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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Gold schmolzen die Spanier in Barren … Und sie gingen überallhin, stöberten alles durch … Sie nahmen alles, was sie fanden, was ihnen gefiel.
    Danach gingen sie nach dem eigentlichen Schatzhause Moctezumas, wo das persönliche Eigentum Moctezumas aufbewahrt wurde, nach dem Orte namens Totocalco … Danach wird hervorgeholt all sein Privatbesitz, sein Privateigentum … lauter Kostbarkeiten: die Halskette mit Gehängen, der mit einem Büschel Quetzalfedern geschmückte Oberarmring, der goldene, mit zwei Edelsteinen besetzte Handgelenkriemen und das Armband, der goldene, am Knöchel befestigte Schellenring und die Krone aus Türkismosaik mit dem dreieckig aufragenden Stirnblatt … alles wiesen sie sich zu.
    Die militärische Unterwerfung der Azteken wurde 1521 vollendet. Dann begann Cortés als Gouverneur der Provinz Neu-Spanien, den wertvollsten Rohstoff, nämlich die einheimische Bevölkerung, mit Hilfe der encomienda aufzuteilen. Diese Institution war im Spanien des 15. Jahrhunderts im Rahmen der Wiedereroberung des Südens von den Mauren – also von den Arabern, die sich dort während des 8. Jahrhunderts und danach niedergelassen hatten – gegründet worden. In der Neuen Welt nahm sie eine viel bösartigere Form an, nämlich die eines erzwungenen Geschenks der einheimischen Völker an einen als encomendero bezeichneten Spanier. Die Eingeborenen mussten ihm Tribut und Arbeitsdienst leisten, wofür er damit betraut wurde, sie zum Christentum zu bekehren.
    Ein lebhafter früher Bericht über die Funktionsweise der encomienda ist uns von Bartolomé de las Casas überliefert worden, einem Dominikanerpriester und Bischof, der die erste und eine der vernichtendsten Kritiken des spanischen Kolonialsystems verfasste. De las Casas erreichte die spanische Insel Hispaniola 1502 mit einer Flotte unter Führung des neuen Gouverneurs Nicolás de Ovando. Die grausame und ausbeuterische Behandlung der Eingeborenen, die er jeden Tag miterlebte, desillusionierte und beunruhigte ihn immer mehr. 1513 nahm er als Armeegeistlicher an der spanischen Eroberung von Kuba teil. Für seine Dienste wurde er sogar mit einer encomienda belohnt. Er lehnte diese Vergünstigung jedoch ab und begann eine lange Kampagne mit dem Ziel, die spanischen Kolonialinstitutionen zu reformieren. Seine Bemühungen gipfelten in dem Kurzgefassten Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder (1542), einer schneidenden Attacke gegen die Barbarei der spanischen Herrschaft. Über die encomienda in Nicaragua schrieb er Folgendes:
    Da ihre Orte, wie schon gesagt, ausnahmslos alle ein höchst anmutiger Fruchtgarten waren, quartierten sich die Christen dort ein, jeder in dem Ort, den man ihm zugeteilt hatte (oder der, wie sie es nennen, ihm »anvertraut« wurde), und dort legte dieser Christ seine Felder an, wobei er sich von den armseligen Speisen der Indios ernährte. Und sie entrissen ihnen deshalb die persönlichen Ländereien und Erbgüter, von denen sie ihren Unterhalt gewannen. So hielten denn die Spanier alle Indios, die Herren wie die Frauen und Kinder, bei sich zu Hause fest. Und allen gebieten sie, ihnen Tag und Nacht zu dienen, ohne auszuruhen.
    Im Zusammenhang mit der Eroberung Neugranadas, des heutigen Kolumbien, beschreibt de las Casas die gesamte damalige Strategie:
    … während die Spanier untereinander die Ortschaften, deren Herren und Bewohner verteilt hatten (denn das ist alles, was sie als Mittel in die Hand bekommen wollen, um ihr letztes Ziel zu erreichen, das in Gold besteht) und nachdem sie alle der üblichen Gewaltherrschaft und Knechtschaft unterworfen hatten, nahm der tyrannische Oberbefehlshaber, der jenes Land regierte, den König und Herrscher jenes ganzen Reiches gefangen und kerkerte ihn ohne jede weitere Begründung und irgendeinen Rechtsgrund sechs oder sieben Monate lang ein, nur weil er Gold und Smaragde von ihm haben wollte.
    Der genannte König, der Bogotá hieß, erklärte, weil sie ihn in solche Angst versetzt hatten, er werde ihnen ein goldenes Haus schenken, wie sie es von ihm verlangten, und er hoffte, sich hierdurch aus den Händen seiner Peiniger zu befreien, und er sandte Indios aus, die ihm Gold holen sollten, und diese brachten ihm mehrmals eine große Menge Gold und Edelsteine; da er ihnen jedoch kein goldenes Haus geben konnte, sagten die Spanier, der Hauptmann müsse ihn töten, jener habe sein Versprechen nicht gehalten. Der Tyrann befahl, sie sollten den Gefangenen vor ihn führen und ihn
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