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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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bestimmt längst erraten hat, eine einfache und offensichtliche Erklärung für die Unterschiede zwischen den beiden Hälften von Nogales: nämlich genau die Grenze, welche die beiden Hälften voneinander trennt.
    Nogales, Arizona, liegt in den Vereinigten Staaten. Seine Einwohner haben Zugang zu den Wirtschaftsinstitutionen der USA. Sie können ihre Beschäftigung frei wählen, eine Schulausbildung und Qualifikationen erwerben und ihre Arbeitgeber zu Investitionen in die beste Technologie ermutigen, wodurch sie letztlich höhere Löhne beziehen. Außerdem verfügen sie über politische Institutionen, die es ihnen gestatten, am demokratischen Prozess teilzunehmen, ihre politischen Vertreter zu wählen und sie bei Fehlverhalten zu ersetzen. Folglich stellen die Politiker die von den Bürgern geforderte Grundversorgung bereit (vom Gesundheitswesen über Straßen bis hin zu Recht und Ordnung).
    Die Einwohner von Nogales, Sonora, hingegen sind in einer weniger glücklichen Lage. Sie leben in einer anderen Welt, die von anderen Institutionen gestaltet wird. Dadurch werden sehr unterschiedliche Anreize für die Einwohner der beiden Nogales und für die Unternehmer und Betriebe geschaffen, die dort investieren. Diese Anreize, die von den unterschiedlichen Institutionen der beiden Nogales und der Länder, in denen sie liegen, gesetzt werden, sind der Hauptgrund für die wirtschaftlichen Gegensätze auf beiden Seiten der Grenze.
    Warum begünstigen die Institutionen der Vereinigten Staaten den wirtschaftlichen Erfolg so viel stärker als die Institutionen Mexikos und überhaupt ganz Lateinamerikas? Die Antwort auf diese Frage ist in der Art und Weise zu finden, wie sich die unterschiedlichen Gesellschaften während der frühen Kolonialzeit entwickelten. Damals kam es zu einer institutionellen Divergenz, deren Folgen bis heute andauern. Um diese Divergenz zu begreifen, müssen wir mit der Gründung der Kolonien in Nord- und Lateinamerika beginnen.

Die Gründung von Buenos Aires
    Am Anfang des Jahres 1516 segelte der spanische Entdecker Juan Díaz de Solís in eine breite Flussmündung an der Ostküste Südamerikas. De Solís watete an Land, nahm das Gebiet für Spanien in Beschlag und nannte den Fluss, da die Einheimischen Silber besaßen, Río de la Plata, »Silberfluss«. Die eingeborenen Völker auf beiden Seiten der Mündung – die Charrúa im heutigen Uruguay und die Querandí auf jenen Ebenen, die im modernen Argentinien als Pampas bezeichnet werden – begegneten den Fremden mit Feindschaft. Sie waren Jäger und Sammler, die in kleinen Gruppen ohne starke, zentralisierte Behörden lebten. Eine solche Gruppe von Charrúa war es auch, die de Solís zu Tode prügelte, als er die neuen Gegenden erforschte, die er für Spanien in Besitz nehmen wollte.
    1534 entsandten die immer noch optimistischen Spanier eine erste Siedlergruppe unter Pedro de Mendoza. Im selben Jahr gründeten sie einen Ort an der späteren Stätte von Buenos Aires. Es war eigentlich eine ideale Umgebung für Europäer, denn Buenos Aires, buchstäblich ein Ort der »guten Lüfte«, hatte ein freundliches, gemäßigtes Klima. Aber der erste dortige Aufenthalt der Spanier erwies sich als kurzlebig. Sie hatten es nicht auf gute Lüfte abgesehen, sondern auf Rohstoffe, die sie durch Zwangsarbeit abbauen wollten. Die Charrúa und Querandí erfüllten ihnen diesen Wunsch jedoch nicht. Sie waren nicht bereit, den Spaniern Lebensmittel zu liefern, und sie weigerten sich, für sie zu arbeiten, wenn sie gefangen wurden. Vielmehr griffen sie die neue Siedlung mit Pfeil und Bogen an.
    Die Spanier hungerten, da sie nicht damit gerechnet hatten, sich selbst mit Nahrungsmitteln versorgen zu müssen. Buenos Aires entsprach nicht ihren Träumen. Die Einheimischen ließen sich nicht zur Arbeit zwingen, und es gab keine Silber- und Goldvorkommen, denn das Silber, das de Solís gefunden hatte, stammte aus dem weit westlich gelegenen Staat der Inka in den Anden.
    Während die Spanier zu überleben versuchten, schickten sie gleichzeitig Expeditionen aus, um einen neuen Standort zu finden, der ihnen größere Reichtümer und eine leichter zu unterjochende Bevölkerung bot. 1537 drang eine der Expeditionen unter Führung von Juan de Ayolas auf der Suche nach einer Route zu den Inka auf dem Fluss Paraná vor. Unterwegs nahm sie Kontakt zu den Guaraní auf, einem sesshaften Volk mit einer auf dem Anbau von Mais und Maniok basierenden Agrarwirtschaft. De Ayolas begriff sofort,
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