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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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dass die Guaraní viel leichter zu handhaben sein würden als die Charrúa und die Querandí. Nach einem kurzen Konflikt brachen die Spanier den Widerstand der Guaraní und gründeten den Ort, der noch heute die Hauptstadt von Paraguay ist. Die Konquistadoren heirateten die Guaraní-Prinzessinnen und übernahmen rasch die Rolle einer neuen Aristokratie. Sie passten die bestehenden Zwangsarbeit- und Tributsysteme der Guaraní ihren eigenen Bedürfnissen an und setzten sich selbst an die Spitze der Gesellschaft. Dies war die Art Kolonie, die ihnen vorgeschwebt hatte, und innerhalb von vier Jahren war Buenos Aires verlassen, da sämtliche Spanier an den neuen Ort übersiedelten. Buenos Aires, das »Paris Südamerikas«, eine Stadt mit breiten Alleen im europäischen Stil, die sich auf den großen Agrarreichtum der Pampas stützte, wurde erst 1580 wieder besiedelt.
    Die Preisgabe von Buenos Aires und die Unterwerfung der Guaraní enthüllen die Logik, mit der die Europäer Nord-, Mittel- und Südamerika kolonisierten. Frühe spanische und, wie wir noch ausführen werden, englische Kolonisten hatten kein Interesse daran, den Boden selbst zu bestellen. Sie wollten, dass andere ihnen diese Arbeit abnahmen, und sie wollten Reichtümer an sich bringen, vor allem Gold und Silber.

Von Cajamarca …
    Die Expeditionen von de Solís, de Mendoza und de Ayolas folgten bekannteren, die durchgeführt wurden, nachdem Christoph Kolumbus am 12. Oktober 1492 eine der Bahamainseln gesichtet hatte. Die ernsthafte spanische Expansion und Kolonisierung Amerikas begann 1519 mit der Eroberung Mexikos durch Hernán Cortés, mit dem Vorstoß von Francisco Pizarro nach Peru anderthalb Jahrzehnte später sowie mit der Expedition von Pedro de Mendoza zum Río de la Plata nur zwei Jahre danach. Im Lauf des folgenden Jahrhunderts eroberte und kolonisierte Spanien die größten Teile des zentralen, westlichen und südlichen Südamerika, während Portugal im Osten Brasilien für sich beanspruchte.
    Die spanische Kolonisierungsstrategie war äußerst effektiv. Zuerst von Cortés in Mexiko perfektioniert, stützte sie sich auf die Erkenntnis, dass sich Widerstand am besten überwinden ließ, wenn man das Oberhaupt der Einheimischen gefangen nahm. Dies ermöglichte den Spaniern, den Reichtum des Führers zu rauben und die eingeborenen Völker zur Abgabe von Tribut und Nahrungsmitteln zu zwingen. Der nächste Schritt bestand darin, sich zur neuen Elite der einheimischen Gesellschaft zu machen und die Kontrolle über die bestehenden Formen der Besteuerung, der Tributzahlung und, vor allem, der Zwangsarbeit an sich zu reißen.
    Als Cortés und seine Männer am 8. November 1519 in der großen Aztekenhauptstadt Tenochtitlan eintrafen, wurden sie von dem Aztekenherrscher Moctezuma empfangen, der entgegen zahlreichen Empfehlungen seiner Ratgeber beschlossen hatte, den Spaniern friedlich zu begegnen. Was danach geschah, wird ausführlich in dem Bericht beschrieben, den der Franziskanerpriester Bernardino de Sahagún 1545 in seinem berühmten Florentiner Codex vorlegte:
    Und nachdem man am Palast angelangt … war, ergriffen sie ihn … Und danach wurden alle Geschütze abgefeuert … Furcht lagert über ihnen, wie wenn alles Volk einen Todesschrecken erfahren hätte. Ebenso, als schon die Nacht angebrochen war, war alles noch voller Furcht …
    Und nachdem der Morgen angebrochen war, wird ausgeschrien, was die Spanier alles nötig haben: weiße Maisfladen, gebratene Truthühner, Eier, frisches Wasser, Holz, Brennholz, Kohlen … Moctezuma befahl dies.
    Und nachdem sich die Spanier in der Stadt festgesetzt hatten, fragten sie Moctezuma aus nach allem, was zum Staatsschatz gehört … sie lagen ihm in den Ohren, erkundigten sich eifrig nach dem Golde. Und darauf führt Moctezuma die Spanier, sie umdrängen ihn, bilden einen Haufen um ihn, der in ihrer Mitte steht … ergreifen ihn, halten ihn an der Hand.
    Und nachdem sie an dem Schatzhause, das Teocalco genannt wird, angelangt waren, wurden alle Schmucksachen hervorgeholt, der Federschmuck der Tabasco-Leute, die Rangabzeichen, die Federschilde, die goldenen Brustscheiben … die goldenen Nasenhalbmonde, die goldenen Wadenringe, der goldene Handgelenkriemen, die goldene Stirnbinde. Danach wurde das Gold abgelöst, das an den Schilden befestigt war, und an allen den Abzeichen; und nachdem alles Gold abgelöst war, zündeten sie alle die verschiedenen Kostbarkeiten an, steckten sie in Brand …
    Und das
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