, und — wie soll ich es sagen — nur die Stärksten überleben. Ich finde diese Idee der gegenseitigen Hilfe höchst interessant, ja sogar faszinierend. Auch wir Hirsche sollten einmal bereit sein, unseren Mitkreaturen zu helfen. Vielleicht könnte ich es so einrichten, daß jedes Tier meines Rudels ein Maulvoll Heu nimmt und es an einem für deine Freunde zugänglicheren Ort ablegt?«
    »Das wäre furchtbar nett«, sagte der Fuchs und fügte noch hinzu, der beste Platz dafür wäre der Tiefe Grund.
    »Wird noch heute gemacht«, sagte der Hirsch. »Aber sag mir doch, lieber Freund, was dich hierhergeführt hat?«
    »Einer aus unserer Gruppe — der Dachs — ist verschwunden«, sagte der Fuchs. »Ich bin auf der Suche nach ihm.«
    »Hm, schon wieder diese Fürsorge. Höchst interessant«, wiederholte der Anführer des Rudels. »Also, sollte ich von ihm hören, dann komme ich und benachrichtige dich. Alles Gute weiterhin.«
    Er gesellte sich wieder dem Rudel zu, und der Fuchs setzte seinen Weg fort.
    Schon bald kam er in Sichtweite des Wildhüterhäuschens und des Gartens jenseits des Zaunes, und hier hatte er zum zweiten Mal Glück, denn auf einem der Zaunpfähle hockte der Turmfalke. Freudig begrüßte er den Fuchs, flog auf ihn zu und zog spielerisch Kreise über seinem Kopf.
    »Komm runter, Turmfalke, ich brauche deine Hilfe«, rief der Fuchs.
    Sofort hörte der Falke auf zu kreisen und glitt neben ihm zu Boden. »Was ist geschehen?« fragte er.
    Der Fuchs erzählte.
    »Ich fliege los — und das sofort. Ich habe heute früh schon einmal den Park überflogen, aber vom Dachs habe ich nichts gesehen.«
    Der Fuchs
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