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Was die Seele krank macht und was sie heilt

Was die Seele krank macht und was sie heilt

Titel: Was die Seele krank macht und was sie heilt
Autoren: Thomas Schäfer
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nachdenken müssen.«

    In der Vergangenheit war Hellinger der Umgang mit Theorien durchaus nicht fremd, denn er wurde nach seiner Ordenstätigkeit Psychoanalytiker. Geblieben ist ihm aus dieser Zeit der Blick auf die Familie. Doch wonach er schaut, nämlich nach den Ordnungen, in die wir eingebettet sind, und auch wie er schaut, unterscheidet sich völlig von der klassischen Psychoanalyse, in der viel mit Traumdeutung und Assoziation gearbeitet wird.
    Wenn Hellinger auf die Familie blickt, vollzieht er das mit einer bestimmten Grundeinstellung, die sich deutlich von der vieler Psychoanalytiker unterscheidet. Der Mensch kommt aus der Familie. Ihr verdankt er das Leben mit allen Möglichkeiten und Grenzen, und durch sie wird er in bestimmte Schicksale hineingezogen. Aus diesen Gründen gibt es für Hellinger nichts Stärkeres als die Familie, und deshalb darf der Therapeut nicht wichtiger als ein Familienmitglied werden, indem er zum Beispiel Ersatzvater oder Ersatzmutter für den Klienten wird.
    Hellingers Umgang mit der Familie ist von tiefer Achtung geprägt. Insbesondere achtet er die Eltern. Elternschaft ist für Hellinger etwas so Wesentliches, daß er sich nie gegen die Eltern stellen würde. Eine solche Haltung muß erstaunen, da wir es doch gewohnt sind, die Eltern für alles Übel verantwortlich zu machen. Auch in der Therapie verbündet sich der Therapeut häufig mit dem Klienten gegen die Eltern oder einen Elternteil. Die oft zu hörende Ansicht »Du mußt dich von deinen Eltern befreien« lehnt Hellinger ab. Es ist für ihn absurd, denn: »Wie kann man sich von seinen Eltern befreien? Er oder sie ist ja seine Eltern.« (AWI: 98) Ich bin meine Eltern? Das klingt für viele nach Mittelalter. Was damit tatsächlich gemeint ist, wird im Kapitel »Eltern und Kinder« ausführlich gezeigt werden.
    Hellinger leugnet allerdings nicht, daß für den einzelnen aus der Bindung an die Familie sehr großes Leid entstehen kann. Nur die Schlußfolgerung daraus unterscheidet ihn von den meisten anderen Therapeuten. Statt den Klienten zu bestärken, die Wut gegen die Eltern herauszuschreien, wofür er sich hinterher nur bestrafen würde, bringt er ihn wieder mit der ursprünglichen Eltern-Kind-Liebe in Kontakt, die vor der Wut einmal existiert hat. 3 Wenn aus der Bindung an die Familie großes Leid entsteht und jemanden krank macht, geschieht das nicht, weil irgend jemand böse ist, sondern weil in der Familie Schicksale wirken, die auf alle Einfluß haben.
    In Hellingers Arbeit wird die Familie als ein System gesehen, aus dem man sich nicht einfach ausklinken kann. Unsere Eltern haben wiederum Eltern und kommen aus Familien mit bestimmten Schicksalen. AH das wirkt sich in der jetzigen Familie aus. Wenn in der Vergangenheit etwas Schlimmes passiert ist, hat dr«s über Generationen hinweg Folgen. Diese unbewußten Verstrickungen bewußtzumachen und die ursprüngliche Liebe wieder zum Fließen zu bringen ist die Aufgabe von Hellingers Form der Familienaufstellungen.

Was ist gute Psychotherapie?

    Auch der Rahmen ist bei Hellinger anders als in den meisten klassischen Therapien: Das Familienstellen ist eine gruppentherapeutische Form der Kurzzeittherapie. Hellinger sieht den Klienten meist nur ein einziges Mal 4 . Line Psychoanalyse dagegen ist eine sich nicht selten über Jahre erstreckende Einzeltherapie. Dem Faktor Zeit in der Therapie mißt Hellinger große Bedeutung zu. In seinem Buch »Verdichtetes« findet sich folgende Geschichte (VS: 73):

    Die Dauer

    Eine Angestellte sagte zu ihrem Chef: »Mir geht es schlecht. Ich habe eine Psychotherapie begonnen, und der Therapeut hat gesagt, die Psychotherapie brauche fünf Jahre.«
    Darauf der Chef: »Er hat gesagt, erst in fünf Jahren kann es Ihnen bessergehen. Kein Wunder, wenn es Ihnen schlechtgeht. «
    Gute und effektive Psychotherapie besteht für Hellinger darin, daß der Psychotherapeut sich möglichst rasch überflüssig macht.

Die Aufstellungen

    Ähnlich wie Träume das persönliche Unbewußte des Träumers widerspiegeln, so spiegelt eine Familienaufstellung das Unbewußte eines Familiensystems. In den Gruppenseminaren von Bert Hellinger sitzen die Klienten, und oft auch begleitende Psychotherapeuten, in einem Kreis. Bert Hellinger fragt den, der aufstehen will, zunächst nach seinem Anliegen. Dann wird entschieden, ob die Herkunftsfamilie oder die Gegenwartsfamilie aufgestellt wird. Daraufhin tritt der Klient in die Mitte des Kreises und bittet den Teilnehmer
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